Nach unserem Wüstentrip in der Kalahari quartieren wir uns in Maun im
Old Bridge Backpackers mit direktem Blick auf den Fluss und Bar für das
Feierabendbierchen ein.
Zusammen mit Patrick und Hannes relaxen wir bei
"Domino" und "Hosa aba" (für uns Deutsche "Hosen
runter", wörtlich haben wir das aber natürlich nicht genommen :-), einem
Kartenspiel mit gute Laune-Potential. Abends wird gegrillt und trotz mindestens
35 Grad können wir es uns nicht verkneifen, das zweite Schweizer Käsefondue mit
einer guten Flasche Wein zu öffnen. Nachdem unsere Reisekombo so gut funktioniert,
haben wir beschlossen, nach einer kurzen Zeit "auf Distanz" zusammen
durch Malawi zu fahren, nachdem Nicole und Dieter, die anderen beiden Schweizer-Overlander
leider als Racing-Team ;-) bereits die tanzanianische Grenze erreicht haben und
wir sie nicht mehr einholen werden. Also heisst es für uns zunächst Richtung
Chobe Nationalpark aufzubrechen, während Hannes und Patrick in den Moremi
Nationalpark (Okavango Delta) fahren, den wir uns für unseren Rückweg durch
Botswana aufheben wollen. Eigentlich könnte man meinen, wir hätten mit der Kalahari
und den Salzpfannen erst einmal genug Safari hinter uns und tatsächlich stellt
sich bei uns auch fast ein wenig Safarimüdigkeit ein, aber Botswanas Attraktion
ist nun mal die Natur. Also buchen wir zwei Übernachtungen im Chobe
Nationalpark, auch wenn die 50 USD Camping-Gebühren pro Person und Nacht (exkl.
Parkeintritt) an unserem Geldbeutel ganz schön zehren. Wir sind mal wieder
erstaunt, welche Preise Touristen offensichtlich zu zahlen bereit sind, wobei
der Nationalpark im Vergleich zum Okavango-Delta noch "preiswert"
ist. Das Preis/Leistungsverhältnis der "Luxuscamps" fällt eher
bescheiden aus, nicht einmal die Elektrizität auf den Toiletten funktioniert.
Von der fehlenden Freundlichkeit sowie der Bereitschaft, Feuerholz zur
Verfügung zu stellen ganz zu schweigen… Bevor wir das Okavango-Delta anschauen,
müssen wir wohl noch mal Lotto spielen, zumindest wenn wir im Delta in einer
der Lodges übernachten wollen…
Unsere Investitionen haben sich dank der Tierbestände aber doch ausgezahlt.
Wir sehen hunderte Elefanten, Hippos, Löwen, riesige Büffel- und Giraffenherden
und werden in unserem ersten Camp sogar von einem Elefantenbullen begrüsst, als
wir auf unseren Platz fahren. Wildnis zum Greifen nah…
"Wilde" Begrüssung im Camp
Was für ein elegantes Tier
Badespass
…und wie kommt man hier jetzt wieder
raus?!
Zum zweiten Bushcamp müssen wir rund 150 Kilometer durch den ganzen
Nationalpark fahren und da wir natürlich als richtige "Overlander"
nicht die Teerstrasse nehmen wollen, wählen wir eine Strecke durch Tiefsand,
über "Wellblech"-Pisten (harter Gravel-Boden, der durch die Benutzung
wie Wellblech aussieht) und mit nicht unbeachtlichen Pfützen auf der Strasse,
die dank Manis Allrad aber kein Problem sind. Im Camp haben wir einen direkten
Blick auf den Chobe-Fluss und die angrenzenden Sumpfebenen und so können wir
beim Barbeque Elefanten, Hippos und Riedböcke bei Vollmond direkt vor unserer Nase
grasen sehen. Wir selbst sind Attraktion für eine Horde Paviane, die sich
ausgerechnet die beiden Bäume auf unserem Platz für ihre Nachtruhe ausgesucht
haben und ihre Anwesenheit mit mehrstündigem Toben durch die Bäume und
angrenzenden Büsche lautstark verkünden. Dank unserem Feuer halten sie von uns (und
unserem Essen) glücklicherweise gebührenden Abstand, auch wenn unser Grill-Mais
jederzeit aufmerksam beobachtet wird.
So friedfertig wie der Elefantenbulle in unserem ersten Camp sind dann leider
nicht alle dieser Kolosse. Tagsdrauf, auf unserer Rundfahrt durch das Sumpfgebiet
treffen wir auf eine Gruppe "Halbstarke", die am anderen Ufer des
Flusses grasen, während wir uns vorsichtig nähern und in gebührendem Abstand anhalten.
Nach einer gewissen Zeit der Beobachtung überquert die Elefantenherde den Fluss
und wechselt die Richtung, direkt von hinten kommend, auf uns zu. Wir fahren
vorsichtshalber ganz langsam ein Stückchen an, was einen der Bullen
offensichtlich derart provoziert, dass er mit aufgestellten Ohren und
trompetend in einem Affenzahn hinter uns herrennt. Zum Glück ist dabei noch ein
Baum im Weg und so haben wir genügend Zeit, auf's Gas zu treten und das Weite
zu suchen, bevor er uns erwischt. Irgendwann nach etwa 50-100 Meter gibt der Jäger
auf und dreht hoch erhobenen Hauptes um zu seiner Sippschaft. Wir werden vorerst
keinem Elefanten mehr so richtig über den Weg trauen… Da rutscht einem vielleicht
das Herz in die Hose! Ihn hingegen fanden wir so richtig gemütlich…
Schlank ist out…;-)
Wasserbüffel im Chobe
Nachdem wir Hannes und Patrick nochmal kurz in Kasane wiedertreffen, heisst
es für uns die Fähre über den Sambesi nach Sambia zu nehmen, während die andern
beiden nach Zimbabwe weiterfahren. Der Grenzübergang gestaltet sich dann eher
mühsam, da wir an unzähligen Stellen Stempel einholen müssen und natürlich
überall neue und zum Teil ziemlich unverständliche Gebühren zu bezahlen haben.
Diese Sambesi-Fähre ist
glücklicherweise grösser…
In Livingstone wollen wir die Victoria-Fälle noch von sambischer Seite bestaunen
und den Rundflug über die Fälle machen, den wir in Zimbabwe verschoben hatten. Wir
entscheiden uns also für einen Flug mit einem Microlight – Flieger und dachten
dabei, ein bisschen frische Luft würde uns guttun… Nur mit einem Beckengurt
angeschnallt, den Piloten vor der Nase geht es mit rund 40 km/h über die
Startbahn, bevor uns schon kurz nach dem Abheben die erste Windböe zur Seite
drückt und der Pilot mit ruckartigen Lenkbewegungen ausgleichen muss. Da uns
eben nur der genannte Beckengurt vom freien Flug abhält, und die ganze Angelegenheit
eher wackelig ist, fühlen wir uns (positiv ausgedrückt) doch etwas "mulmig"
und benötigen doch einige Minuten, bis wir uns nicht mehr so verkrampft an den
Stangen des Fluggestells festklammern und den schönen Ausblick überhaupt
geniessen können. Dieser hat es jedoch in sich und ist gigantisch, auch wenn
die Fälle aus der Luft trotz ihrer Ausdehnung auf 1,7 km gar nicht mehr ganz so
imposant wirken, wie wenn man auf Augenhöhe an ihnen entlang läuft. Es fehlt
die kalte "Dusche" und das Getöse der Wassermassen :-). Insgesamt
finden wir aber, dass sich der Ausflug gelohnt hat und wir würden den Flug sicherlich
weiterempfehlen.
Seltene Ausblicke
Am nächsten Tag nutzen
wir die Zeit, um für Fabio einen Friseursalon zu suchen, nachdem sich Annes Schneidekünste
"ausgewachsen" haben (wir sind jetzt doch schon lange unterwegs) und
somit nicht mehr ganz der aktuellen Mode entsprechen :-). Wir gehen deshalb in
einen Barber-Shop und fragen diesmal ganz genau nach, ob sie ihm einen normalen
Haarschnitt, durchgestuft und entsprechend dem alten verpassen können (man
erinnere sich, in Francistown wurden wir weggeschickt mit der Begründung, man
wisse nicht, wie man europäische Haare schneiden soll). Nachdem dies bejaht
wird und 5 Einheimische und Anne dem Friseur gespannt auf die Finger schauen,
sind wir sicher, dass sich das Ergebnis sehen lassen kann. Erste Zweifel kommen
auf, als sich Anne das Plakat mit 69 Frisuren für den perfekten Gentleman näher
anschaut - es besteht die Auswahl zwischen 2 bis 20 mm, wahlweise mit künstlichen
Geheimratsecken, abgerundet oder an der Seite ganz kurz, oben etwas länger.
Der Friseur fährt denn
auch gleich hartes Geschütz auf und setzt unverwandt den Rasierer im Nacken an.
Der erste "Schnitzer" wird dann auch gleich vom Nacken bis auf oberste
Ohrenhöhe kurz rasiert und so sind (strategisch klug gemacht) beiläufig
geäusserte "Stufungswünsche" weg vom Tisch. Nach etwa 30 Minuten hat
Fabio einen perfekten Pilzkopfschnitt und leidet sichtlich, während Anne sich
vor Lachen kaum noch halten kann und lautstark mit den weiteren Zuschauern im
Saal den Coiffeur und sein Rasiergerät anfeuert. Irgendwann hat sie dann doch
Mitleid (sie muss sich ja mit ihm noch sehen lassen können) und versucht dem
Friseur zu erklären, dass er die Haare stufig und mit der Schere schneiden soll
und dass Fabio jetzt aussehe wie ein "mushroom". Die Übersetzung ins
Englische bringt dabei alle anderen Anwesenden zum Lachen. Da muss Fabio nun
mal durch und für ein bisschen gute Laune bei den anderen sorgen :-). Nach
einer weiteren geschlagenen Stunde und wiederholter
"Ausbesserungsarbeit" kann der Ärmste endlich von seinem Stuhl steigen.
Er hat jetzt eine schmucke, kurze "Bundi"-Frisur, Annes Topfschnitt
war echt trendy dagegen :-). Da kann er noch froh sein, dass er sich nicht für
den "potato cut" entschieden hat, dann hätte er jetzt keine Haare
mehr auf dem Kopf. Zum Glück wachsen die Haare ja wieder…
Nach den
Victoria-Fällen fahren wir weiter Richtung Lusaka. Wir machen einen Zwischenstop
in Choma, einer Kleinstadt im Südwesten des Landes und besuchen das Museum, in
dem die Geschichte der Tonga erzählt wird. Der Volksstamm der Tonga lebte ursprünglich
an beiden Flussufern des Sambesi und betrieb erfolgreich Fischerei und
Landwirtschaft in den Überschwemmungsgebieten des Flusses, bis man 1956-1958
den Kariba-Staudamm errichtetet und 57'000 Menschen zwangsumsiedelte. Die
Umsiedlung verlief für viele traumatisch, sie wurden mit ihrem Hab und Gut auf
LKW's verladen und in das karge Hinterland verfrachtet. Fischerei war nun
unmöglich, das karge Hinterland landwirtschaftlich zu bearbeiten sahen sich die
Tonga nicht in der Lage, weil ihnen die Erfahrung fehlte und sie ihre Felder bisher
im fruchtbaren Schwemmland angelegt hatten. Die infrastrukturelle Entwicklung
der Region wurde vernachlässigt, die Dörfer haben nicht einmal Stromanschluss.
Die Folgen davon - Hunger, Arbeitslosigkeit und hoher Sterblichkeitsrate - zeigen
sich bis heute. Im Museum in Choma kann man viel Interessantes über die
Geschichte dieses Volkes, ihre Sitten und Bräuche und die Bedeutung des Sambesi
erfahren. Im Anschluss kehren wir denn auch für die Übernachtung auf einer Farm
ein, die von einer sehr herzlichen Tonga-Familie bewirtschaftet wird und bei
der man auf einer Wiese campen kann. Die ländlichen Regionen erinnern dabei ein
wenig an Zimbabwe mit ihren Strohhütten, Vieh entlang der Strasse und vielen
Menschen, die zu Fuss unterwegs sind. Allerdings gibt es in Sambia eine nicht
zählbare Anzahl an Fahrrädern, es wird wirklich alles damit transportiert, riesige
Säcke, Holz, Bambus und sogar die eigene Ehefrau ;-). Jetzt wissen wir auch, wo
all die alten Holland-Fahrräder aus Europa landen…
Radfahrernation Sambia
Lusaka ist dann das
ganze Gegenteil zu der ländlichen Idylle in Choma. Wieder einmal eine lebendige
Grossstadt, die sämtliche Geschäfte und Shoppingcenter vereint, die wir auf unserer
ganzen bisherigen Reise in Südafrika, Zimbabwe und Botswana gesehen haben. Es
gibt alle denkbaren Fastfood-Ketten, Lebensmittelläden, Banken, daneben
kilometerlange Strassenzüge mit kleinen Hardware-Shops, Optikern, Kleidungsgeschäften,
Craft-Läden und Reparaturdiensten, Reihe an Reihe mit den typischen
afrikanischen Märkten, ein buntes Durcheinander. Auffällig ist im Gegensatz zu
Zimbabwe, dass es in Sambia eine relativ gut etablierte Mittelschicht gibt und
der Anteil vermögender Farbiger deutlich grösser ist. Dennoch leben rund 80 %
der Bevölkerung unter der Armutsgrenze. Uns gefällt die Stadt auf Anhieb, auch
wenn sie in den meisten Travel Guides als nichtssagend und ohne touristische
Highlights angepriesen wird. Für uns ist die Stadt jedoch sehr afrikatypisch
und wir teilen die Meinung der Reiseführer keineswegs. Wir übernachten im
Eureka-Camp und treffen dort auf das niederländische Duo Cocky und Wietze, die
wir zum ersten Mal bereits in Botswana vor dem Chobe Nationalpark und dann in
Kasane getroffen haben. Ein freudiges Wiedersehen, das wir trotz heftigem
Gewitter unter einem Unterstand im Camp mit Barbeque und den vielen Hunden des
Campingplatzes (5 Jack Russels, 2 grosse afrikanische Boere-Bulls) feiern. Seit
dem Chobe Nationalpark fahren wir quasi hintereinander her bzw. umeinander
herum und treffen uns zufällig in regelmäßigen Abständen auf irgendwelchen
Campingplätzen wieder. So sehen wir die beiden auch nochmals in Chipata, kurz
bevor wir über die Grenze nach Malawi fahren. Wir sind sicher, dass dies nicht
das letzte freudige Treffen mit unseren beiden holländischen Freunden sein
wird.
Moderne Geschäfte in Lusaka
Second Hand Markt und ein
augenscheinliches Chaos
Fast so gross wie ein Kalb, aber
sehr friedfertig…
Gemütliches Beisammensein mit Cocky
und Wietze
Tolle Bilder!
AntwortenLöschenWir wären am liebsten auch gleich wieder bei Euch!!
En Gruass us Hermis
Indiana Oli and Corinne-Jane
Hey Ihr beider!
AntwortenLöschenOffensichtlich der club der Overlaender wird groesser&groesser!
Ihr seit super ansteckend!
Amaizing flight over the waterfall!
einfach brilliant
Alle Bilder sind Freude fuer die Auge!
bleibt gesund& viel Spass in diese wunderbare Abenteuer!
Hallo, meine zwei Abenteurer, wieder tolle Fotos, für Fabio Begrüßung durch den Eli, süßer shot von Annie mit Hundekalb, am heftigsten die Aufnahme vom Segelflug über den Wasserfall, da wird mir schon beim Hinschauen ganz schwindelig!! im übrigen: wie ich schon immer gesagt habe: "schlank ist out"... :-) Ich versuche heute nochmal Kontakt über Skype, Sehnsuchtskuss, Momi
LöschenHi Overlanders, Liebe Grüsse von uns Cocky und Wietze. Wir sind jetzt, 05042012 in Iringa Tanzania. Wir habben genossen von euere Gesellschaft.Noch viel Spass zusammen und wir sehen uns bestimmt wieder!
AntwortenLöschenTake care.
Hey Ihr beide Abenteuerer!
AntwortenLöschenIhre brilliante Reise macht wirklich neugierig!
Es ist 10 April und mann vermisst euch im Web!
liebe schoene Gruesse und seid gesund!
Hi Anne und Fabio, nun will ich mich auch mal auf diesem Weg melden.
AntwortenLöschenWir sind froh, dass es Euch gut geht...Dieser Blog ist wirlich eine prima Sache und macht uns richtig Spaß. Ich bin überrascht, welche Mühe ihr Euch mit den Berichten macht. Toll sind natürlich die Fotos... Aber, wo ist das mit der neuen Frisur von Fabio???
Bleibt weiter neugierg,aber werdet nicht übermütig (soll ich ausrichten....)
Ganz liebe Grüße
Annette