Nach entspannten Tagen in Jinja machen wir auf
unserem Weg nach Kenia bei einer der Quellen des Weissen Nils halt, dessen
Ursprung u.a. im Lake Victoria in Uganda nachgesagt wird. Trotz happigem
Eintrittsgeld entpuppt sich die vermeintliche "Quelle" als einfache
Verengung des Victoriasees zu einem Fluss. Um die 300 m entfernte Quelle auf
einer kleinen Insel zu sehen, wo aus der Erde Frischwasser heraufsprudeln soll,
muss man nochmals ein Ruderboot für rund 50 USD mieten. So kommt es, dass
dieser drollige Gefährte unsere beste (und auch interessanteste) Aufnahme /
Erinnerung von der Nilquelle deren Umgebung bleibt:
Cooles Camäleon
Vielleicht sieht man die Quelle,
wenn man die
Augen zusammenkneift :-)?
Von Jinja bis zur
kenianischen Grenze ist es dann nicht mehr weit und einmal mehr werden wir
durch zügige und reibungslose Grenzformalitäten überrascht. Nach einer Stunde
ist alles erledigt, wobei wir erstmals – wohlgemerkt bei der Ausreise – in
Uganda mittels modernstem Scanner unsere Fingerabdrücke abgeben müssen. Das
kennen wir nicht mal in Europa und so fragen wir uns ernsthaft, ob und wie die
Ugander wohl die Flut der genommenen Fingerprints speichern, wenn sogar grosse
Nationen wie Amerika Schwierigkeiten mit der Verarbeitung der ganzen Daten
haben. Nun gut, allzu qualitativ werden die Prints nicht sein können, da Fabio
anstatt des geforderten Daumens den Mittelfinger draufgehalten hat und durchgewunken
wird. Nun denn, wenigstens bleibt uns das Posieren für ein nettes Foto erspart
(das darf man vermeintlich nach den Erzählungen anderer Reisender bei Einreise
nach Kenia von Tanzania kommend über sich ergehen lassen) und so können wir nur
hoffen, dass wir keine, von uns nicht realisierte Gesetzesübertretung in Uganda
begannen haben :-). Den Weg nach Nairobi als nächster grossen Stadt schlagen
wir dann nicht direkt ein, sondern gönnen uns einen kleinen Umweg über
Nordkenia entlang des Lake Baringo, über Maralal, das für seine Camel Trophy (Kamelrennen)
berühmt ist und den Buffalo Springs Nationalpark. Die Piste führt unmittelbar
durch das Rift Valley, den grossen afrikanischen Grabenbruch und so können wir
die Schönheit dieser Landschaft und einmal wieder "die echte Weite" geniessen.
Auf unserer 3-tägigen Fahrt zum Nationalpark begegnen uns vielleicht ein
dutzend Fahrzeuge, ansonsten ist man allein auf weiter Flur. Durch die vielen
Kamele und Esel, welche der Strasse entlang anstelle von Kühen und spielenden Kindern
anzutreffen sind, haben wir eher das Gefühl, in einem arabischen Land unterwegs
zu sein:
Weites Rift Valley
Am Lake Baringo ist
dann mal wieder ein richtig schönes Campen in der Natur angesagt. Wenn wir
nachts auf die Toilette wollen, müssen wir sogar aufpassen, dass Mama Kroko mit
ihren Kleinen, die es sich bedenklich nahe zu unserem Campingplatz in ca. 3
Meter Entfernung gemütlich gemacht haben, weil der See über die Ufer getreten
ist, nicht unsere Füsse anknabbern. Den Tierreichtum wollen wir auch vom Wasser
aus bestaunen und so überreden wir zwei Fischer des Ortes (…oder besser wir
werden überredet;-)), uns mit auf eine Bootstour über den See zu nehmen.
Campingnachbarn
Fischer mit traditionellem Einbaum
Überschwemmung von der schönen Seite
aus
Am nächsten Tag
fahren wir vom Lake Baringo über holprigste Pisten nach Maralal und weiter zum
Buffalo Springs Nationalpark. Maralal ist die Gegend, wo die "weisse
Massei" ihr Abenteuer erlebte. Wieso die Geschichte die "weisse
Massai" heisst, ist uns allerdings schleierhaft, da in dem Gebiet nur das
Volk der Samburu und keine Massai leben. Unser Weg führt an unzähligen Dörfern
der Samburu vorbei, die sehr traditionell gekleidet sind. Das freundliche und
stolze Nomadenvolk Nordkenias ist für uns ein Stück Inbegriff des "wilden
Afrikas". Auf unzähligen Märkten, auf denen Vieh und allerlei Waren feil
geboten werden, herrscht ein buntes Durcheinander von Samburu-Kriegern, die
leicht durch ihren Kopfschmuck und die langen, geflochtenen und rot gefärbten
Haare erkennbar sind. Die langen Speere die sie mit sich rumtragen, sind
hoffentlich nur Teil ihrer Tracht, flössen jedoch trotzdem Respekt ein. So sind
wir mit Fotografieren sehr zurückhaltend, weil wir wissen, dass sich diese
Krieger nur ungern fotografieren lassen. Mani ist zwar ein Panzer, aber unbewaffnet.
Fotowünsche werden durch uns immer höflich per Zeichensprache erfragt, weil die
Samburu ähnlich wie beispielsweise die Massai, daran glauben, dass durch das
Fotografieren böse Geister erweckt werden. Im Gegensatz zu den bettelnden
Massai, die immer wieder für ein Foto Cash sehen wollen, können die Geister der
Samburu nicht durch Geld in einen tieferen Schlaf versetzt werden ;-). Nach
unzähligen Versuchen gelingt uns dann doch ein bewilligter (gratis-) Schnappschuss,
auch wenn wir keinen der Krieger in "voller Pracht" fotografieren
können. Wie wohl Fabio mit buntem Lendenschutz und Kopfschmuck aussehen würde
:-)?
Samburu Junge mit traditioneller
Tracht (leider ohne
typischen Kopfschmuck)
Auf dem Weg in den
Buffalo Springs Nationalpark, im nirgendwo treffen wir ein Tier an, das man
üblicherweise nur sehr selten zu Gesicht bekommt. Ein Caracal. Leider wurde das
Tier angefahren und wir wollen den Lesern ein Foto ersparen. Wir fragen uns
jedoch, wie es überhaupt möglich ist, auf solch verlassenen und schlechten Strecken
im Nirgendwo mit so einem Tempo unterwegs zu sein, dass nicht einmal ein so
scheues und reaktionsschnelles Tier ausweichen kann? Echt tragisch…
Am Buffalo Springs
Nationalpark treffen wir auf Nathalie und Kees aus den Niederlanden, mit denen
wir zwei sehr schöne Tage in einem Community Camp des nahegelegen Dorfes verbringen.
Vom Nationalpark bekommen wir dann leider nicht allzu viel mit, weil die
einzige Brücke, die über den Fluss führt, der den Nationalpark in zwei Hälften
teilt, nicht repariert ist. Wir beschränken uns daher auf die eine Hälfte
(andernfalls hätten wir aussen herum zum anderen Gate fahren müssen), die uns
leider auch zum Teil vorenthalten bleibt, weil sich ein Akaziendorn in den linken
Hinterreifen gebohrt hat. Glücklicherweise passiert dies unmittelbar vor
unserem Camp, als wir für ein Mittagspäuschen angekommen. Wir bemerken jedoch
erst nach dem Lunch, dass der Reifen Luft verliert und nun schon völlig platt
zusammengedrückt ist. Während Fabio unter Annes aufmunternden Worten :-) den Reifen
flickt, fahren Natalie und Kees für die zweite Safari-Etappe wieder zurück in
den Park. Kaum ist der Reifen abgenommen, fängt es auch noch in Strömen an zu
giessen und so kostest es uns den ganzen Nachmittag, Mani wieder einsatzfähig
zu machen. Das Loch im Reifen ist dann eher ein Riss, den man von innen flicken
und dafür den Reifen von der Felge ziehen muss. Das ist uns zu anstrengend,
auch wenn wir das entsprechende Werkzeug dabei haben und so muss wieder einmal
der Ersatzreifen herhalten. Die Liste für Mani's Service in Nairobi wird jedenfalls
immer länger...
Offroad-Fahren im Buffalo Springs NP
Netzgiraffe im Buffalo Springs NP
Grösste Zebra-Art der Welt, das
Grevy-Zebra
Kurios und ein echter
"Tiermix", die Giraffenantilope
In Nairobi
angekommen kehren wir in der Jungle Junction ein, dem wohl berühmtesten Treffpunkt
für Overlander in Ostafrika. Mani's wohlverdienter Service nach über 20'000 km
Afrikafahrt steht auf dem Programm. Ausserdem wollen wir unsere Kamera
reparieren lassen, bei der die Blende und der Fokus nicht mehr richtig
funktionieren, so dass wir nur noch entweder verschwommene oder viel zu dunkle
Bilder haben. Wir bringen die Kamera daher zu einem Fotogeschäft in der Stadt,
das immerhin eines der Besten in Nairobi sein soll, auch wenn wir über die
feinmechanischen Künste der Afrikaner schon einige Schauermärchen gehört haben.
Die Diagnose soll in spätestens 3 Tagen vorliegen, genügend Zeit also für
Mani's Rundumerneuerung und die obligatorische Stadterkundung.
Nairobi ist ein
ziemlicher Kulturmix, weder richtig afrikanisch noch wirklich europäisch. Wir
haben ein wenig den Eindruck, dass die Stadt besonders modern sein möchte, aber
halt auf die afrikanische Art, so dass nach unserem Empfinden das Flair irgendwie
fehlt. Trotzdem ist die internationale Küche wirklich hervorragend, sehr gute italienische
Restaurants, für Anne das erste Mal äthiopisch und zu guter Letzt auch noch ein
spitzen Döner Kebabladen. Mani ist relativ schnell wieder reisefit, auch wenn
wir mehr machen müssen, als uns lieb ist (es gibt neue Radlager vorne, eine
neue Batterie und ein neues Zwischenstück für den Auspuff) und so sind wir
etwas genervt, als nach fünf Tagen die Antwort vom Fotoshop noch nicht da ist.
Es war ein Feiertag dazwischen und dann Wochenende, so die Erklärung, wir
müssen also warten. Nach 7 Tagen immer noch das gleiche, nach 9 Tagen Nairobi,
dem ungefähr fünften Döner und bisher ohne grosse Highlights entscheiden wir
uns für einen Ausflug zum Lake Naivasha, wo man eine ganze Flamingo Kolonie besichtigen
kann. Wir campen auf einem Campingplatz direkt am See, den wir für uns ganz
alleine haben und können bei Lagerfeuer und Barbeque mal wieder so richtig die
Natur geniessen. Am Abend bekommen wir sogar zum Erstaunen der Nachtwächter von
einer Hyäne des angrenzenden Nationalparks Besuch.
Ein Vöglein kommt selten allein
Als wir drei Tage
später nach Nairobi zurückkommen, ist die Kamera immer noch nicht fertig, ein
Ersatzteil soll noch fehlen. Wir harren weitere 3 Tage aus, bis uns endgültig
der Kragen platzt. Nicht mal unsere Kamera wollen sie uns zurückgeben, weil sie
in hundert Einzelteile zerlegt ist, geschweige denn sind sie in der Lage, sie
innerhalb der nächsten Woche zu reparieren. Erst als wir richtig böse werden,
können wir am nächsten Tag unsere Kamera, immer noch kaputt, aber wenigstens
zusammengesetzt, abholen. Das Resultat ist noch schlechter als vorher, die
Bilder sind nicht nur viel zu dunkel, sie haben jetzt auch keine Farbe mehr und
zur Krönung hat uns der "Nichtsnutz" von Mechaniker auch noch
(mutwillig), fettige Fingerabdrücke und lauter Fusseln auf sämtlichen Spiegeln
hinterlassen, so dass wir die Kamera erst aufwendig reinigen müssen, um sie
überhaupt noch für schwarz/weiss Fotos benutzen zu können. Wir können nur
hoffen, dass unsere künftigen Fotomotive nicht allzu kamerascheu sind, damit
wir wenigstens mit unserer kleinen Kamera noch ein paar gute Schnappschüsse
machen können…
Skyline von Nairobi bei Regen
Nach über 14 Tagen
Nairobi steuern wir guten Mutes nach Tanzania zurück, wo wir uns mit Patrick
und Hannes und zwei Amerikanern, Parker und Bryan, in Arusha für die Serengeti
verabredet haben. An der Grenze in Kenia dann die für uns (vermeintliche) Überraschung:
Wir sollen eine Busse zahlen und eine Road Fee nachentrichten, die bei unserer
Einreise in Kenia keiner haben wollte. Wir wussten zwar eigentlich, dass man
sich nur 7 Tage kostenlos mit dem Auto in Kenia aufhalten darf und danach 40
USD zu entrichten sind, aber wir haben bei Einreise angegeben, dass wir 30 Tage
in Kenia sein werden und trotzdem hat der Zoll, auch nach zweimaliger Nachfrage
unser Carnet ohne die Fee abgestempelt. Bei der Ausreise stellen wir uns also
"dumm" und argumentieren so lange und laut, wir wären nur 7 Tage im
schönen Kenia geblieben, wenn wir das gewusst hätten und wir hätten bei der Einreise
ausdrücklich nachgefragt, ob etwas zu bezahlen sei, bis sie aufgeben und
entnervt unser Carnet ohne Fee und ohne Busse abstempeln. Die Masche "good
guy (diplomatische Anne), bad guy (genervter Fabio)" funktioniert dabei
ganz hervorragend ;-).
In Arusha spannen
wir noch einen Tag aus, bevor unsere Reisekombo zusammen mit einem Guide zu
einer 4 tägigen organisierten Tour in die Serengeti und den Ngorongorokrater
startet. Unsere Autos dürfen wir kostenlos auf dem bewachten Campingplatz
stehen lassen, trotzdem haben wir wie immer viel zu viel eingepackt und so
brauchen wir sogar einen Trailer, um alle Lebensmittel, Gepäck, Zelte etc.
unterzubringen. Und schon nach den ersten drei Reisestunden das erste Problem:
Wir müssen, um durch den Ngorongorokrater fahren zu können, auf dem Weg an
einer Bank halt machen und einen vorgefertigten Scheck über unsere erfolgte
Barzahlung an den Touroperator vorlegen. Den entsprechenden Einlösungsbeleg der
Bank müssen wir dann am Gate des Kraters präsentieren, um weiterfahren zu können.
Aber, wie das so ist, akzeptiert keine der Banken auf dem Weg unseren Scheck.
Wir können eigentlich nur nach Arusha telefonieren, den Touroperator bitten,
eine Bareinzahlung bei einer der Banken vorzunehmen und sich dann mit der
Filiale auf unserem Weg in Verbindung zu setzen. Das dauert dann alles mehrere
Stunden unserer kostbaren Reisezeit…Unser Guide ist schon völlig verzweifelt,
bis er eher im Scherz fragt, ob wir das (doch ziemlich hohe) Eintrittsgeld
nicht zufällig bar in USD dabei hätten. Wie das Schicksal es so will, haben wir
unseren "Notgroschen" in USD dabei, den wir während unserer
Safaritage nicht im Camp lassen wollten. So staunen unsere Kollegen nicht
schlecht, als wir den Eintritt mal eben in bar hinblättern. Es kann
weitergehen, die Safari ist gerettet!
Serengeti-Reisegruppe
Am Gate der
Serengeti muss dann der ganze Papierkram erledigt werden und so haben wir Zeit
für ein kurzes zweites Frühstück. Nicht unbeobachtet von den unzähligen
Pavianen kramen wir aus unserem Trailer einige Packungen Kekse heraus.
Aufdringliche Affen haben wir zwar schon einige gesehen, aber das toppt alle
bisherigen Erlebnisse: eines der grossen Pavianmännchen nimmt aus 30 m
Entfernung Anlauf, sprintet auf Hannes mit den Kekspackungen zu, der sich mit
einem Sprung über die Anhängerkupplung zwischen Trailer und Auto retten will,
und greift ihn dann direkt an, um ihm die Kekse zu entreissen. Sich selbst und
eine der Kekspackungen kann Hannes dadurch retten, dass er die Kekse über das
Auto auf die gegenüberliegende Seite wirft, wo wir anderen stehen, dicht
gefolgt natürlich vom Pavian, der mit dem Rest der Beute (1 Packung
Qualitätskekse aus Südafrika) entkommen kann. Aber, nichts bleibt ungestraft
und so lassen sich die Herren nicht davon abbringen, es dem Pavian mit scharfen
Chillis heim zu zahlen: Ein Stück Keks in den Chillis versteckt und diese
ausgeworfen, dauert es keine 5 Sekunden, bis der Alte zumindest das gute Stück
betrachtet und den Keks rauskrümmelt, den Rest (die Chillischote) jedoch nicht
anrührt. Leider trifft es dann das falsche Opfer, ein kleines Paviankind, das herzhaft
und voller Begeisterung in die Chillis beisst, ob des scharfen Geschmacks zwar
zunächst irritiert ist, aber trotzdem weiterfrisst und dann auch noch die Kerne
aus der Chilli pult. Und wie das bei den Kleinen so ist, sind dann die
Fingerchen überall… Erst fängt er an, sich am ganzen Körper zu kratzen, weil
das Chilli auf der Haut juckt, dann wischt er sich auch noch die Augen. Am Ende
schubbert sich der Kleine nur noch verzweifelt über den Boden und krallt sich
dann völlig hilfesuchend an seiner Mutter fest, um sein Gesicht und die Augen im
Fell zu vergraben und abzuwischen. Des einen Freud, des anderen Leid, und so
lachen die Jungs so richtig vor Schadenfreude und argumentieren, dass auch
dieser Kleine mal erwachsen, gross und genauso frech wird. Die einzige Person
die Mitleid hat, ist Anne… hoffentlich haben dem armen Kerl die Augen nicht
allzulange gebrannt…
Serengeti und
Ngorongorokrater sind dann wieder einmal Safarierlebnis pur. Auch wenn wir
nicht die gesamte Migration in der Serengeti sehen können, insbesondere die
spektakuläre Querung des Mara-Flusses von über 1 Mio. Gnus, sind die Massen an
blökenden Vierbeinern in den Ebenen beeindruckend. Hunderttausende Gnus,
Zebras, zwischendrin ein paar Gazellen und an jeder Ecke ein anderer Jäger,
Löwen, Hyänen, Leoparden. Da die Fläche der Serengeti mit 16'000 km2 gigantisch
gross ist, kann es jedoch auch in diesem tierreichen Gebiet vorkommen, dass man
längere Zeit durch die Savannenlandschaft gurkt, ohne etwas zu erspähen. In
gewisser Weise haben wir als Alternative zu der gesamten Gnu-Migration dann
doch noch Ersatz gefunden, eine zweite Migration an besonderen Hotspots (bspw.
Leopardensichtung)…
Migration der Touristen...
Der Ngorongorokrater
ist zwar "tiersicherer", weil flächenmässig viel kleiner, aber bei
unserem Besuch wollen sich die seltenen Spitzmaulnashörner, für die der Krater
berühmt ist, partout nicht zeigen. Wir sehen nur den Rücken von zwei der Dickhäuter,
die irgendwo im Gras liegen, aber die gesamten 6 Stunden, die wir im Krater
verbringen dürfen, nicht aufstehen wollen.
Der Eintritt ist
sowohl für die Serengeti als auf den Krater nicht unerheblich und so kann man
den Strassenzustand, zumindest auf dem Weg vom Krater zur Serengeti und teilweise
auch im Nationalpark, eigentlich nur als Zumutung bezeichnen: schlechteste
Rüttelpiste, Steine, Schlaglöcher und in der Nähe der Ebenen aufgrund der
Regenzeit viel Schlamm und so sind wir – in weiser Voraussicht – froh, diesmal
nicht selbst fahren zu müssen. Unsere Autos werden uns die Schonung danken, wir
haben den ein oder anderen Reisenden getroffen, der sich in der Serengeti sein
halbes Auto zerlegt hat. Auch die Campingplätze haben von dem Wort
"Charme" eher wenig gehört und entgegen der Auskunft unserer
Reiseleitung, dass auf allen Campingplätzen "Küchen" zur Verfügung
stehen, gibt es zwar grosse Hütten, wo alle kochen, aber ohne feste Kochgelegenheit
und es ist nicht einmal erlaubt, Feuer zu machen. Da wir Selbstversorger sind
und anders als die anderen Reisegruppen keinen Koch dabei haben, der für das
leibliche Wohl sorgt, sind wir froh, vorsorglich zwei Gaskocher eingepackt zu
haben und uns so behelfen zu können. Unser Fazit für die Serengeti und den
Krater fallen dementsprechend nüchtern aus. Trotz der wirklich schönen Tiererlebnisse
kommt uns dieser Nationalpark wie ein typisch ostafrikanischer "Touristenabklatsch"
vor. Mit der Vision von Bernhard und Michael Grzimeks, die die Serengeti und
die Migration der Huftiere erforscht haben ("Serengeti darf nicht
sterben") und aufgrund derer es den Serengeti-Nationalpark überhaupt gibt,
hat das wohl nicht mehr allzuviel zu tun.
Klassisch zu finden in der Serengeti
Hyänen bei einem Riss
Imposant, die grosse Wanderung
Tree Climbing Lions – hier klettern
sogar die Löwen
auf Bäume, obwohl sie dafür eigentlich zu schwer sind
Nach der Serengeti
trennen sich die Wege unserer Reisekombo wieder. Wir fahren zum Lake Natron im
Norden Tanzanias und dann nach Moshi weiter, wo wir den Kilimanjaro sehen und
ggf. besteigen wollen, Hannes und Patrick treten quasi schon den Heimweg nach
Nairobi an, von wo sie in einer Woche nach Hause fliegen und Parker und Ryan
fahren Richtung Südafrika weiter. Auf dem Weg zum Lake Natron, dem grössten
Natronsee der Welt, nach über 3 Stunden Fahrt durch Massai-Land im Nirgendwo
kommen wir an ein Dorf, in dem ein Schlagbaum die Weiterfahrt versperrt. Wir
sollen 10 USD pro Person "development fee" für das Dorf bezahlen. Wir
sind alles andere als begeistert, vor allem, als uns der Massai am Gate
erklärt, es gebe auf der Strecke noch zwei weitere Dörfer, an denen gezahlt
werden müsse (wohlverstanden pro Durchfahrt), bevor man dann ja am Gate zum
Lake Natron den offiziellen Eintritt berappen muss. Auf Nachfrage, wie das denn
die Einheimischen machten, die hier regelmässig durchfahren, heisst es ganz
frech: die Gebühr sei nur für Touristen. Immerhin haben wir bei Einreise in
Tanzania schon eine Road Fee für die Strassennutzung zahlen müssen, aber alles
diskutieren hilft nichts und so drehen wir nach 20 Minuten wutentbrannt und
ziemlich ernüchtert um (die Massai haben für uns an diesem Tag so ziemlich an
Glanz verloren). Ein Tag am Lake Natron ist somit im Ergebnis teurer als ein
Tag Serengeti, weil man die Seeregion nur mit einem Guide besuchen darf und
dann ja auch noch die Übernachtung dazu kommt, die auf den wenigen Camps am See
leider nicht ganz günstig ist. Auf der Rückfahrt nach Moshi lassen wir es uns
dann wenigstens nicht nehmen, von den unzähligen Massai am Wegesrand Fotos zu
schiessen. Wir können uns zumindest noch für die Massai-Jungen begeistern, die
während ihrer Circumcision (Massai Ritual, das bis zu 6 Monate dauern kann und
das den Weg insbesondere der Massai-Jungen zum Krieger/Mann beschreibt) nicht
die traditionellen rot-karrierten Massai-Tücher tragen, sondern ganz in schwarz
gekleidet und in den Gesichtern geschminkt sind, weil sie glauben, dass sie so
von ihren "Feinden" nicht erkennbar und unverwundbar sind.
Massai-Jungen während ihrer Circumcision
In Moshi geht es
ähnlich ernüchternd weiter. Wir finden keinen Touroperator, der eine Besteigung
des Kilimanjaro unter 1'400 USD pro Person für einen 6-Tagestrip anbietet und
da gerade keine Saison ist, lässt sich auch keine Bergsteiger-Gruppe
auftreiben, bei der wir uns anschliessen könnten. Die Touroperator trifft hier
allerdings wenig Schuld, da der Löwenanteil der Kosten für Eintritt-, Camping-
und Rescuefee anfällt, und so bleibt uns nichts anderes übrig, als den Kili von
unten zu bestaunen. Vielleicht beim nächsten Mal!
Kilimanjaro (leider nur von unten)
Tagsdrauf fahren wir
zur Küste zum Peponi Beach weiter, wo wir in einem wunderschönen Camp
Südsee-Feeling geniessen können. Wir buchen einen Schnorchelausflug mit einer
traditionellen Dhow. Auch wenn wir beim Schnorcheln nicht so viel sehen wie
erhofft, begeistert das Segelschiff: Das Segel ist noch wie in alten Tagen aus
mehreren Stücken Tuch zusammengenäht und wird von Hand gehisst, das ganze Boot
ist aus Holz und knackt und knatzt, dass man fast das Gefühl hat, es könnte
jeden Augenblick sinken. Mit Wind in den Segeln nehmen wir ganz schön an Fahrt
auf und man fühlt sich endgültig wie bei den alten Seefahrern.
"Anne Cruiso" auf der Pepi
Am Abend gibt es
hervorragendes Seefood im gemütlichen Restaurant und so wären wir gerne länger
geblieben, aber wir müssen nach Dar es Salaam weiter, weil unser Tanzania-Visum
bald ausläuft und wir von dort unsere weitere Reiseroute nach Hause abklären
wollen. In den letzten Tagen ist immer mehr die Idee entstanden, doch irgendwie
über die Ostroute nach Hause zu fahren. Nun sind wir also in Dar es Salaam in
einem ebenfalls sehr schönen Beach Camp und werden unsere Behördengänge,
Abklärungen und andere notwendige Erledigungen in Angriff nehmen. Ausserdem
müssen wir Mani verarzten, der Gute hat ein wunderschönes Veilchen…Was in
Afrika angesichts der Strassen und ungesicherten Ladungen von LKW's eigentlich fast zu erwarten ist, hat uns nun
auch getroffen: Steinschlag in der Frontscheibe auf dem Weg nach Dar es Salaam. Wenn wir nicht wollen, dass die
ganze Scheibe reisst, müssen wir sie wohl austauschen. Also vereinbaren wir
einen Termin bei Toyota, auch wenn man hier wahrscheinlich ebenso gut in einer
der Hinterhofgaragen eine Scheibe bekommen würde, Qualität natürlich offen.
Wir haben ja noch ein kleine – nicht ganz einfache – Strecke vor uns und
ausserdem bleiben wir dank unserer super Versicherung bei der Nürnberger auch
nicht auf dem Schaden sitzen. Die Preise für den Scheibenwechsel sind durchaus
europäisch und so sind wir alles andere als zufrieden, als wir erstmals das
Resultat sehen: Der neue Gummi, den sie zum Einsetzen der Scheibe verwenden,
scheint aus irgend einem Grund nicht hundertprozentig zu passen, so dass sie
ihn dehnen und der Gummi letztendlich alles andere als passgenau ist. Eigentlich ist der Gummi total verzogen. An den
Unterseiten steht er ab und nach unten bzw. oben weg, schlägt Wellen und
schliesst teilweise nicht ganz dicht. Wir sind erstaunt ob der uns zugesicherten aber fehlenden Qualität und beschweren uns
beim Service Manager. So dürfen sie die Scheibe gleich nochmal ausbauen und
unsere alten Gummis verwenden, die noch einwandfrei sind. Als wir dann nach 3
Stunden wieder bei Toyota aufschlagen, trauen wir unseren Augen kaum: Das darf
nicht wahr sein…Die Gummis passen jetzt zwar wunderbar (es sind ja auch die
alten), aber die Scheibe hat einen wunderschönen, 1 cm grossen und relativ
tiefen Kratzer. Zuerst sehen wir ihn fast gar nicht, weil sie die Scheibe nach dem Einsetzen nicht
gereinigt haben, aber selbst der nochmals zitierte Service Manager ist sich nachher
nicht sicher, ob die Scheibe dort nicht auch reissen könnte uns so müssen wir
am nächsten Tag wieder hin. Nach dem dritten Anlauf ist nun alles tip top,
preislich konnten wir auch zumindest die nicht passenden Gummis einsparen.
Mani mit Veilchen
Dar es Salaam als
Stadt hat uns aus irgendeinem Grund gar nicht gefallen, viel zu voll, viel zu
viel Verkehr und viel zu aufdringliche Leute. Zu unserem Beach Camp müssen wir
mit einer Fähre übersetzen, das kostest uns am ersten Tag 2 Stunden, nach
Mani's Reparatur ganze 3 ½. Aber die Panorama-Sicht auf die Stadt von der
Fähre aus ist trotzdem traumhaft.
Skyline Dar es Salaam
Nach 5 Tagen sind
wir froh, dass wir Dar es Salaam verlassen können und fliehen schon fast aus
der Stadt wieder Richtung Norden. Wir sind nach unserer Odyssee bei Toyota erst
nach dem späten Mittag in Dar losgekommen und so hoffen wir inständig, dass
entlang der Hauptroute in absehbarer Nähe irgendwelche
Übernachtungsmöglichkeiten bestehen. Unser Navi schweigt sich dazu aus, nach
150 Kilometern endlich das erste Schild "Welcome to Mawenga Camp".
Wir fahren also rechts raus, können aber auch nach längerem Suchen kein Camp
entdecken. Wir fragen einen Security Guard, der einsam und verlassen einen Handysendemast
in der Pampa bewacht. Kein Camp weit und breit, aber wir dürfen uns vor seinen
Sendemast stellen, 24-Stunden Security inbegriffen. Wir können nun mit Fug und
Recht behaupten, die neue
Campingmöglichkeit für Overlander aufgetan zu haben: Wer im Nirgendwo nichts
zum Schlafen findet, der kann nach Handymasten Ausschau halten: Meist bewacht,
Platz zum Campen unbegrenzt und kostenlos :-).
Die gefährlichste Afrika-Übernachtung
bisher (Elektrosmog;-))
Auf unserer
Weiterfahrt Richtung Norden müssen wir unzählige Polizeiposten passieren,
sie wollen Führerschein, Feuerlöscher oder die Autodokumente sehen, alles sehr
freundlich, aber trotzdem etwas nervig. Einmal hält uns sogar die
"Immigration Control" an, Pässe bitte, es könnte ja sein, dass wir
ohne gültiges Visum unterwegs sind. Ausserdem scheint die Polizei gerade neue
Laserpistolen zum Schnäppchenpreis erstanden zu haben, an jeder zweiten Ecke
stehen sie und so ist es nun ausgleichende Gerechtigkeit, als es diesmal Fabio
erwischt :-): 65 km/h in der 50er-Zone. Alles diskutieren hilft nichts, der arme
Beamte fängt zu guter Letzt sogar an zu stottern, weil wir so auf ihn einreden,
also zahlen wir schließlich. Als uns die Polizei das zweite Mal stoppt, zeigt
die Laserpistole vermeintlich 97 km/h an. So schnell fährt Mani ja fast nur mit
Rückenwind (Spass beiseite, aber wir fahren im Durchschnitt auch Überland nicht
mehr als 80 km/h), ausserdem haben wir angesichts der Erfahrung von vorher
kräftig auf die Bremse getreten, noch bevor das 50er-Schild kam. Hier sei nur
80 km/h erlaubt, behauptet die Polizei und als wir fragen, wo das denn stehe,
auf Überlandstrassen sei offiziell 100 km/h, meinen sie, na gut, dann halt 97
km/h in der 50er-Zone. Das wird ja immer besser…Wie weit reicht so eine
Laserpistole eigentlich? Also erklären wir, wir hätten gerade erst eine Busse
bekommen und daher mit Sicherheit abgebremst, ausserdem zeigen wir ihnen unser
Navi, das in Vollbild die Durchschnittsgeschwindigkeit der letzten gefahrenen
Strecke mit 45,8 km/h zeigt (zum Glück können sie kein Deutsch :-) und so
lassen sie uns ziehen. Es bestätigen sich also unsere bisherigen Erfahrungen:
Sie zeigen Touristen gerne die Geschwindigkeitsübertretungen vorausfahrender
Einheimischer, um an Geld zu kommen. Ob man in Tanzania zahlen muss oder nicht,
ist meist keine Frage eines begangenen/nicht begangenen Verkehrsverstosses,
sondern nur, wie gut und hartnäckig man im Argumentieren ist.
Aktuell sind wir wieder zurück in Nairobi und bereiten unsere Reise in den Norden vor...
Hallo Ihr Lieben,
AntwortenLöschenendlich komme ich dazu, Euch ein paar Zeilen zu schreiben. Wie immer ganz tolle Fotos! Es macht wirklich Spaß, daran Teil zu haben. Am liebsten wäre ich ja selbst dabei! Emma gefiel übrigens der "tree climbing lion" am besten :). Wir hoffen, Ihr habt weiterhin noch ganz tolle Tage und dann ja auch schon bald einen sicheren Heimweg! Freuen uns riesig auf Euch! Bleibt schön gesund und weiterhin so abenteuerlustig!
Knutschis
ELC
Hi Ihr beiden!
AntwortenLöschenschoen zu sehen die tolle Bilder und die intressante Abenteuerbeschreibungen zu lesen. Mani & Ihr sieht prima aus fuer durchgefahrene 22'100 km in der wunderbare Africa.Brilliant!:):):)
Ich wuensche Euch weitere wunderbaren Erlebnisse und uns Euere fans-gute Lessestoff.
lieben schoenen Gruesse