Mittwoch, 21. März 2012

Fliegen mal anders...


Nach unserem Wüstentrip in der Kalahari quartieren wir uns in Maun im Old Bridge Backpackers mit direktem Blick auf den Fluss und Bar für das Feierabendbierchen ein.
Zusammen mit Patrick und Hannes relaxen wir bei "Domino" und "Hosa aba" (für uns Deutsche "Hosen runter", wörtlich haben wir das aber natürlich nicht genommen :-), einem Kartenspiel mit gute Laune-Potential. Abends wird gegrillt und trotz mindestens 35 Grad können wir es uns nicht verkneifen, das zweite Schweizer Käsefondue mit einer guten Flasche Wein zu öffnen. Nachdem unsere Reisekombo so gut funktioniert, haben wir beschlossen, nach einer kurzen Zeit "auf Distanz" zusammen durch Malawi zu fahren, nachdem Nicole und Dieter, die anderen beiden Schweizer-Overlander leider als Racing-Team ;-) bereits die tanzanianische Grenze erreicht haben und wir sie nicht mehr einholen werden. Also heisst es für uns zunächst Richtung Chobe Nationalpark aufzubrechen, während Hannes und Patrick in den Moremi Nationalpark (Okavango Delta) fahren, den wir uns für unseren Rückweg durch Botswana aufheben wollen. Eigentlich könnte man meinen, wir hätten mit der Kalahari und den Salzpfannen erst einmal genug Safari hinter uns und tatsächlich stellt sich bei uns auch fast ein wenig Safarimüdigkeit ein, aber Botswanas Attraktion ist nun mal die Natur. Also buchen wir zwei Übernachtungen im Chobe Nationalpark, auch wenn die 50 USD Camping-Gebühren pro Person und Nacht (exkl. Parkeintritt) an unserem Geldbeutel ganz schön zehren. Wir sind mal wieder erstaunt, welche Preise Touristen offensichtlich zu zahlen bereit sind, wobei der Nationalpark im Vergleich zum Okavango-Delta noch "preiswert" ist. Das Preis/Leistungsverhältnis der "Luxuscamps" fällt eher bescheiden aus, nicht einmal die Elektrizität auf den Toiletten funktioniert. Von der fehlenden Freundlichkeit sowie der Bereitschaft, Feuerholz zur Verfügung zu stellen ganz zu schweigen… Bevor wir das Okavango-Delta anschauen, müssen wir wohl noch mal Lotto spielen, zumindest wenn wir im Delta in einer der Lodges übernachten wollen…

Unsere Investitionen haben sich dank der Tierbestände aber doch ausgezahlt. Wir sehen hunderte Elefanten, Hippos, Löwen, riesige Büffel- und Giraffenherden und werden in unserem ersten Camp sogar von einem Elefantenbullen begrüsst, als wir auf unseren Platz fahren. Wildnis zum Greifen nah…

                               "Wilde" Begrüssung im Camp

 
                                Was für ein elegantes Tier

                               Badespass

                               …und wie kommt man hier jetzt wieder raus?!

Zum zweiten Bushcamp müssen wir rund 150 Kilometer durch den ganzen Nationalpark fahren und da wir natürlich als richtige "Overlander" nicht die Teerstrasse nehmen wollen, wählen wir eine Strecke durch Tiefsand, über "Wellblech"-Pisten (harter Gravel-Boden, der durch die Benutzung wie Wellblech aussieht) und mit nicht unbeachtlichen Pfützen auf der Strasse, die dank Manis Allrad aber kein Problem sind. Im Camp haben wir einen direkten Blick auf den Chobe-Fluss und die angrenzenden Sumpfebenen und so können wir beim Barbeque Elefanten, Hippos und Riedböcke bei Vollmond direkt vor unserer Nase grasen sehen. Wir selbst sind Attraktion für eine Horde Paviane, die sich ausgerechnet die beiden Bäume auf unserem Platz für ihre Nachtruhe ausgesucht haben und ihre Anwesenheit mit mehrstündigem Toben durch die Bäume und angrenzenden Büsche lautstark verkünden. Dank unserem Feuer halten sie von uns (und unserem Essen) glücklicherweise gebührenden Abstand, auch wenn unser Grill-Mais jederzeit aufmerksam beobachtet wird.

So friedfertig wie der Elefantenbulle in unserem ersten Camp sind dann leider nicht alle dieser Kolosse. Tagsdrauf, auf unserer Rundfahrt durch das Sumpfgebiet treffen wir auf eine Gruppe "Halbstarke", die am anderen Ufer des Flusses grasen, während wir uns vorsichtig nähern und in gebührendem Abstand anhalten. Nach einer gewissen Zeit der Beobachtung überquert die Elefantenherde den Fluss und wechselt die Richtung, direkt von hinten kommend, auf uns zu. Wir fahren vorsichtshalber ganz langsam ein Stückchen an, was einen der Bullen offensichtlich derart provoziert, dass er mit aufgestellten Ohren und trompetend in einem Affenzahn hinter uns herrennt. Zum Glück ist dabei noch ein Baum im Weg und so haben wir genügend Zeit, auf's Gas zu treten und das Weite zu suchen, bevor er uns erwischt. Irgendwann nach etwa 50-100 Meter gibt der Jäger auf und dreht hoch erhobenen Hauptes um zu seiner Sippschaft. Wir werden vorerst keinem Elefanten mehr so richtig über den Weg trauen… Da rutscht einem vielleicht das Herz in die Hose! Ihn hingegen fanden wir so richtig gemütlich…

 
                                Schlank ist out…;-)
 
                               Wasserbüffel im Chobe

Nachdem wir Hannes und Patrick nochmal kurz in Kasane wiedertreffen, heisst es für uns die Fähre über den Sambesi nach Sambia zu nehmen, während die andern beiden nach Zimbabwe weiterfahren. Der Grenzübergang gestaltet sich dann eher mühsam, da wir an unzähligen Stellen Stempel einholen müssen und natürlich überall neue und zum Teil ziemlich unverständliche Gebühren zu bezahlen haben.

                               Diese Sambesi-Fähre ist glücklicherweise grösser…

In Livingstone wollen wir die Victoria-Fälle noch von sambischer Seite bestaunen und den Rundflug über die Fälle machen, den wir in Zimbabwe verschoben hatten. Wir entscheiden uns also für einen Flug mit einem Microlight – Flieger und dachten dabei, ein bisschen frische Luft würde uns guttun… Nur mit einem Beckengurt angeschnallt, den Piloten vor der Nase geht es mit rund 40 km/h über die Startbahn, bevor uns schon kurz nach dem Abheben die erste Windböe zur Seite drückt und der Pilot mit ruckartigen Lenkbewegungen ausgleichen muss. Da uns eben nur der genannte Beckengurt vom freien Flug abhält, und die ganze Angelegenheit eher wackelig ist, fühlen wir uns (positiv ausgedrückt) doch etwas "mulmig" und benötigen doch einige Minuten, bis wir uns nicht mehr so verkrampft an den Stangen des Fluggestells festklammern und den schönen Ausblick überhaupt geniessen können. Dieser hat es jedoch in sich und ist gigantisch, auch wenn die Fälle aus der Luft trotz ihrer Ausdehnung auf 1,7 km gar nicht mehr ganz so imposant wirken, wie wenn man auf Augenhöhe an ihnen entlang läuft. Es fehlt die kalte "Dusche" und das Getöse der Wassermassen :-). Insgesamt finden wir aber, dass sich der Ausflug gelohnt hat und wir würden den Flug sicherlich weiterempfehlen.

                               Seltene Ausblicke

Am nächsten Tag nutzen wir die Zeit, um für Fabio einen Friseursalon zu suchen, nachdem sich Annes Schneidekünste "ausgewachsen" haben (wir sind jetzt doch schon lange unterwegs) und somit nicht mehr ganz der aktuellen Mode entsprechen :-). Wir gehen deshalb in einen Barber-Shop und fragen diesmal ganz genau nach, ob sie ihm einen normalen Haarschnitt, durchgestuft und entsprechend dem alten verpassen können (man erinnere sich, in Francistown wurden wir weggeschickt mit der Begründung, man wisse nicht, wie man europäische Haare schneiden soll). Nachdem dies bejaht wird und 5 Einheimische und Anne dem Friseur gespannt auf die Finger schauen, sind wir sicher, dass sich das Ergebnis sehen lassen kann. Erste Zweifel kommen auf, als sich Anne das Plakat mit 69 Frisuren für den perfekten Gentleman näher anschaut - es besteht die Auswahl zwischen 2 bis 20 mm, wahlweise mit künstlichen Geheimratsecken, abgerundet oder an der Seite ganz kurz, oben etwas länger.

Der Friseur fährt denn auch gleich hartes Geschütz auf und setzt unverwandt den Rasierer im Nacken an. Der erste "Schnitzer" wird dann auch gleich vom Nacken bis auf oberste Ohrenhöhe kurz rasiert und so sind (strategisch klug gemacht) beiläufig geäusserte "Stufungswünsche" weg vom Tisch. Nach etwa 30 Minuten hat Fabio einen perfekten Pilzkopfschnitt und leidet sichtlich, während Anne sich vor Lachen kaum noch halten kann und lautstark mit den weiteren Zuschauern im Saal den Coiffeur und sein Rasiergerät anfeuert. Irgendwann hat sie dann doch Mitleid (sie muss sich ja mit ihm noch sehen lassen können) und versucht dem Friseur zu erklären, dass er die Haare stufig und mit der Schere schneiden soll und dass Fabio jetzt aussehe wie ein "mushroom". Die Übersetzung ins Englische bringt dabei alle anderen Anwesenden zum Lachen. Da muss Fabio nun mal durch und für ein bisschen gute Laune bei den anderen sorgen :-). Nach einer weiteren geschlagenen Stunde und wiederholter "Ausbesserungsarbeit" kann der Ärmste endlich von seinem Stuhl steigen. Er hat jetzt eine schmucke, kurze "Bundi"-Frisur, Annes Topfschnitt war echt trendy dagegen :-). Da kann er noch froh sein, dass er sich nicht für den "potato cut" entschieden hat, dann hätte er jetzt keine Haare mehr auf dem Kopf. Zum Glück wachsen die Haare ja wieder…

Nach den Victoria-Fällen fahren wir weiter Richtung Lusaka. Wir machen einen Zwischenstop in Choma, einer Kleinstadt im Südwesten des Landes und besuchen das Museum, in dem die Geschichte der Tonga erzählt wird. Der Volksstamm der Tonga lebte ursprünglich an beiden Flussufern des Sambesi und betrieb erfolgreich Fischerei und Landwirtschaft in den Überschwemmungsgebieten des Flusses, bis man 1956-1958 den Kariba-Staudamm errichtetet und 57'000 Menschen zwangsumsiedelte. Die Umsiedlung verlief für viele traumatisch, sie wurden mit ihrem Hab und Gut auf LKW's verladen und in das karge Hinterland verfrachtet. Fischerei war nun unmöglich, das karge Hinterland landwirtschaftlich zu bearbeiten sahen sich die Tonga nicht in der Lage, weil ihnen die Erfahrung fehlte und sie ihre Felder bisher im fruchtbaren Schwemmland angelegt hatten. Die infrastrukturelle Entwicklung der Region wurde vernachlässigt, die Dörfer haben nicht einmal Stromanschluss. Die Folgen davon - Hunger, Arbeitslosigkeit und hoher Sterblichkeitsrate - zeigen sich bis heute. Im Museum in Choma kann man viel Interessantes über die Geschichte dieses Volkes, ihre Sitten und Bräuche und die Bedeutung des Sambesi erfahren. Im Anschluss kehren wir denn auch für die Übernachtung auf einer Farm ein, die von einer sehr herzlichen Tonga-Familie bewirtschaftet wird und bei der man auf einer Wiese campen kann. Die ländlichen Regionen erinnern dabei ein wenig an Zimbabwe mit ihren Strohhütten, Vieh entlang der Strasse und vielen Menschen, die zu Fuss unterwegs sind. Allerdings gibt es in Sambia eine nicht zählbare Anzahl an Fahrrädern, es wird wirklich alles damit transportiert, riesige Säcke, Holz, Bambus und sogar die eigene Ehefrau ;-). Jetzt wissen wir auch, wo all die alten Holland-Fahrräder aus Europa landen…

                               Radfahrernation Sambia

Lusaka ist dann das ganze Gegenteil zu der ländlichen Idylle in Choma. Wieder einmal eine lebendige Grossstadt, die sämtliche Geschäfte und Shoppingcenter vereint, die wir auf unserer ganzen bisherigen Reise in Südafrika, Zimbabwe und Botswana gesehen haben. Es gibt alle denkbaren Fastfood-Ketten, Lebensmittelläden, Banken, daneben kilometerlange Strassenzüge mit kleinen Hardware-Shops, Optikern, Kleidungsgeschäften, Craft-Läden und Reparaturdiensten, Reihe an Reihe mit den typischen afrikanischen Märkten, ein buntes Durcheinander. Auffällig ist im Gegensatz zu Zimbabwe, dass es in Sambia eine relativ gut etablierte Mittelschicht gibt und der Anteil vermögender Farbiger deutlich grösser ist. Dennoch leben rund 80 % der Bevölkerung unter der Armutsgrenze. Uns gefällt die Stadt auf Anhieb, auch wenn sie in den meisten Travel Guides als nichtssagend und ohne touristische Highlights angepriesen wird. Für uns ist die Stadt jedoch sehr afrikatypisch und wir teilen die Meinung der Reiseführer keineswegs. Wir übernachten im Eureka-Camp und treffen dort auf das niederländische Duo Cocky und Wietze, die wir zum ersten Mal bereits in Botswana vor dem Chobe Nationalpark und dann in Kasane getroffen haben. Ein freudiges Wiedersehen, das wir trotz heftigem Gewitter unter einem Unterstand im Camp mit Barbeque und den vielen Hunden des Campingplatzes (5 Jack Russels, 2 grosse afrikanische Boere-Bulls) feiern. Seit dem Chobe Nationalpark fahren wir quasi hintereinander her bzw. umeinander herum und treffen uns zufällig in regelmäßigen Abständen auf irgendwelchen Campingplätzen wieder. So sehen wir die beiden auch nochmals in Chipata, kurz bevor wir über die Grenze nach Malawi fahren. Wir sind sicher, dass dies nicht das letzte freudige Treffen mit unseren beiden holländischen Freunden sein wird.

                               Moderne Geschäfte in Lusaka

                               Second Hand Markt und ein augenscheinliches Chaos

                                       Fast so gross wie ein Kalb, aber sehr friedfertig…

 
                                Gemütliches Beisammensein mit Cocky und Wietze

6 Kommentare:

  1. Tolle Bilder!
    Wir wären am liebsten auch gleich wieder bei Euch!!

    En Gruass us Hermis
    Indiana Oli and Corinne-Jane

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  2. Hey Ihr beider!

    Offensichtlich der club der Overlaender wird groesser&groesser!
    Ihr seit super ansteckend!

    Amaizing flight over the waterfall!

    einfach brilliant

    Alle Bilder sind Freude fuer die Auge!

    bleibt gesund& viel Spass in diese wunderbare Abenteuer!

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    1. Hallo, meine zwei Abenteurer, wieder tolle Fotos, für Fabio Begrüßung durch den Eli, süßer shot von Annie mit Hundekalb, am heftigsten die Aufnahme vom Segelflug über den Wasserfall, da wird mir schon beim Hinschauen ganz schwindelig!! im übrigen: wie ich schon immer gesagt habe: "schlank ist out"... :-) Ich versuche heute nochmal Kontakt über Skype, Sehnsuchtskuss, Momi

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  3. Hi Overlanders, Liebe Grüsse von uns Cocky und Wietze. Wir sind jetzt, 05042012 in Iringa Tanzania. Wir habben genossen von euere Gesellschaft.Noch viel Spass zusammen und wir sehen uns bestimmt wieder!
    Take care.

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  4. Hey Ihr beide Abenteuerer!

    Ihre brilliante Reise macht wirklich neugierig!

    Es ist 10 April und mann vermisst euch im Web!

    liebe schoene Gruesse und seid gesund!

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  5. Hi Anne und Fabio, nun will ich mich auch mal auf diesem Weg melden.
    Wir sind froh, dass es Euch gut geht...Dieser Blog ist wirlich eine prima Sache und macht uns richtig Spaß. Ich bin überrascht, welche Mühe ihr Euch mit den Berichten macht. Toll sind natürlich die Fotos... Aber, wo ist das mit der neuen Frisur von Fabio???
    Bleibt weiter neugierg,aber werdet nicht übermütig (soll ich ausrichten....)
    Ganz liebe Grüße
    Annette

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