Mittwoch, 19. September 2012

Welcome back home

Das Warten hat sich ausgezahlt – wir sind wieder zu Hause! Port Said wird uns in "traumatischer" Erinnerung bleiben, nachdem aus den 6 Tagen Warten am Ende 10 Tage werden, bis wir endlich die Fähre in die Türkei nehmen dürfen.
Nach langem Verhandeln reduzieren sie wenigstens die "Storage"-Gebühr für das Auto, das 8 Tage im Zollbereich gestanden ist, aber das ist kein wirklicher Ausgleich. Uns, Martin und Camelia gehen vor der Abfahrt endgültig die Nerven durch, als Mia, Chris, Stan & Marianne, die deutlich später als wir in Port Said eingetroffen sind und nur 3 Tage warten mussten, vor uns das Land verlassen können. Der Grund liegt einmal mehr in der ägyptischen Bürokratie…nachdem unsere Fähre, die "Apollonia" so lange hat auf sich warten lassen, ist auch die zweite zwischen Mersin und Port Said verkehrende Fähre namens "Nikolai" in Port Said eingetroffen, die der Shipping Agent für die anderen bucht, sich aber hartnäckig weigert, uns ebenfalls umzubuchen. Zu viel Papierkram, vermeintlich ausgebucht, um Ausreden sind sie nicht verlegen… Die "Nikolai" legt dann auch einen Tag vor der "Apollonia" ab und wir können nur am Hafen stehen und zuschauen.

                                Endlich ist es soweit…

Die Apollonia hat dann zur Krönung des Ganzen auch noch einen Motorschaden, so dass wir für die Überfahrt mit Hilfsmotor anstelle der geplanten 30 Stunden ganze vier Tage benötigen.

                               Gemächliche Überfahrt mit einer
                               Durchschnittsgeschwindigkeit von 10 km/h…

                                 Lachen können sie immer noch

Immerhin sind die Kabinen passabel, mit einer Aircondition, die wenigstens einen lauwarmen Hauch ins Zimmer bläst. Nur der russische Kapitän hat ein wenig gespart oder nicht mit 65 hungrigen Truckerfahrern gerechnet, die mit uns auf der Fähre sind. Schon am zweiten Abend wird das eh schon miserable Essen knapp und so gibt es nur noch Bohnensuppe mit Reis. Das Trinkwasser wird vom Nutzwasser einfach in Kanister abgefüllt und schmeckt derart nach Plastik und undefinierbaren anderen Dingen, dass wir uns auf heissen Tee beschränken, der wenigstens abgekocht ist. Dies führt am dritten Tag zu einer berechtigten "Meuterei" der Truckerfahrer, nachdem einige von ihnen im Hafen von Port Said bereits über vier Wochen (‼) auf das Schiff gewartet haben. Der Schuldige ist schnell gefunden, der Shipping Agent in Port Said hat das Geld offensichtlich selbst eingesackt und wie wir später in der Türkei erfahren, hat offensichtlich auch der Kapitän noch seinen Teil abbekommen. Wir können am Ende fast nur noch lachen, anders übersteht man das Ganze wohl auch nicht!

Als wir nach vier Tagen endlich die Türkei erreichen, glauben wir das ägyptische Chaos hinter uns zu haben, doch im Hafen von Mersin geht es leider weiter. Der erste LKW, der die Fähre verlässt, sitzt auf der Rampe auf, die viel zu steil aufgebaut ist und reisst sich den gesamten Tank auf, so dass es keine fünf Minuten dauert, bis sich 600 Liter Diesel am Dock verteilt haben. Die eilig herbeigeholten Kanister können da auch nicht mehr viel ausrichten und so ist die nächsten Stunden die Hafen-Security damit beschäftigt den Diesel zu beseitigen. Für uns heisst es wieder: Warten. Am späten Nachmittag können dann auch wir endlich entladen, brauchen aber für die türkische Zollabwicklung nachmals drei Stunden (allerdings funktioniert hier alles ohne Bakschisch), so dass es dunkel ist, als wir den Hafen endlich verlassen können. Wir suchen uns das nächstbeste Hotel und fallen nur noch todmüde ins Bett.

                                Endlich aus den "Fängen" Ägyptens

Die nächsten Tage heisst es für unsere Vierergruppe nur "let's hit the road", wie die Australier sagen. Tausende Kilometer durch die Türkei und nach Europa, auch wenn die Strecke im Vergleich zu Afrika nur ein Katzensprung ist. Die tausend Kilometer bis nach Istanbul haben wir in zwei Tagen hinter uns und finden dort sogar einen Campingplatz direkt am Mittelmeer, um wenigstens zwei Tage auszuspannen. Wir wollen Mani ein wenig auf Vordermann bringen, einige ausgerissene Reisverschlüsse nähen und die Inneneinrichtung aus Holz aufarbeiten lassen. In Istanbul gibt es an jeder Ecke einen Schneider, Polsterer oder Taschenhersteller und so sind wir recht erstaunt, als wir niemanden finden, der uns den Reisverschluss in der Moskitotür für die Kabine austauschen kann. Reisverschluss zu gross, Material zu dick…nach einem halben Tag Suchen geben wir auf. Aber wir finden eine Sattel - Schneiderei, die sich mit Begeisterung unserer Markisenhalterung annimmt: wir haben jetzt ein Gucci-Täschchen für die Markise ;-). Der Markisenschutz ist an der Seite so ausgerissen, dass sie ihn nicht einfach reparieren können und so nehmen sie weisses Kunstleder, das sie sonst für die fast echten :-), in der Türkei überall erhältlichen Gucci-Handtaschen verwenden und nähen es einfach auf den Schutz auf. Sie sind so stolz, dass sie uns helfen können, dass sie – einmal mehr – nichts dafür verlangen und mit einer Packung Zigaretten und einer Flasche Cola mehr als zufrieden sind. Der Inhaber der Schneiderei spricht erstaunlich gut Deutsch und will uns auch noch zum Essen zu seiner Familie einladen, was wir aber mit dem Versprechen ablehnen können, wieder einmal nach Istanbul zu kommen und uns dann zu melden, wenn wir mehr Zeit haben.

                                Gastfreundschaft der besonderen Art

                               Unikat, das wohl einzige "Gucci-Markisen-Täschchen" der Welt

In Istanbul trennen sich dann die Wege von uns und Camelia und Martin, mit denen wir vier tolle Wochen verbracht haben und die nach Rumänien weiterfahren, während unser Weg über Bulgarien und Serbien nach Ungarn und Österreich führt. Camelia, Martin, danke für die wunderbare Zeit und Eure aufmunternden Witze, ohne die wir die lange Wartezeit in Ägypten wohl mehr schlecht als recht überstanden hätten! Wir besuchen Euch bestimmt nächstens in Südafrika!

                                Die vielen Sehenswürdigkeiten in Istanbul werden
                                wir wohl ein andermal besuchen

                                Lustige Reisebegleitung und mittlerweile
                                gute Freunde: Martin und Camelia

Die folgenden Tage sind wir also wieder allein auf den Autobahnen Europas unterwegs und als hätten wir es nicht gewusst, sind diese gefährlicher als Afrikas Strassen ;-). In Bulgarien kurz vor Schluss unserer Reise platzt uns bei 110 km/h der rechte Hinterreifen. Ausser einem Schreck passiert zum Glück nichts und als wir uns das Malheur auf dem Pannenstreifen anschauen, wird uns ob des ganzen zerfetzten Gummis doch etwas mulmig. Aber wir sind ja geübt und so ist der Ersatzreifen in Kürze aufgezogen.

                                Mit einem Schrecken davongekommen

Sogar den herbeigeeilten ADAC können wir dankend wieder wegschicken, weil wir fast besser ausgerüstet sind als der freundliche "Gelbe Engel". Die restlichen Kilometer über Serbien, Ungarn, Österreich und Deutschland werden im Rekordtempo abgespult und verlaufen glücklicherweise ohne Zwischenfall.

                                Mit grossen Schritten Richtung Heimat

Wir sind bei unserer Heimkehr etwas erstaunt, als wir in Deutschland mobiltelefonierend in ein Funkloch fahren, was uns in Afrika eigentlich nie passiert ist. Wir dachten eigentlich immer, die Afrikaner hätten an der Netzabdeckung gespart, aber vielleicht ist dieser Eindruck einfach nur Wehmut, die sich jetzt auf den letzten Kilometern langsam bemerkbar macht. Nichtsdestotrotz freuen wir uns bei unserer Ankunft in der Heimat auf das Wiedersehen mit Familie und Freunden. Natürlich heisst es jetzt auch wieder auspacken, Mani aufräumen und reparieren und sich nach 45 Grad in Ägypten mit dem schweizer Herbstwetter zu befreunden.

                                Home sweet home

Ein Raclette-Plausch und guter schweizer Wein empfangen uns in Chur und machen die erste Eingewöhnungszeit um einiges leichter ;-)… wir sind nun endlich Zuhause angekommen!

 

Liebe Blogleser

Für uns heisst es nun, unsere Flip-Flop-Schuhe auszuziehen um uns wieder den alltäglichen Herausforderungen des Lebens zu stellen. 

                                 Alles hat ein Ende...
Wir danken Euch herzlich für Eure unterstützenden Kommentare, Euer Interesse und Euer Mitfiebern, das wir auf der ganzen Reise immer wieder am Telefon und via E-Mails mitbekommen haben. Uns persönlich hat es Spass gemacht, den Blog zu verfassen und Euch von unserer Reise zu erzählen. Wir hoffen, Ihr konntet ein Stück weit mitreisen! Vielleicht haben wir den einen oder anderen auch dazu bewegt, sich selbst Gedanken über ein eigenes Abenteuer zu machen. Wir können jedenfalls jedem nur folgenden Rat erteilen: "Träumen, organisieren, erleben!"



6 Kommentare:

  1. und nomol, WELCOME BACK :o)
    gruass
    Caja

    AntwortenLöschen
  2. Ehoo Ihr beide Heros!

    brilliant gemacht!

    isst gut & take care!




    AntwortenLöschen
  3. Jippie - ihr seid zurück wohlbehalten und gesund! Bundi in Switzerland.

    AntwortenLöschen
  4. hi ihr beiden
    ich bin pascal aus stuttgart und hab vor auf der gleichen route wie ihr durch afrika zu reisen
    wäre klasse wenn wir mal telefonieren könnten
    denn ich hab ein paar fragen.

    könntet ihr mir eure nummer schicken...
    dann ruf ich euch an
    meine mailadresse lautet: pasco84(at)gmx.de

    danke
    gruß pascal

    AntwortenLöschen
  5. Glad you made it OK in the end! It was huge fun travelling with you guys through Ethiopia, Sudan & Egypt. Often starting wish we were back in Africa and not home here in Australia where things are a lot more boring!
    All the best!
    Stan & Marianne Tincaninafrica

    AntwortenLöschen
  6. Hallo Fabio und Anne

    Die Zeit verfliegt nur so und Ihr beide seid bestimmt schon wieder voll im Arbeitsalltag. Anne bestimmt und Fabio, hat er sein "Kästli" gefunden??
    Wir sind zurzeit an einer schönen Beach in Mozambique und geniessen nach heftigem Regen die schönen Strände.
    Könntet ihr uns wie versprochen noch unsere geliehenen Karten/Reiseführer von Sudan und Äthiopien schicken? Bis jetzt haben wir noch keine Post von Euch bekommen.
    Wünschen euch eine gute Zeit
    Irène und Hans Leu

    AntwortenLöschen