Sonntag, 4. März 2012

Abschied Zimbabwe + Abenteuer in der Central Kalahari


Die Vic-Falls haben es uns recht angetan und so bleiben wir insgesamt 6 Tage dort. Den geplanten Rundflug über die Fälle haben wir auf unsere Zeit in Zambia vertagt, weil es nur von dort aus die Möglichkeit gibt, die Vic-Falls mit dem Segelfliegen zu verbinden.
Statt dessen können wir die ganze Wucht der Zambesi - Wassermassen bei einer Wild-Water-Rafting-Tour erleben. Gemeinsam mit Nicole und Dieter und unserem Guide geht es durch verschiedene Stromschnellen, bei denen die ganze Kunst darin besteht, nicht mit dem Boot zu kentern. Von 4 Booten sind wir das einzige, das dieses Kunststück tatsächlich schafft, auch wenn unser Guide uns manchmal ziemlich mit "fast, faster…" anfeuern muss, damit wir gegen die immer wilder werdenden Wellen überhaupt ankommen. Auch Dieters Pfadfinderkünste haben zu der sinkfreien Tour beigetragen, der mit einem stetigen "Zeh" den Takt für ein gemeinschaftliches, einheitliches Rudern angegeben hat. In regelmäßigen Abständen heisst es "down", hinknien und nur noch irgendwie an der Sicherheitsleine festklammern und ja nicht das Paddel verlieren, wenn das Wasser mit einer heiden Wucht das Boot aufstellt und über die Seitenwände schwappt. Nach drei Stunden Rudern sind wir fix und fertig (wir freuen uns schon auf den Muskelkater ;-), haben fast schon Schwimmhäute zwischen den Fingern, aber insgesamt war die Tour ein riesen Spass.

 
                               Paddelerlebnis im Quartett

Für uns heisst es am nächsten Tag, Mani wieder zu aktivieren und nach Botswana weiterzureisen, wo wir mit Patrick und Hannes eine gemeinsame Tour durch die Central Kalahari geplant haben. Die beiden und Nina (Auto) haben wir bereits in Lesotho getroffen und gemeinsam einen gemütlichen Grillplausch am Sani-Pass abgehalten. Nun wollen wir die unendliche Weite der berühmten Halbwüste in Angriff nehmen und sind froh, dabei begleitet zu werden. Nicole, Dieter, danke für die tollen Tage an den Vic-Falls und wir hoffen sehr, Euch in Malawi wiederzutreffen!

Wir lassen die Vic-Falls hinter uns und fahren schnurstracks Richtung Süden via Bulawayo nach Botswana. Wir fassen ein Treffen innerhalb der nächsten 5 Tage in Gaborone ins Auge, die genaue Strecke und alles Weitere wird dann bei einem Kaffee besprochen. Das ist wohl das weiteste Käffchen, zu dem wir je gefahren sind :-), 1300 km Richtung Süden, die anderen beiden kommen aus Kapstadt Richtung Norden, ebenfalls mindestens so viele Kilometer. Und ohne die Pointe vorwegnehmen zu wollen, trotz 2500 km Entfernung kommen beide Autos mit nur 30 Sekunden Zeitverzögerung auf dem Campingplatz in Gaborone an. Das nennen wir (Schweizer)-"Timing"!

Auf dem Weg zur Grenze nach Botswana passieren wir auf zimbabwischer Seite wieder unzählige Polizeikontrollen, bei denen einer der Beamten kurz vor der Grenze doch noch einmal versucht, die "dummen" Touristen über's Ohr zu hauen. Als wir auf die Strassensperre zufahren, sind die Beamten gerade damit beschäftigt, das vor uns fahrende Fahrzeug zu kontrollieren. Also bremsen wir ab und rollen langsam bis zur Sperre vor. Der Polizeibeamte möchte diesmal keine Papiere sehen, sondern fragt uns, warum wir nicht an dem ca. 10 Meter vor der Sperre aufgestellten Stop-Schild gehalten hätten, wir müssten jetzt eine Busse wegen Überfahren des Stop-Schildes zahlen. Wir schauen uns nur an und sagen beide wie aus einem Mund und voll entrüstet "No, we don't pay a fine" mit der Erklärung, wir hätten schließlich am Stop-Schild angehalten, seien dann aber vorgefahren, weil keiner reagiert und sie schließlich mit der Kontrolle des vorausfahrenden Fahrzeugs beschäftigt gewesen seien. Unsere Entschlossenheit verdutzt den Beamten dabei offensichtlich so, dass er uns ohne Busse und ohne Kontrolle irgendwelcher Papiere sofort weiterfahren lässt ("…then you can go…"). Ein wenig Dreistigkeit ist offensichtlich manchmal ganz hilfreich ;-).

 
                                 Zum Glück hat Mani einen grossen Tank…

Wir legen auf unserer 1300 km-Strecke einen Zwischenstop in Francistown ein, einem sehr beschaulichen Örtchen ohne Sehenswürdigkeiten dafür mit umso mehr Geschäften, in denen man wirklich alles kaufen kann. Neben den üblichen Erledigungen wie Geld holen, Einkaufen usw. suchen wir für Fabio einen Friseur, um die mittlerweile lange Mähne etwas stutzen zu lassen (sonst kann er den Kalahari-Löwen bald Konkurrenz machen :-). Auch der ist in Francistown schnell gefunden, aber auf unsere Frage, was denn ein Männerhaarschnitt koste und ob es möglich sei, sofort einen Termin zu bekommen, lachen die Angestellten nur, tuscheln und unterhalten sich in Setswana, der nationalen Amtssprache Botswanas. Als wir wissen wollen, was denn nun los sei, erklären sie uns schon fast entschuldigend: "Sorry, but we can't cut your hair!" …"why, do you have no time?"… "no, we don't know, how to cut such kind of hair"… Da können selbst wir uns das Lachen nicht verkneifen… Da spazierst du in einen Friseursalon, gross angeschrieben, mit verschiedensten Shampoos und Plakaten im Schaufenster wie in Europa und es findet sich keiner, der sich mit einer Schere an Fabios Haare traut. (Zu guter Letzt hat Anne dann in der Kalahari die Schere zur Hand genommen, Topfschnitt ahoi :-).

Die Nacht verbringen wir auf einem Campingplatz ca. 150 km hinter Francistown mit dem schönsten stillen Örtchen, auf dem wir bisher "thronen" durften und gönnen uns angesichts der im Verhältnis zu Zimbabwe sehr moderaten Preise mal wieder ein Essen im Restaurant, 400 g Rinderfilet mit verschiedenen Beilagen für umgerechnet 10 Franken.

 
                                             Stilles Örtchen mit Stil

In Gaborone gibt es dann ein freudiges Wiedersehen mit Patrick und Hannes. Wir sind gerade aus dem Auto gestiegen und auf dem Weg zur Rezeption des Camps, da rollt der blaue Landi um die Ecke. Wir beschliessen, einen Tag Pause in Gaborone einzulegen: Besorgungen für 10 Tage Kalahari, Routenplanung, Wäsche waschen und für Mani neue Stossdämpfer besorgen, nachdem die nur noch ein deutliches Quieken von sich geben und am Auslaufen sind.

Wie wahrscheinlich jeder haben wir viel zu viel eingekauft und die beiden Autos platzen aus fast allen Nähten, als wir losfahren. Rund 850 km Offroadstrecke liegen vor uns, von Süden nach Norden quer durch die Wüste, die in der Regenzeit eher einer Savannenlandschaft gleicht. Dabei gilt die Regel, dass es keine Möglichkeit gibt, unterwegs an Trinkwasser oder Diesel zu gelangen (von den Wasserlöchern der Tiere mal abgesehen). Immerhin gibt es eine Pistenkarte und auf der Route verschiedene offizielle Buschcamps, die man im vornherein buchen muss (auch wenn man dann gelegentlich woanders übernachtet :-). Zusätzlich muss man die Anzahl der Reisetage festlegen, damit sie einen suchen können, wenn man am anderen Ende des Central Kalahari Game Reserves nicht mehr auftaucht (bei einem Gebiet von mehr als 50'000 Quadratkilometern kann man das Vorhaben dann wohl als die berühmte Suche nach der Nadel im Heuhaufen bezeichnen). Die Kalahari Wüste bedeckt mit rund 1 Mio. Quadratkilometern 80 % Botswanas, das Central Kalahari Game Reserve ist das grösste Naturschutzgebiet Afrikas. Zur Kalahari gehören auch die grössten Salzpfannen der Welt, die sich in der Regenzeit zu riesigen Seen füllen können und dann vor allem Brutstätte der Flamingos sind. Ansonsten sind die Pfannen weiss über grau bis violett, völlig eben und vegetationslos und nach der Central Kalahari unser nächstes gemeinsam angestrebtes Reiseziel.

Da wir erst am Nachmittag in Gaborone starten, schaffen wir nicht mehr die gesamte Strecke bis zum Süd-Gate der Central Kalahari und so sind wir gezwungen, irgendwo unterwegs ein Übernachtungsplätzchen zu suchen. Wild campen ist in Botswana zwar grundsätzlich erlaubt (da scheiden sich die Reiseführer und Erfahrungsberichte) und mit 2 Autos an sich auch kein Problem, aber an der Überlandstrasse Richtung Kalahari will sich einfach kein passendes Plätzchen finden. Also halten wir in Letlhakeng als es fast dunkel wird, dem letzten Örtchen vor der Wüste, das aber weder ein Hotel oder ein Campingplatz noch einen Truck Stop hat. Und nun? Wir hoffen auf den Frauenbonus und so darf Anne in den nächstgelegenen "General Dealer Shop" marschieren und sich nach einer Übernachtungsmöglichkeit erkundigen. Vielleicht privat, irgendwo im Garten :-)? Und tatsächlich, nach kurzer Diskussion der anwesenden Hausfrauen und älteren Herren im Shop, Annes entschuldigender Erklärung, man habe Probleme mit dem Auto gehabt und erreiche heute das geplante Camp in der Central Kalahari nicht mehr, sowie ein, zwei Scherzchen ist das Eis gebrochen und eine der Frauen bietet an, uns mitzunehmen und im Garten ihres Bruders campen zu lassen. Als wir dort ankommen, ist sofort die ganze Grossfamilie um uns herum, dutzende Kinder, Onkel, Tanten, Ziegen, Hunde und und und.... Der Bruder ist zufällig gerade abwesend, geschäftlich unterwegs, und so dürfen wir das ganze Haus nutzen, das sie extra noch in Windeseile für uns putzen. Wir haben fast ein schlechtes Gewissen und kramen mal wieder unseren Beamer heraus, um zumindest den Kindern mit "Madagaskar" eine Freude zu machen. Auch wenn sie es nicht erwarten, lassen wir am nächsten Morgen noch eine Kleinigkeit da und nehmen die Hausherrin wenigstens mit ins Dorf zur Arbeit.

 
                                 Afrikanische Grossfamilie ;-)

Dann kann das Kalahari-Abenteuer beginnen. Es geht Kilometer weit durch Savannenlandschaft, ist brütend heiss bei 40 Grad und ab und zu sehen wir kleine Antilopenherden sowie hunderte von Vögeln, ansonsten dominiert das Gefühl von unendlicher Weite. Man sagt, nirgendwo sonst im südlichen Afrika könne man das Gefühl von Einsamkeit und Weite mehr empfinden als hier… wird wohl stimmen ;-).

 
                                Typische Ebene in der Kalahari

 
                                 Team Nina und Team Mani in der Salzpfanne

Unser erstes Camp schlagen wir im Khutse Game Reserve im Süden der Kalahari direkt mit Blick auf eine Salzpfanne auf. An unserer Wagenburg marschiert auch gleich am nächsten Morgen kurz nach dem Aufstehen ein Rudel Löwen vorbei und so ist das Safari-Feeling von Anfang an perfekt. Das zweite Camp nach 120 km liegt dann wirklich mitten in der Wüste, keine Facilities, keine Feuerstelle, nur ein altes Holzschild, das einen Sandplatz unter einer Baumgruppe als Camp ausweist. Nun denn, wir sind ja Selbstversorger und die Buschtoilette ist auch schnell eingerichtet und so schaffen wir es gerade noch, unser Abendessen zu grillen, bevor ein kurzes, heftiges Gewitter über unser Camp zieht. Eine willkommene Kalahari-Dusche :-), der Regen reicht sogar zum Haarewaschen.

                                Buschcamp …und wo sind die Löwen?

Weiter geht es durch Tiefsand und, angesichts des Regens vom Vorabend, über teilweise sehr rutschigen Schlammboden in den Salzpfannen Richtung Norden. Wir haben den Vorher-Nachher-Vergleich mal fotografisch festgehalten, wobei wir mit Sicherheit sagen können, dass Team Nina offensichtlich die grösseren "Schmutzfinken" von uns sind. Oder liegt das am sportlichen Fahrstil von Hannes und Patrick :-)?

 
                                 Fahrspass in der Kalahari

                                Achtung rutschig!
 
                                Kalahari - Lackierung :-)…

Die üblichen Safari-Schnappschüsse dürfen natürlich nicht fehlen, auch wenn wir leider keinen Löwenbesuch im Camp erleben. Einmal richtig auf "Tuchfühlung" mit dem König der Tiere, natürlich aus sicherer Entfernung im Auto, wäre sicher ein tolles Erlebnis.

 
                                Gemütlicher Kalahari-Löwe

                                Macht seinem Namen alle Ehre - Löffelhund

                                Gepard bei der Jagd, leider ohne Erfolg

 
                                                 Das haben wir nicht geschafft…

Nachdem das Reisen im Quartett die letzten Tage riesig Spass gemacht hat, hängen wir nach 8 Tagen Kalahari gleich noch zwei Übernachtungen im Makgadikgadi-Nationalpark entlang der Salzpfannen dran. Als wir an der Parkgrenze ankommen, staunen wir nicht schlecht: Zur Rezeption ist ein Übersetzen mit der Fähre angesagt. Ob diese unser Gewicht wohl tragen kann? Da der Fluss nicht allzuviel Wasser führt, können wir zwar nicht sinken, aber die Fähre sitzt leider auf, nachdem wir Mani nach dem dritten Anlauf und mit genügend Schwung die steile Rampe heraufbuchsiert haben. Da ist Manpower gefragt und sie schaffen es doch tatsächlich, die mindestens 5 Tonnen (Fähre und Mani) von Hand ins tiefere Wasser zu schieben. Am anderen Flussufer dann das gleiche Problem, wir sitzen auf, bevor wir dicht genug an der Böschung sind, um mit dem Auto von der Rampe zu fahren. Und dann das Ganze noch mal zwei. Die 15 Franken je Auto für die Überfahrt mussten sich die Fährmänner redlich verdienen!

 
                                Ein Mammut geht baden

                                Blick über eine Salzpfanne

Die Salzpfannen sind recht beeindruckend, auch wenn es in der Regenzeit nicht möglich ist, durch die Salzpfannen zu fahren und ein Grossteil bewachsen ist. Wir finden dennoch ein recht trockenes Stück auf dem Weg zu den Baobab Baines, einer Ansammlung von Baobabs (Bäumen) inmitten der Salzpfannen, und können so doch noch ein wenig Offroad-Fahrspass geniessen, bevor wir nach Maun weiterfahren, um uns dort wieder mit Lebensmitteln und Diesel einzudecken.

 
                                                  …kommt man sich gerade klein vor…

 
                                Kalahari Rennfahrer (Patrick und Hannes)

                               Abendstimmung in der Kalahari

5 Kommentare:

  1. Tolle Actionbilder in der Zentral Kalahari - ihr seid richtige Overlander!!
    Überhaupt geniessen wir es mit Euch mitzureisen - wenn auch nur über den Blog;-)
    Macht unbedingt weiter so und geniesst die Zeit in Afrika.
    Liebe Grüsse mit viel Fernweh aus Hermiswil
    - Oliver und Corinne -

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    1. Hallo, meine beiden Wellenreiter und Finneks (Wüstenfuchs, weiss allerdings nicht, ob diese Art auch in Afrika vorkommt :-) ), war wieder fein, mit euch zu reisen. Bin froh, dass ihr alles super
      gemeistert habt. Lasst euch umärmeln von Momi

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    2. An Euren Erlebnissen teilhaben zu können ist genial.Ich freue mich für Euch, dass ihr sämtliche evtl. Schwierigkeiten so gut
      meistert!! Für die Zukunft weiterhin viel Mut und geniesst die Zeit; jeder Tag ist ein Geschenk. Bis bald Patentantchen.

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  2. Momi zum zweiten: der Wüstenfuchs heisst Fennek (mit "e"), ja, ja, immer dieses Halbwissen der Rästelrater ... Erst nachgucken, dann schreiben :-)

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  3. Gits dia vorher-nachher Bilder à la Nina und Mani au vum Fabio (Löwamähna-Topffrisur)??
    Danka für dia geniala Pricht!
    Grüassli
    Vanessa & Patrick

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