Nachdem wir uns in Nairobi mit allem Nötigen eingedeckt haben, geht es
nun Richtung Äthiopien. Für die Strecke bis zur Grenze, die unter Overlandern
als eine der schlechtesten Pisten Afrikas berühmt-berüchtigt ist, haben wir uns
mit Mia und Chris, zwei Schweden, die wir bereits in Moshi getroffen haben und
Marianne und Stan, einem australischen Ehepaar, verabredet.
Traditioneller Tanz
Sogar die Kleinsten
singen für uns
Annes Halsschmuck
haben wir dann auch noch erstanden
Sonnenaufgang am
Samburu River
Nach einem der schönsten Sonnenaufgänge der letzten Monate nehmen wir also
die Strecke nach Marsabit und weiter nach Moyale zur kenianischen Grenze in
Angriff. Wir werden schon auf den ersten Kilometern kräftig durchgerüttelt und kommen
mit maximal 30 km/h voran und so ist es nicht verwunderlich, als nach der
Hälfte der Strecke der vordere rechte Stossdämpfer seinen Dienst verweigert (der
Austausch war jedoch absehbar, nachdem die vorderen Stossdämpfer schon
mindestens 60'000 km geleistet haben). Der Stossdämpfer funktioniert zwar noch
mittelmässig aber wir drosseln unser Tempo vorsichtshalber für den Rest der
Strecke. In den kommenden Stunden schlucken wir viel Staub, da die Piste nur
aus Steinen, Löchern, rotem Sand und Wellblech besteht.
Unendliche Weite –
und alles zu Fuss
Staub, Staub, Staub
Übernachtet wird in einem von Schweizern geführten Bushcamp, in dem wir
auf eine Gruppe kenianischer Lehrer treffen, die ein Fest zum Abschluss der
Sportwettkämpfe in der Umgebung abhalten und uns kurzerhand zu frisch
geschlachteter, gegrillter Ziege (als wir ankommen, lebt die arme Ziege noch
;-() mit Ugali und scharfer Sosse einladen und offensichtlich ganz begeistert
sind, sich mit Touristen über ihr Schulsystem und kenianische Traditionen
auszutauschen. Die Arbeit wird zumindest in den ländlichen Gebieten Kenias
eigentlich ausschliesslich von den Frauen erledigt, ob Vieh hüten, Kochen, Holz
und Wasser holen oder die Kindererziehung, nur wenn es ums Geld geht, sehen
sich die Männer zuständig. Die europäische Arbeitsteilung im Haushalt können
sie nur schwer nachvollziehen und als nun Fabio für uns das Abendessen kocht,
trauen sie ihren Augen kaum, weil sich die Männer in Kenia der Feuerstelle
nicht einmal nähern dürfen. So können sie es sich nicht verkneifen, diesmal uns
zu fotografieren, um es später ihren Frauen und Freunden präsentieren zu können
:-). Bleibt nur zu hoffen, dass wir kein Lacher auf "Africa-You-tube"
werden.
Die Gefährten der
Wüste ;-)
Bushcamp in
Marsabit
Ständige
Wegbegleiter in Nordkenia
Fabio: Wie viele ich wohl für Anne bekommen kann?
Bis zur kenianischen Grenze benötigen wir weitere zwei Tage auf
schlechtester Piste und so sind wir froh, die Strecke nicht alleine fahren zu
müssen. Im Endeffekt sind wir uns einig, dass wir die hinter uns liegenden 450
Kilometer nicht freiwillig noch einmal (zurück-)fahren, komme, was wolle.
Der erste Eindruck von Äthiopien überrascht uns sehr positiv, vermutlich,
weil wir unsere Erwartungen den eher negativen "Geschichten" der anderen
Reisenden angepasst haben. Die Kinder kommen zwar in Scharen bettelnd angerannt,
wenn sie unser Auto sehen, aber längst nicht so aufdringlich, wie von vielen Reisenden
behauptet. Viele sprechen überhaupt kein Englisch und so rufen sie nur
"you, you, you" – "Birr, Birr, Birr", was gelegentlich vielleicht
aggressiv erscheinen mag, aber wenn man sie anlächelt und versucht, mit ihnen
ins Gespräch zu kommen, lassen sie davon sehr schnell ab. Ausserdem rufen sie
immer wieder "Heiland, Heiland, Heiland", wovon sich der ein oder
andere deutsch sprechende Tourist geschmeichelt fühlen könnte ;-), aber
eigentlich wollen sie nur leere Wasserflaschen um das Pfand einzulösen.
Highland ist dabei die bekannteste Marke Äthiopiens. Viele wollen aber auch nur
auf sich aufmerksam machen und versuchen es mit Tanzen, Hüpfen oder wild winkend
am Strassenrand. Ganz nach dem Motto, man weiss ja nie, vielleicht ist bei dem
einen oder anderen Touristen doch noch etwas zu holen. Oft wollen sie einen
auch nur anfassen, weil sie unsere Haut so weich finden oder ein Stückchen an
der Hand mit uns laufen. Überhaupt lassen sie uns meist in Ruhe, wenn wir zu
Fuss und nicht mit dem Auto unterwegs sind. Die Erwachsenen sind sehr
zuvorkommend und ähnlich wie in arabischer Tradition wird man in Äthiopien
nicht selten einfach zu einem Kaffee oder Tee eingeladen, im Hotel, wo man
übernachtet, von einem Ladenbesitzer oder einfach so von völlig fremden Leuten.
Äthiopien, ein Land für Kaffee-Liebhaber
Äthiopien gilt dabei als Ursprungsland des Kaffees und so ist es nicht
verwunderlich, dass man hier nicht einfach nur Kaffee bekommt, sondern die
ganzen Kaffeebohnen in einer besonderen Zeremonie über heissen Kohlen
aufgebrüht werden. Dazu gibt es regelmässig diverseste Räucherstäbchen und Stövchen,
so dass man in manchen Kaffeehäusern die Luft buchstäblich zerschneiden kann
und ganz benommen ist, wenn man es wieder nach draussen schafft.
Sie wäre am
liebsten mitgekommen
(Mia mit einem der unzähligen Kinder)
Unsere Kamera sorgt
für grosses Interesse
Typische Hütte in
Äthiopien
Äthiopien
hat sich auch sonst seine Besonderheit bis heute bewahrt. Als einziges Land in
Afrika nie kolonialisiert, hat es einen eigenen Kalender, der das Jahr in 12
Monate mit 30 Tagen und einen weiteren 13. Monat mit 5-6 Tagen unterteilt. Nicht
nur die Leute, sondern auch die äthiopischen Uhren ticken anders: Der Tag
beginnt bei Sonnenaufgang (sechs Uhr europäischer Zeit) und hat 12 Stunden. Die
Nacht hat ebenfalls 12 Stunden und beginnt um 18.00 Uhr europäischer Zeit, so
dass Auswärtige bei Zeitangaben der lokalen Bevölkerung, Fahrplänen oder ähnlichem
immer auf der Hut sein muss.
Gemeinsam fahren wir mit unserer Sechser-Gruppe ins Omo Valley, das auch
als "Museum der Völker" Äthiopiens bezeichnet wird. Der Südwesten des
Landes gilt als sehr ursprünglich und wird von unzähligen, teilweise nur wenige
tausend Menschen umfassenden urafrikanischen Nomadenstämmen bevölkert. Inmitten einer bergigen Naturlandschaft und teilweise recht abgeschieden
von der Zivilisation leben Aari, Banna, Hamer,
Karo, Arbore und Mursi in einer eigenen
jahrhunderte alten Welt voll von Riten, seltsamer Traditionen und Aberglaube. Die meisten bestreiten als Viehzüchter und Hackbauern
in recht karger Umgebung ihr Leben und die Armut ist, verglichen mit den bisher
bereisten Ländern, sehr gross. Auf den täglichen Märkten der Region kann man
neben den Grundnahrungsmitteln wie Mais und Kaffee auch Tierhäute, die als
Kleidung getragen werden, Schmuck und allerlei Gebrauchsgegenstände der
verschiedenen Volksstämme erstehen. Die meisten Stämme sind für ihre
ausgefallene Körperbemalung, Schmucknarben und ihren Kopfschmuck bekannt.
Insbesondere die Mursi-Frauen mit ihren Tellerlippen dürften vielen ein Begriff
sein.
Wir besuchen den Markt in Key Afer und haben einen Jungen bei uns, der
sich als Führer anbietet, für uns übersetzt und die Verhandlungen führt, wenn
wir verschiedene Gewürze oder Souvenirs kaufen wollen. Er erklärt uns auch die Unterschiede der
verschiedenen Volksstämme und die Bedeutung der dicken Eisenreifen um den Hals
der verheirateten Hamer-Frauen, die bei der Heirat vom Schmied vernietet
werden. Die Hauptfrau trägt einen besonderen Reifen mit einem vorstehenden
Griff, der einen Phallus als Fruchtbarkeitssymbol darstellt, die zweite Frau
mehrere einfache Eisenreifen, die sie beim Tanz ebenso wie die unzähligen
Messingreifen an ihren Armen rhythmisch aneinander schlagen kann, alle anderen
Frauen tragen Traditionellen- oder Lederschmuck. Die Hamer sind freundliche
Leute, auch wenn die Männer fast alle mit einer alten
Kalaschnikow, ein Symbol ihres Wohlstands, ausgerüstet sind. Ein Gewehr kostet
einige Rinder, die wie auch bei den Massai und Samburu in Kenia die Bezugsgröße
für nahezu alles sind.
Marktgeschehen in Key Afer
Bei der Hamer
tragen die Männer Minirock :-)
Junge Banna-Schönheit
Leider haben wir nicht die Gelegenheit, einem der traditionellen Feste
der Hamer mit dem "Bullensprung" beizuwohnen, der als
Initiationsritus für die Hamer-Jugendlichen gilt. Dabei sollen die Jungen, die
zu Männern werden wollen, begleitet von den Gesängen und Tänzen der Frauen, auf
den Rücken von bis zu 30 nebeneinanderstehenden Rindern hin und herlaufen. Das
erfolgreiche Bestehen der Probe bestätigt die Heiratsfähigkeit des Jungen. Auf
dem Markt haben wir einige Hamer gesehen, die eine lange, dünne Rute bei sich tragen, die
sie nach den Erklärungen unseres kleinen Guides für eine seltsame Sitte im
Zusammenhang mit dem Bullensprung, das Auspeitschen von Frauen, benötigen. Verlässt ein junger Mann seine Familie um zu heiraten,
lassen sich die
weiblichen Mitglieder der Familie und teilweise auch die künftige Braut
peitschen, um damit ihre Trauer über den Verlust und ihren Mut oder aber ihre
Zuneigung (Braut) zu zeigen. Je mehr Schläge
sie aushalten, desto mehr ist dies ein Beweis ihrer Liebe zu dem jungen Mann
und so sieht man nicht selten junge Mädchen, die stolz die Narben dieser
Rituale auf dem Rücken tragen. Für uns ist die Rolle der Frau in diesen
kulturellen Kreisen eher befremdlich. So sind beispielsweise schlimmste
Verstümmelungen durch Beschneidungen der jungen Mädchen im Alter unter 10
Jahren an der Tagesordnung. Frühes Zwangsheiraten und die untergeordnete
Stellung der Frau sind offen ersichtlich, daneben gibt es jedoch noch weitere
unzählige Riten, die dem normalen Touristen verborgen bleiben. Sehr informativ
zu den Kulturen der verschiedenen Stämme, die ethnologisch alle miteinander eng
verwandt sind, ist eine Ausstellung des South Omo Reserch Center in Jinka, die
wir besuchen und in der man häusliche Gegenstände, Lebensgewohnheiten und
Kleidung der Völker der Omo-Region miteinander vergleichen kann. Besonders
kurios fanden wir das Verhalten bei den Karo, wo es den Ehefrauen nicht
gestattet ist, ihre Männer vor der Geburt des ersten oder zweiten Kindes (je
nach Familienkreis) anzusprechen.
Alle wollen mit
auf's Foto
Nachdem es fast zwei Tage lang ununterbrochen regnet entscheiden wir uns
gegen einen weiteren Abstecher zu den Mursi, die ganz abgeschieden im Hochland
leben. Wir wollen unseren "hinkenden" Mani nicht noch unnötig über
schlechte Strassen quälen. Irgendwie leidet man mit dem Auto ja mit :-). Wir
erfahren dann noch durch die Erzählungen einer österreichischen Reisegruppe,
dass die Eindrücke bei den Mursi teilweise zooähnliche Züge annehmen und es den
Touristen nicht erlaubt wird, ein Mursi-Dorf zu betreten, sondern sie vorher
auf dem Parkplatz abgefangen werden, ein paar Fotos gegen Geld machen dürfen
und dann wieder weggeschickt werden. Wir haben ja aber gerade Interesse daran,
die Völker in ihrer Umgebung zu sehen, wie sie leben, ihre Traditionen und
Bräuche und so wollen wir es nicht unterstützen, dass einige Mursi-Dörfer
mittlerweile vor sich hin verfallen, weil Felder nicht mehr bestellt und die
Hütten nicht unterhalten werden, nachdem sich die Mursi, insbesondere die
Frauen, teilweise nur noch als Anschauungsobjekt für Touristen gegen entsprechendes
Entgelt verstehen. Stattdessen fahren wir weiter nach Arba Minch, das für seine
Krokodilfarmen bekannt ist und geniessen einen wunderschönen Blick auf den
Afrikanischen Grabenbruch.
Aussicht von der Hotelterasse in Arba Minch
Von Arba Minch geht es weiter Richtung Addis Abeba durch das Hochland
von Äthiopien und als hätten wir es nicht geahnt: Äthiopien ist das Land der
Schlangen, denn mitten auf der Strasse liegt ein Exemplar, grösser als jede
Schlange, die wir jemals gesehen haben. Leider ist das Tier nicht mehr ganz so
lebendig, wie wir es gerne hätten und als wir uns nähern, liegt ein bestialisch
stinkender Geruch in der Luft. Wir halten die Schlange anfangs für eine tote
Kuh oder ein Stück Holz und fahren fast daran vorbei, aber als die
Einheimischen mit ihren Macheten stolz auf das Tier weisen, setzen wir zurück
und sind nun sicher, dass wir unsere Spaziergänge durch die wunderschöne Natur
in Äthiopien auf ein Mindestmass beschränken werden ;-).
Felsphyton - nicht mehr viel übrig, aber man
beachte die
Grössenverhältnisse (Beine oben rechts)
Nun sind wir in Addis Abeba und mal wieder, ebenso wie die anderen, mit
der Reparatur unserer Autos beschäftigt. Mani bekommt nach der schlechten
Strasse in Nordkenia neue Monroe-Stossdämpfer vorne, eine neue Service-Batterie
sowie nochmals einen Generalcheck. Kleinkram im Vergleich zu Mia und Chris,
deren Motorrauminnenleben in seine ganzen Einzelteile zerlegt wird, nachdem der
Motorraum nicht nur voller Öl ist, sondern sie nun auch noch an Dieselverlust leiden.
Diverse Dichtungen, u.a. zwischen Motor und Getriebe, müssen auswechselt werden
und eine Generalreinigung ist angesagt. Aber, in den letzten 8 Monaten haben
wir ja gelernt, auf die Fähigkeiten der afrikanischen Allesreparierer zu vertrauen,
also wird wohl auch das gutgehen :-). So haben wir Zeit, die gute äthiopische
Küche zu geniessen und die unzähligen Souvenirläden der Stadt zu durchstöbern.
Injera, ein
säuerlicher Teigfladen, den man mit Bohnenmus,
Geschnetzeltem oder Gemüse isst
Addis Abeba ist die drittgrösste diplomatische Hauptstadt der Welt und so
ist neben 120 Botschaften auch der Hauptsitz der Afrikanischen Union (AU)
vertreten. Ein imposantes Gebäude, ganz aus Glas, mit den grossen
Verwaltungsgebäuden in Brüssel durchaus vergleichbar. Addis Abeba selbst ist
keine Schönheit, aber wie so manche afrikanische Hauptstadt lebt Addis von den
Leuten und wird in der aktuellen Regenzeit mindestens einmal pro Tag unter Wasser
gesetzt. Ganze Bäche stürzen die Strassen herunter, denn in der Stadt herrscht
ein Höhenunterschied von rund 600 Metern. Mit den kleinen Peugeot Taxis unterwegs
heisst das: Füsse auf die Polster legen und hoffen, dass das Gefährt nicht
einfach mit den Fluten mitgerissen wird. Aussteigen ist dann eine echte
Herausforderung und läuft Manis Heizung zwecks Kleidertrocknen täglich auf
Hochtouren ;-).
Wir nutzen die Zeit jedoch auch um ein kleines Problem an der
Radaufhängung zu lösen. Da in Nairobi beim Service die Muttern an der
Radaufhängung nicht richtig angezogen wurden, hatte unsere Spurverbreiterung
hinten Spiel und deshalb sind auf der "wunderbaren" Strecke nach
Moyale nun zwei Schrauben davon durchgebrochen und bei den dazu gehörenden
Muttern die Gewinde beschädigt. Eigentlich eine kleine Sache, aber da die
Spurverbreiterung kein Originalteil von Toyota ist, sind die Muttern kürzer als
die Originalradmuttern und somit sieht die Sache ganz anders aus. Unterwegs
nach Addis konnten wir das Problem nur notdürftig flicken und so suchen wir uns
durch den ganzen Ersatzteilmarkt, ohne jedoch Erfolg zu haben. Nun denn, wir
entscheiden uns, Original-Radmuttern von Toyota zuschleifen zu lassen, was an
der Funktionalität nichts ändern sollte. Wir sind etwas perplex, als wir die Original-Spare
Parts bei Toyota kaufen wollen, Die Garage uns jedoch mitteilt, dass wir für
ganz normale Toyota-Muttern rund einen Monat warten müssen. Dabei haben wir die
Originalmuttern an jedem kleinen Toyota-Shop in der Stadt gesehen (ob Original
oder nicht, weiss man natürlich nie…). Überhaupt, wir werden freundlich zur Tür
gewiesen, ohne dass irgendeine Person in dieser offiziellen und grossen Garage
fragt, was eigentlich unser Problem ist oder ob Sie uns anderweitig
weiterhelfen können, schließlich sind wir ja Toyota-Kunden. Wir haben bisher ja
bereits die Erfahrung gemacht, dass die Toyota-Garagen zwar teuer sind, aber
falls Du wirklich ein Problem hast, solltest Du als Toyota-Kunde auf keinen
Fall bei einer Toyota-Garage anklopfen. So nehmen wir die Angelegenheit selbst
in die Hand und fahren in eine Landrover – Garage, die unsere Muttern
zuschleift und nicht einmal etwas dafür verlangt. Vielen Dank an den fleissigen
Konkurrenten!
Nach rund 6 Tagen verlassen wir das Holland House, wo wir genächtigt
haben und machen uns gemeinsam mit Cocky und Wietze, unseren Reisekollegen aus
Holland, die wir unverhofft in Addis wiedertreffen, auf Richtung Lalibela.
Unser Auto läuft wieder wie es sollte und wir merken bald, dass dies wohl auch
nötig ist. Die Strasse führt durch wunderschöne Berglandschaften und es geht
immer weiter aufwärts. Die Pässe die wir überqueren befinden sich auf 3000-4000
Metern und so kommt Mani teilweise ziemlich ins Schnaufen. Die Luft auf dieser
Höhe ist so dünn, dass unser Saugdiesel Höchstarbeit leisten muss, damit der
Motor genügend Sauerstoff bekommt und so kommen wir nur langsam aber stetig
vorwärts. Dann ist es endlich soweit, auf einer Höhe von rund 3250 Metern erreichen
wir den ersten Tunnel Afrikas auf unserem gesamten Weg und Fabio bekommt als
Schweizer gerade ein bisschen Heimweh ;-). Durch den Reiseführer erfahren wir,
dass dieser Tunnel rund 587 Meter lang ist und von der Zeit der italienischen
Besatzung gebaut wurde, kurz bevor diese in die Flucht geschlagen wurden. Der
Tunnel heisst denn auch Mussolini-Tunnel und kurz nach dessen Durchquerung
eröffnet sich uns eine wunderschöne Hochgebirgslandschaft, bei strömendem Regen.
Höchster von uns je
befahrerer Tunnel mit Heimweh-Feeling
Wir fahren weiter Richtung Tal und schlagartig verändert sich die
Vegetation. Nach der fruchtbaren Bergwelt ähnelt nun alles eher wieder
Wüstengebieten und wir treffen wieder viele Kamele und Kakteen an. Auf halber
Strecke machen wir bei einem Hotel halt für die Nacht und sofort haben wir
wieder viele Leute ums Auto, das heisst vor allem hinter dem Auto, da die Leute
wie eigentlich immer unsere Aufkleber bestaunen.
Manis Hinterteil
wird immer wieder gerne bestaunt ;-)
Die weitere Strecke führt uns wieder in die Highlands und über Pässe,
deren perfekte Teerstrassen weder über Absperrungen noch Leitplanken verfügen. Und
wieder geht es auf rund 3600 Meter über Meer und wir sind ganz erstaunt, als
wir auf dieser Höhe Kornfelder vorfinden und Leute in der vorherrschenden Kälte
Barfuss die Strasse entlanglaufen. Ob Ziegen auf dem Auto, Beladephilosophie der
LKW oder Landschaftskuriositäten, Äthiopien ist eben immer wieder für
Überraschungen zu haben.
Kleiner Mani,
grosses Massiv
Mit dem Stock
werden die Paviane vertrieben
Beladung à la
Äthiopia
Am späten Nachmittag erreichen wir unser Ziel Lalibela und finden auch
sofort eine Bleibe zum campen für die Nacht, unsere Reisekollegen Cocky und
Wietze nehmen ein Hotelzimmer. Nach einem kurzen Nachtessen verabreden wir uns
für den nächsten Tag zur Besichtigung der berühmten Felsenkirchen.
Neben der kulturgeschichtlichen Bedeutung von Lalibela sind die Kirchen
bis heute die wichtigsten Heiligtümer Äthiopiens. Eine Überlieferung besagt,
König Lalibela habe den Wunsch gehabt, in Jerusalenm begraben zu werden und so
habe er ein neues Jerusalem in Lalibela errichtet. Dass die Kirchen Bezüge zu
den heiligen Stätten Palästinas aufweisen, steht ausser Frage, dies bezeugen
schon die Namen der Kirchen. Für den Laien ist Lalibela eher ein Labyrinth aus
Stein, Höhlen und unförmigen Gängen, dazu noch mittelalterlich anmutende
Priester, verhutzelte Mönche und Nonnen und orthodoxe Gesänge.
Wir engagieren einen Führer und sind sofort begeistert, als wir die
erste der elf Kirchen erblicken. Die Kirchen sind nicht so prunkvoll wie die
bekannten Kirchen in Europa, aber die Entstehungsgeschichte begeistert uns. Die
elf Kirchen wurden im 12. Jahrhundert mit Hammer und Meissel in nur 23 Jahren aus
den Felsen gehauen. Die minutiöse Planung die dahintersteht, ist eindrucksvoll,
wenn man dazu noch bedenkt, dass diese Leute sich vom Dach zum Boden durchgearbeitet
haben und somit alles spiegelverkehrt planen mussten. In der Umgebung der
Felsenkirchen stehen heute mehr oder weniger nur Baracken oder einfache Strohhütten
und so ist der Kontrast von früher Baukunst und heutiger
"Architektur" fast schon bizarr. Unser Guide erklärt uns eine Menge
über die Zeit von König Lalibela, die gesamte Ortschaft und die kirchlichen
Zeremonien und so wird dies einer der "historischen" Afrikatage, der
von unserer Seite aus nur weiterempfohlen werden kann.
Unglaublich, aus
dem Stein gehauen!
Zeremonie der
Geistlichen in Lalibela
Gläubiger Mönch in
Lalibela
Das wohl
bekannteste Kreuz / Kirchengebäude Afrikas
Von der Seite
Nun geht's weiter in die Kaiserstadt Gondar und Richtung Sudan, dann
freuen wir uns auf Sonne, Sand, heisses Klima und den arabischen Raum.
Habe mich gleich nach unserem 45-minütigem Skypen auf manigoes... geklickt und mich - wie jedes Mal - über eure tolle Reisebeschreibung und die Fotos gefreut. Kann es kaum erwarten, wenn ihr endlich wieder zurück seid!!! Ihr habt ja sicher endlos viele Fotos im Gepäck, das werden lange Abende ...
AntwortenLöschenGutes Gelingen durch den Sudan nach Ägypten. Bis bald, dicker Kuss von Momi
Es ist wunderbar, was ihr alles seht und erlebt.
AntwortenLöschenWir reisen mit Euch!
Weiterhin viel Spass und bleibende Eindrücke
- oliver und corinne -
Esist kaum zu glauben, was ihr alles erlebt. Eure Reisebeschreibung und die wunderbaren Fotos begeistern mich immer wieder.Bleibt schön gesund und geniesst die noch vor euch liegende Zeit. Bis zum nächsten Mal alles Gute Eure Emaus.
LöschenHey Ihr beiden!
AntwortenLöschenbrilliante Bilder&bildhafte Abenteuer!
bleibt gesund! Viel Spass weiter!