Unser Ausflug in die
Demokratische Republik Kongo zum Nyiragongo Vulkan verlangt dann doch ein wenig
Sitzfleisch, da wir auf das Kongo-Visum rund eine Woche warten müssen.
Dank
unserer super Unterkunft in Gisenyi empfinden wir die Wartezeit aber als
relativ kurzweilig. Dabei dürfen wir im Hotel miterleben, dass ein Strohdach
für die Küche nicht gerade die ideale Einrichtung ist. Als wir gemütlich beim
Kaffee sitzen, bildet sich plötzlich eine Traube aus Gästen im vorderen Teil
des Hotels, es werden Fotos gemacht und wild diskutiert. Dies scheint uns
suspekt und so wollen auch wir nachsehen, was da von statten geht. Ein Blick um
die Ecke offenbart ein lichterloh brennendes Küchenhaus oberhalb des Speisesaals.
Zum Glück haben es die Angestellten noch rechtzeitig geschafft, die Gasflaschen
des Herdes in Sicherheit zu bringen, aber das ganze Gebäude ist ein einziges
Flammenmeer. Es gibt im gesamten Hotel offensichtlich keine Feuerlöscher und so
fangen die Angestellten, unterstützt von Fabio, verzweifelt an, mit Waschbottichen
Wasser aus dem nahegelegenen See zu holen. Irgendwie kann dann doch ein
Schlauch organisiert werden, den sie zunächst einfach unter den Wasserhahn in
den Toiletten halten. Natürlich wird schnell festgestellt, dass der vorhandene Wasserdruck
bei einem 20 Meter langen Schlauch bei weitem nicht ausreicht. Nach klugem
Hinweis von Anne, dass sie den Schlauch direkt an die Wasserzuleitung zum
Waschbecken oder zur Toilette anschliessen sollen, die durch einen Haupthahn
gesichert ist, kann wenigstens genügend Wasserdruck aufgebaut werden, um Wasser
bis zur brennenden Küche zu bekommen. Es dauert keine fünf Minuten, da fangen
auch der Reetzaun und die nahestehenden Bäume an zu brennen, so dass ein
Angestellter und Fabio kurzerhand beherzt gegen den Zaun springen und ihn
einreissen, um ein Übergreifen auf das Haupthaus zu verhindern.
Zwischenzeitlich sind auch andere Angestellte aus den umliegenden Hotels mit
Feuerlöschern eingetroffen und so gelingt es nach einer Weile, das Feuer
einzudämmen und dann vollständig zu löschen. Fast schon ein bisschen beschämt
müssen wir feststellen, dass wir die einzigen Gäste sind, die beim Löschen
beherzt mithelfen, alle anderen, unabhängig von der Hautfarbe, stehen nur da,
gaffen und machen Fotos als Erinnerung. Glücklicherweise ist niemand ernsthaft verletzt,
nur einer der Angestellten hat kleinere Brandwunden und eine Prellung von einem
heruntergefallenen Balken. Nachdem das Hotel auf die Schnelle auch keinen
Erste-Hilfe-Koffer finden kann (wir sind uns sicher, dass das Hotel in Zukunft
beides haben wird, Feuerlöscher und Erste-Hilfe-Kasten :-), üben wir uns nach
unseren Erfahrungen als Feuerwehrmänner noch in den ärztlichen Finessen des
Wundversorgens, so dass der Ärmste anschliessend stolz seinen Kollegen den
Mullverband an beiden Armen präsentieren kann. Spätestens nach diesem
Zwischenfall gehören wir fast zum Inventar des Hotels. Die Angestellten bringen
uns unsere Getränke automatisch, ohne dass wir bestellen müssen, wenn wir
morgens zum Frühstück kommen, steht schon der Kaffee bereit und das Omelette
wird auch gleich gebracht, so, wie wir es die ersten Tage bestellt haben.
So fällt es fast
schwer, nach sieben Tagen in die DRC zum Nyiragongo aufzubrechen, aber wir dürfen
unser Auto auf dem bewachten Parkplatz stehen lassen und können so auf dem
Rückweg für den leckeren gegrillten Talapia nochmals im Hotel vorbeikommen.
Blick ins Palm Beach Resort
(Speisesaal)
Der eigentlich bis
dato ungeplante Ausflug zu einem der letzten ständig aktiven Vulkane der Welt wird
eines der grössten Highlights unserer bisherigen Reise. Gemeinsam mit einem dänischen
(Flachland :-) Pärchen werden wir von unserem Tour-Operator im Hotel abgeholt
und zur Grenze gebracht. Beim Grenzübertritt zeigt sich eine weitere rechtliche
Kuriosität Ruandas: Wir müssen aus dem Auto aussteigen und mit unseren Rucksäcken
zu Fuss über die Grenze laufen. Neben dem Plastiktüten-Verbot gibt es in Ruanda
ein Gesetz, dass nur der Fahrer im Auto den Grenzbaum passieren darf, ohne dass
uns irgend jemand den Grund dafür angeben kann. Also dann, so laden wir halt
unsere schweren Backpacks auf den Rücken und schieben uns mit hunderten anderen
zu Fuss über die Grenze, um dann auf kongolesischer Seite die afrikanische
Gemütlichkeit der Grenzbeamten zu spüren, die bisher eigentlich an allen
Grenzübergängen moderat ausgefallen ist. Als wir endlich an der Reihe sind,
dauert es geschlagene 30 Minuten, um den notwendigen Stempel in unsere 4 Pässe
zu verteilen, dann können wir endlich aufbrechen.
Wir fahren durch die
Stadt Goma, die am Fusse der Vulkane liegt, vorbei an unzähligen, riesigen
Camps der UN und anderer Organisationen, mit eigenen Kampfverbänden, eigenem
Flughafen und allen sonstigen Einrichtungen, die man für ein autonomes Leben
benötigt. Insgesamt ist die UN-Präsenz im Nord-Kivu unglaublich hoch, es ist
die derzeit grösste Afrikas, jedes zweite Auto gehört zu den Vereinten
Nationen, viele der Peace Keeping Forces sind bewaffnet auf den Strassen
unterwegs und zu unserem (kurzen) Erschrecken sehen wir hunderte Flüchtlinge
entlang der Strasse wie auch später an der Grenze zurück nach Ruanda. Unser
Guide erklärt uns, dass es seit einigen Tagen wieder Unruhen in den umliegenden
Dörfern Gomas gebe, nachdem sich ein Teil der Truppen vom kongolesischen
Militär abgespalten hat. Er versichert uns aber, dass die Besteigung des
Nyiragongo für uns absolut ungefährlich sein soll.
Noch guten Mutes, trocken und voller
Energie
Blick auf einen benachbarten Vulkankrater
So üben wir uns in
Vorfreude auf den Lavasee mit unserem Guide, Jonas und Katja und vier bewaffneten
Rangern als Gipfelstürmer des vor uns liegenden 3500 Meter hohen Vulkans.
Ehrlicherweise müssen wir gestehen, dass wir für unseren grossen
Trekkingrucksack noch einen Träger organisieren, denn 1600 Höhenmeter auf 8
Kilometer Strecke (Durchschnittlich 20% Steigung) in ca. 5 Stunden sind kein
Pappenstiel. Das merken wir bereits relativ zu Anfang unserer Tour, als es
durch Regenwald über glitschigen Boden und durchs Unterholz geht. Der
nachfolgende Marsch über loses Lavagestein, das unter jedem Tritt nachgibt und
wegrollt, ist nicht minder anstrengend und so sind wir sichtlich froh, dass wir
als geübte Schweizer Bergsteiger ;-) unsere Trekkingstöcke eingepackt haben,
die beim Aufstieg ein bisschen Halt bieten. Unsere Reisebegleiter aus Dänemark
leiden dagegen sehr. Für sie ist es offensichtlich der erste grössere Track,
sie sind mit normalen Wanderschuhen, Jeans und ohne Stöcke unterwegs… Wie es
meistens so kommt fängt es nach der Hälfte der Strecke auch noch an, in Strömen
zu giessen und zu gewittern. Der Widerhall des Donners zwischen den Vulkanen
ist gigantisch laut und irgendwie auch "bösartig" und lässt einen
jedesmal zusammenzucken. Wir sind nach kurzer Zeit trotz Regenkleidung bis auf
die Unterhosen durchnässt, weil das Wasser jede kleine Öffnung an den Ärmeln,
der Kapuze oder über die Schuhe findet. Zudem ist es "schweinekalt"
und man wird auch beim Laufen nicht mehr so richtig warm. Zu diesem Zeitpunkt haben
wir das Gefühl, unsere Reisebegleitung könnte jederzeit aufgeben und so geben
wir wenigstens unsere Wanderstöcke ab, damit Jonas und Katja noch bis zum
Gipfel durchhalten. Die letzten Meter müssen wir dann fast über Lavagestein hochklettern.
Zusätzlich riecht es stark nach Schwefel, so dass erste Erscheinungen von Kopfschmerzen
auftreten, dafür lässt der Regen nach. Dann ist es soweit, der erste Blick über
den Kraterrand entschädigt für alle Anstrengungen. Einfach nur genial. Nachdem
sich der Nebel vom Regen und der Rauch des Vulkans noch mehr lüften, ist der
Blick gänzlich frei auf den 800 Meter breiten Lavasee. Was für ein Anblick, was
für eine Naturgewalt. Von unten zieht ein heisser Wind nach oben und man hört
das Brodeln und Zischen der Lava. Immer wieder sind Lavaeruptionen zu sehen und
die Nebelschwaden an den Kraterrändern ziehen in einer hohen Geschwindigkeit
die Wände entlang, hinaus in den freien Himmel. Bei diesem Naturschauspiel und
dem Durchmesser des Kraterrandes fällt es nicht schwer, sich vorzustellen, dass
der Vulkan einst einmal grösser gewesen sein muss. Wie uns unser Guide erklärt,
ist der Nyiragongo ein Stratovulkan, der nicht in Form von Eruptionen aus dem
Krater ausbricht, sondern bei dem sich die Lava im Inneren des Kraters sammelt,
bis der Druck so gross ist, dass der Kraterrand an einer Stelle bricht und die
Lava dann dort – relativ langsam – abfliesst. So konnten bei seinem letzten
Ausbruch 2002 glücklicherweise fast alle Einwohner Gomas rechtzeitig evakuiert
werden, bevor die halbe Stadt unter der Lava begraben wurde.
Urgewalt aus nächster Nähe
Wir schauen uns das
Spektakel zunächst nur kurz an, erstes Gebot nach der Ankunft am Gipfel ist der
Wechsel der nassen Klamotten. Wir haben in weiser Voraussicht genügend warme
Kleidung dabei und als wir in unserer Hütte (ca. 10 Meter vom Kraterrand
entfernt) auch noch einen Sack mit etwas Kohle finden, ist ein wärmendes Feuer
schnell entfacht. Zum Erstaunen unserer Guides gibt es eine Schweizer
Besonderheit auf dem Feuer: socks fumée :-). Wir hängen unsere nassen Socken
über das Feuer und trocknen auch gleich noch die Einlegesohlen aus den Wanderschuhen,
dazu eine Suppe und ein heisser Tee und wir können gut gewärmt dem
Naturschauspiel des Vulkans bis tief in die Nacht weiter frönen.
Socks Fumée
Ohne Worte
Lavaexplosion
Aussergewöhnlicher Lohn für die
Gipfelstürmer
Unsere dänischen
Reisebegleiter folgen unserem Bespiel – trotz wohlgemeintem Ratschlag – leider
nicht und sitzen fast zwei Stunden in ihren nassen Kleidern am Kraterrand, wohl
in der Angst, sie könnten das Foto schlechthin verpassen. Trotz warmem Tee und
Suppe hat Katja dann auch leichte Unterkühlungserscheinungen und angesichts der
dünnen Sommerschlafsäcke, welche die beiden dabei haben, muss die Nacht wohl
eine echte Qual gewesen sein. Auch wir finden es am Abend in unserer Hütte
trotz unserer guten Schlafsäcke ziemlich kalt und so behelfen wir uns in
Pfadfindermanier und dank unseres Gaskochers mit selbstgebastelten Wärmflaschen:
Das mitgebrachte Wasser in den PET-Flaschen einfach erwärmen und ab damit in den
Schlafsack… wohlig warm bis zum nächsten Morgen :-)! Trotzdem schlafen wir
nicht wirklich viel und das Aufstehen noch im Dunkeln fällt fast schwer, als
wir uns wieder für den Abstieg rüsten müssen. Nachdem wir Essen für eine halbe
Armee eingepackt haben, können wir, wie auch schon auf dem Weg nach oben, sowohl
die Ranger als auch die Träger verköstigen und diese sind ob der diversen Kekse,
belegten Brote und Schokoriegel sichtlich begeistert und engagiert, uns
möglichst viel zu zeigen und zu erklären. Der Abstieg geht ganz schön auf
unsere Knie und die rutschigen Lavasteine sind eine noch grössere
Herausforderung als beim Aufstieg. Guter Halt will gelernt sein und so hat zumindest
Anne als Erinnerung an die Wanderung zwei schöne blaue Flecken …:-).
Fast ein bisschen
demotivierend finden wir es dann doch, als uns auf unserem Weg nach unten eine nächste
Reisegruppe entgegenkommt, deren Träger munter mit ca. 15 Kilogramm Ausrüstung
auf dem Kopf und Flip Flops den Berg "hinaufschlappen"!
In Goma hängen wir
dann noch eine Stadtrundfahrt und einen Besuch des Vulkanologischen Instituts
dran, in dem uns die Erforschung der Vulkane des Virunga-Gebietes und ihre Überwachung
sehr enthusiastisch erklärt werden. Die erkalteten Lavamassen in Goma sind beeindruckend
und die Stadtviertel, die 2002 am schlimmsten getroffen wurden, haben bis heute
kein fliessend Wasser und keinen Strom. Von der ehemals guten Teerstrasse ist
nichts mehr zu sehen, nachdem die Lavamasse auf ihrem Weg zum See alles
zerstört hat. Auf dem harten und schwefelhaltigen Lavagestein ist keine
Landwirtschaft möglich und so gleicht Goma, abgesehen von den Vierteln der
Reichen, insbesondere im nördlichen Teil einer – ziemlich dreckigen – Barackensiedlung.
In der Stadt sind Hunderte von Menschen mit "Chukudus" zu sehen,
improvisierte, massive Holzroller, die die einheimischen Bauern zum Transport ihrer
Ernten von den umliegenden Vulkanen und Bergen ins Tal von Goma nutzen, die sie
dann aber bergauf, da nicht ganz leicht, mühsam zurückschieben müssen.
Goma mit traditionellem Chukudu
Nachdem sich bereits
am Nachmittag der Muskelkater ankündigt, sind wir froh, als wir endlich wieder
im Hotel eintreffen und uns einfach nur noch mit einem guten Abendessen verwöhnen
lassen können. Bei unserer Rückkehr stehen Cocky und Wietze, unsere niederländischen
Reisegefährten und Lilli und Steffen, die beiden Weltenbummler aus Deutschland
unerwartet vor unserer Tür und so ist das grosse "Hallo" perfekt. Sie
quartieren sich in der Inzu-Lodge gleich neben unserem Hotel ein und wir können
nochmals die Reiseerfahrungen der letzten Monate und Tipps austauschen, bevor
wir nach nunmehr 9 Tagen im Palm Garden Resort endlich Richtung Uganda
aufbrechen. Die Belegschaft des Hotels will uns kaum ziehen lassen und steht
Spalier, als wir uns verabschieden. Wir müssen versprechen, wiederzukommen und
nehmen eine der schönsten Reiseerfahrungen der letzten Wochen mit.
Auf geht’s nach
Uganda, ein sehr ursprüngliches Land, das mit etlichen politischen Eskapaden in
der Vergangenheit nicht unbedingt nur positiv auf sich aufmerksam gemacht hat.
Der erste Eindruck ist jedoch wie so oft wichtig und rasch entwickeln wir,
abgesehen von den vorhandenen Schlaglöchern, eine grosse Sympathie für das
Land. Als ersten Halt wählen wir ein unter Overlandern bekanntes Camp am Lake
Bunyonyi aus, wo wir auch gleich auf die Engländer Jo und Richard und zwei
verrückte Südafrikaner treffen, Dorette und Guillaume, die mit ihrem alten
150'er Motorrad von Johannesburg bis nach Ägypten unterwegs sind. Dabei besitzt
Guillaume nur gerade eine Jeanshose und wir fragen uns, wie er denn das so mit
dem Waschen anstellt…?
Auf dem Weg zum Lake
Bunyonyi sehen wir für Manis Gegenüber fast schon die Engelchen singen. Nur mit
Mühe und Not sind wir an unserem ersten Beinahe-Unfall in Afrika vorbeigeschrammt.
Wir haben ja gehört, dass der Fahrstil in Uganda eher in die "Nascar-Rennen"
als auf die normale Strasse gehört, aber dieser Überzeugungsversuch eines
ugandischen Taxifahrers hätte wirklich nicht sein müssen. Als wir in den
unzähligen Serpentinenstrassen durch die Hügellandschaft Ugandas gemütlich
dahintuckern, kommt uns ein Auto mit mindestens 80 Sachen in einer
langgezogenen Kurve entgegen. Da das Auto auf unserer Strassenseite unterwegs
ist, sind wir kurz am Zweifeln, ob wir – nach ausnahmsweise Rechtsverkehr in
Ruanda – auf der richtigen Strassenseite fahren. Dies ist der Fall und nachdem
der entgegenkommende Fahrer keine Anstalten macht, die Seite zu wechseln
beziehungsweise auf die drohende Kollision zu reagieren, macht Fabio unter wildem
Hupen eine kurze Ausweichbewegung Richtung rechter Fahrbahn und sofort wieder
zurück auf unsere Seite, als der entgegenkommende Fahrer endlich das Steuer herumreisst
und mit einem Affenzahn an uns vorbeischiesst. Wir sehen den Fahrer bereits im
Strassengraben, doch plötzlich macht es "Klong" und das Auto bleibt
auf dem Rasenstreifen, etwa einen halben Meter von der Böschung entfernt stehen.
Das Strassenschild, das glücklicherweise die Fahrt aus dem Taxi genommen hat,
ist einfach umgeknickt und hat so Schlimmeres verhindert. Aus dem Auto steigen
unglaubliche 9 erwachsene Personen aus. Wir halten natürlich sofort an und
fragen, ob alles in Ordnung ist und sind recht verdutzt, als kein einziger der
Fahrgäste unsere Frage beantwortet, geschweige denn uns eines Blickes würdigt.
Alle laufen zügig und wortlos, die Augen auf den Boden gerichtet ums Auto herum,
steigen schnurstracks wieder ein und wollen weiterfahren. Natürlich springt
dabei der Wagen nicht mehr an und so steigen alle wieder aus, der Fahrer
schlägt zweimal auf die Motorhaube, steigt wieder ein und siehe da, der Motor
springt an. Die Fahrgäste joggen dem fahrenden Auto hinterher und steigen nach
20 Metern wieder ein. Mit einem Affenzahn wird angefahren, die Reifen quietschen
erneut und weg sind sie…! Wir stehen also immer noch am Strassenrand, fragen
uns, was jetzt gerade passiert ist und ob dies auch so abgelaufen wäre, wenn
wir die Schuld für den Unfall trügen… Es soll nicht die letzte Begegnung mit dem
verrückten Fahrstil von ugandischen Fahrern gewesen sein. Auch die Busfahrer
der Überlandbusse sind nicht vernünftiger. Wir sehen diverse Male entgegenkommende
Fahrzeuge, die ins Kiesbett ausweichen müssen, weil die Busfahrer mit Vorliebe
am Berg und in der Kurve grössere Wagenkolonnen überholen, um dann bei nächster
Gelegenheit ohnehin wieder anzuhalten und Fahrgäste ein- und aussteigen zu lassen.
Das bedeutet natürlich, dass man auf einer Hauptstrecke von vielleicht 100
Kilometern mindestens 10 Mal auf gefährlichste Weise vom selben Fahrzeug
überholt wird. Wenn dann noch Schriftzüge wie "God bless you" oder "pray for life" auf
der Rückseite der Buses kleben, na ja, mit ein bisschen Humor…
Weicherer "Autostopper" als
unsere Bullbar
Angekommen am Lake
Bunyonyi und als Entschädigung gönnen wir uns am Abend zusammen mit Jo und
Richard und den beiden Motorradfreaks ein echtes Gala-Dîner im Bird's Nest nahe
unseres Camps. Der Service ist aussergewöhnlich und mindestens so gut wie der beste
europäische Standard, das Filet-Steak zergeht förmlich auf der Zunge und
spätestens nach der zweiten Flasche Wein haben wir unseren Schreck vom
Vormittag beinahe verdaut. Ein echter Genuss, nachdem wir in Ostafrika lange
kein so gutes Stück Fleisch mehr bekommen haben…
Jetzt sind wir wieder auf der
Nordhalbkugel
Nach zwei erholsamen
Tagen am See stürzen wir uns dann in das Getümmel und Chaos von Kampala, das
wirklich alles übertrifft, was wir bisher an afrikanischen Grossstädten gesehen
haben. Vorher, auf dem Weg dorthin überqueren wir erstmals mit dem Auto den Äquator
und fühlen uns dadurch schon fast wieder heimisch :-). Angekommen in Kampala herrscht
gerade Rush-Hour und so kostet es uns fast zwei Stunden, um von der einen Seite
der Stadt zur anderen zu kommen. Die Massen an Menschen auf den Strassen sind nur
schwer vorstellbar, dazwischen tausende von "Boda-Bodas" (Moped- und
Fahrrad-Taxis) und Autos, die keinerlei Verkehrsregeln beachten und einfach
fahren, dazu riesige, bis zu einem Meter tiefe Schlaglöcher quer über die
Strasse…Wie durch ein Wunder kommen wir ohne Schramme im Red Chilli's Backpacker
an und wollen dort unsere "Jungs" Hannes und Patrick überraschen, die
auch in Kampala eingetroffen sind. Man sollte vorher aber vielleicht kommunizieren,
dann hätten wir festgestellt, dass sie sich im Backpacker am anderen Ende der
Stadt befinden…Nun denn, das Wiedersehen wird also vorläufig vertagt und wir
nutzen die Zeit, die Stadt zu Fuss und mit dem Matatu (Bus-Taxi) zu erkunden.
Das Auto wird vorerst nicht mehr vom Fleck bewegt und bleibt im sicheren
Backpacker!
Kampala ist ein
riesiges Einkaufsmekka, in den hunderten Strassenzügen mit kleinen Geschäften
und einigen grossen Shopping-Malls kann man sich glatt verlaufen. Und es zeigt
sich, dass die Afrikaner wider Erwarten doch manchmal der Entwicklung voraus
sind: Nachdem unserem alten Handy die Höhenluft und die Feuchtigkeit auf dem
Nyiragongo nicht wirklich gut bekommen sind, erstehen wir das i-phone 5, noch
bevor es offiziell auf dem Markt ist ;-). Es funktioniert und sieht man mal
davon ab, dass das Menü nur in Englisch, Thai oder Arabisch verfügbar ist, könnte
man es fast für ein Original halten. Wir besuchen ausserdem das historische
Museum Ugandas. Man erfährt detailliert etwas über die Entwicklungsgeschichte
Ugandas, traditionelle Riten und Bräuche und den wirtschaftlichen Fortschritt. Leider
wird das Ausstellen der interessanten und facettenreichen politische Geschichte
Ugandas gemäss einer Museumsangestellten durch die Regierung bis heute untersagt.
Und welches ist nun unser Matatu?
Kampala, die Stadt der Boda-Bodas,
Matatus und
abertausender Menschen auf den Strassen
Tiertransport à la Afrika – Arme Tiere!
Nach zwei Tagen
treffen dann auch Patrick und Hannes im Red Chillis ein und wir können unser Wiedersehen
zur Abwechslung einmal mit Raclette anstelle des Käse-Fondues zelebrieren, für
das wir den Käse und das leckere Trockenfleisch aus Rwanda aufgehoben haben.
Die beiden fahren dann Richtung Westen weiter, zu den Gorillas und nach unseren
begeisterten Erzählungen auch zum Nyiragongo, während wir Richtung Norden zum
Ziwa Rhino Sanctuary steuern. Dort erwartet uns seit langem einmal wieder ein
richtig schöner Campingplatz und man kann mit den 12 Rhinos des Parks bei einem
Buschwalk auf Tuchfühlung gehen. Wir haben zwar schon Rhinos aus nächster Nähe
im Krüger Nationalpark gesehen, aber zu Fuss ist es nochmal ein ganz anderes Gefühl!
Da es sich bei den Urzeittieren um Breitmaulnashörner handelt, die bei weitem
nicht so aggressiv sind wie ihre Verwandten, die Spitzmaulnashörner, ist ein solches
Erlebnis gut machbar. Die sanften Riesen sind ein bevorzugtes Ziel von Wilderei
(in Asien werden mehrere hunderttausend Euro für ein Rhino-Horn bezahlt) und so
erhalten die Tiere im – immerhin privaten – Sanctuary ein 24 Stunden Monitoring.
Das bedeutet, sie werden physisch rund um die Uhr von bewaffneten Rangern bewacht.
Wir finden diesen Einsatz für den Tierschutz beachtlich und bezahlen deshalb gerne
die geforderte Fee, da dieses Geld auch 1:1 für den Schutz dieser Tiere verwendet
wird.
Lieber etwas Abstand halten
Schlammbad gefällig?
Nach dem Rhino-Erlebnis
fahren wir nach Entebbe weiter, weil wir von dort aus die Schimpansen im Ngamba
Island Chimpanzees Sanctuary besuchen wollen. Neben einem Beiwohnen der
täglichen Fütterung von einer Beobachtungsplattform aus kann man dort
eigentlich auch an einem Forrestwalk teilnehmen und mit den Kleinsten der 48
Schimpansen spielen und laufen. Im Sanctuary achten sie aber strikt auf die
Gesundheit ihrer Schimpansen und so benötigt man eine ganze Reihe von Impfungen
und Nachweisen, um überhaupt in die Nähe der Affen zu kommen. Von den etlichen
Impfungen fehlt uns lediglich der Tuberkolose-Test, den wir im Labor in Entebbe
nachholen könnten. Der zuständige Veterinär stört sich allerdings daran, dass
in unseren Impfausweisen die Impfungen aus Kindertagen wie Masern und Röteln
nicht mehr eingetragen sind und so bleibt es für uns trotz unserer Überredungsversuche
bei einem Halbtagesausflug zu den nächsten Verwandten des Menschen. Aber auch
der ist sehr eindrücklich. Bereits die Bootsfahrt zur Insel mit einem
Speed-Boot verlangt uns und unseren Magen einiges ab, der Kapitän hat offensichtlich
einen Heidenspass, mit uns über jede noch so erdenklich hohe Welle zu
"bouncen". Aber, auch die Alpinisten unter uns sind echte Seefahrer :-)
und Anne ist sowieso in ihrem Element.
Von den Schimpansen
trennt uns dann leider ein 3 Meter hoher elektrischer Zaun, aber trotzdem
bekommt man während der Fütterung einen sehr guten Eindruck vom Sozialleben der
Schimpansen und ihrer Geschicklichkeit. Sie sind beispielsweise ohne Weiteres
in der Lage, Nüsse aus einem Rohr, das zu tief ist, um mit den Fingern
hineinzugreifen und das so befestigt ist, dass die Affen es weder drehen noch
schütteln können, herauszuholen. Für einen Stock sind die Nüsse zu rutschig,
also füllen sie, ohne dass es ihnen jemals jemand gezeigt hätte, Wasser aus
einem bereitstehenden Bottich mit einer Tasse in das Rohr, bis die Nüsse oben
schwimmen…Chapeau.
Besuch der Verwandtschaft (Übereinstimmung
= 98,7%,
machmal auch 100%) in Entebbe ;-)
Zum Glück hatten wir nur ein kleines
Frühstück
Nach soviel
tierischen Eindrücken und dem Chaos in Kampala geniessen wir nun die Gastfreundlichkeit
der Ugander in Jinja an der Quelle des Nils (eine von vielen), mit Blick auf
den hier immerhin schon etwa 500 Meter breiten Fluss und einige Stromschnellen,
Seeschreiadler und die um diese Jahreszeit eher seltenen Touristen :-).
Nil 15 km vom Lake Viktoria
Wir visieren nun bereits
Kenia an. Als erste grössere Station haben wir Nairobi ausgewählt. Wir sind
gespannt, ob die Stadt ihrem Ruf als moderne fast europäische City gerecht wird.
Die Regenzeit neigt sich dem Ende zu und wir freuen uns, wieder etwas heissere
Gegenden erkunden zu können.
War wieder faszinierend, euren blog zu lesen und die tollen Fotos zu bestaunen, das ergänzt auf`s Vortrefflichste unsere Skype-Stunden :o)!! Fabio sieht ja ordentlich wild mit seinem Vollbart aus. Fein, dass ihr immer sehr gut auf eure Abenteuer wie z. B. die Vulkaneroberung vorbereitet seid. Warte nun sehnsüchtig auf das nächste Skype- oder SMS-Lebenszeichen aus Kenia. Wie immer mit dickem Kuss, Momi
AntwortenLöschenhey ihr beiden,
AntwortenLöschenfaszinierende bilder und wahnsinns eindrücke!! immer wieder spannend eure seite zu besuchen. passt weiterhin gut auf euch auf.... viele grüsse von eurem ehemaligen arbeitskollegen hannes
Hallo Anne, Hallo Fabio, heute komme ich endlich dazu, Euch ein paar Zeilen zu schreiben. Durch meinen Umzug (einfach nur um die Ecke!) kam ich zu nichts. Erst heute habe ich Eure beiden letzten Berichte gelesen und war bzw. bin noch immer total begeistert, an Euren Erlebnisse teilzuhaben. E-Speedy-Maus nimmt großen Anteil daran und hofft nun sehr, daß bald alle Handwerker aus dem Haus sind. Dann mache ich drei Kreuze. Ich denke sehr oft an Euch und bewundere Euren Mut und die nonchalant, mit der ihr alles meistert. Bleibt schön gesund bis bald. Speedy.
LöschenBald seid ihr wieder auf dem weg nach Hause - reich an Erfahrungen und wunderbaren Eindrücken die Ihr mit uns geteilt habt. Vielen Dank für all die tollen Fotos und die Zeit die Ihr Euch genommen habt um uns immer auf dem aktuellsten Stand zu halten. Das Bier und Abendessen bei uns warten bereits.....
AntwortenLöschenAAK