Donnerstag, 28. Juni 2012

Kenia und Serengeti

Lang, lang ist's her, aber nun ist er wieder fertig, unser nächster Blogbeitrag zu Kenia und der Serengeti!

Nach entspannten Tagen in Jinja machen wir auf unserem Weg nach Kenia bei einer der Quellen des Weissen Nils halt, dessen Ursprung u.a. im Lake Victoria in Uganda nachgesagt wird. Trotz happigem Eintrittsgeld entpuppt sich die vermeintliche "Quelle" als einfache Verengung des Victoriasees zu einem Fluss. Um die 300 m entfernte Quelle auf einer kleinen Insel zu sehen, wo aus der Erde Frischwasser heraufsprudeln soll, muss man nochmals ein Ruderboot für rund 50 USD mieten. So kommt es, dass dieser drollige Gefährte unsere beste (und auch interessanteste) Aufnahme / Erinnerung von der Nilquelle deren Umgebung bleibt:

 
                               Cooles Camäleon
 
                                 Vielleicht sieht man die Quelle, wenn man die 
                                 Augen zusammenkneift :-)?

Von Jinja bis zur kenianischen Grenze ist es dann nicht mehr weit und einmal mehr werden wir durch zügige und reibungslose Grenzformalitäten überrascht. Nach einer Stunde ist alles erledigt, wobei wir erstmals – wohlgemerkt bei der Ausreise – in Uganda mittels modernstem Scanner unsere Fingerabdrücke abgeben müssen. Das kennen wir nicht mal in Europa und so fragen wir uns ernsthaft, ob und wie die Ugander wohl die Flut der genommenen Fingerprints speichern, wenn sogar grosse Nationen wie Amerika Schwierigkeiten mit der Verarbeitung der ganzen Daten haben. Nun gut, allzu qualitativ werden die Prints nicht sein können, da Fabio anstatt des geforderten Daumens den Mittelfinger draufgehalten hat und durchgewunken wird. Nun denn, wenigstens bleibt uns das Posieren für ein nettes Foto erspart (das darf man vermeintlich nach den Erzählungen anderer Reisender bei Einreise nach Kenia von Tanzania kommend über sich ergehen lassen) und so können wir nur hoffen, dass wir keine, von uns nicht realisierte Gesetzesübertretung in Uganda begannen haben :-). Den Weg nach Nairobi als nächster grossen Stadt schlagen wir dann nicht direkt ein, sondern gönnen uns einen kleinen Umweg über Nordkenia entlang des Lake Baringo, über Maralal, das für seine Camel Trophy (Kamelrennen) berühmt ist und den Buffalo Springs Nationalpark. Die Piste führt unmittelbar durch das Rift Valley, den grossen afrikanischen Grabenbruch und so können wir die Schönheit dieser Landschaft und einmal wieder "die echte Weite" geniessen. Auf unserer 3-tägigen Fahrt zum Nationalpark begegnen uns vielleicht ein dutzend Fahrzeuge, ansonsten ist man allein auf weiter Flur. Durch die vielen Kamele und Esel, welche der Strasse entlang anstelle von Kühen und spielenden Kindern anzutreffen sind, haben wir eher das Gefühl, in einem arabischen Land unterwegs zu sein:

                                Weites Rift Valley

Am Lake Baringo ist dann mal wieder ein richtig schönes Campen in der Natur angesagt. Wenn wir nachts auf die Toilette wollen, müssen wir sogar aufpassen, dass Mama Kroko mit ihren Kleinen, die es sich bedenklich nahe zu unserem Campingplatz in ca. 3 Meter Entfernung gemütlich gemacht haben, weil der See über die Ufer getreten ist, nicht unsere Füsse anknabbern. Den Tierreichtum wollen wir auch vom Wasser aus bestaunen und so überreden wir zwei Fischer des Ortes (…oder besser wir werden überredet;-)), uns mit auf eine Bootstour über den See zu nehmen.

                                Campingnachbarn

                                Fischer mit traditionellem Einbaum

                                Überschwemmung von der schönen Seite aus

Am nächsten Tag fahren wir vom Lake Baringo über holprigste Pisten nach Maralal und weiter zum Buffalo Springs Nationalpark. Maralal ist die Gegend, wo die "weisse Massei" ihr Abenteuer erlebte. Wieso die Geschichte die "weisse Massai" heisst, ist uns allerdings schleierhaft, da in dem Gebiet nur das Volk der Samburu und keine Massai leben. Unser Weg führt an unzähligen Dörfern der Samburu vorbei, die sehr traditionell gekleidet sind. Das freundliche und stolze Nomadenvolk Nordkenias ist für uns ein Stück Inbegriff des "wilden Afrikas". Auf unzähligen Märkten, auf denen Vieh und allerlei Waren feil geboten werden, herrscht ein buntes Durcheinander von Samburu-Kriegern, die leicht durch ihren Kopfschmuck und die langen, geflochtenen und rot gefärbten Haare erkennbar sind. Die langen Speere die sie mit sich rumtragen, sind hoffentlich nur Teil ihrer Tracht, flössen jedoch trotzdem Respekt ein. So sind wir mit Fotografieren sehr zurückhaltend, weil wir wissen, dass sich diese Krieger nur ungern fotografieren lassen. Mani ist zwar ein Panzer, aber unbewaffnet. Fotowünsche werden durch uns immer höflich per Zeichensprache erfragt, weil die Samburu ähnlich wie beispielsweise die Massai, daran glauben, dass durch das Fotografieren böse Geister erweckt werden. Im Gegensatz zu den bettelnden Massai, die immer wieder für ein Foto Cash sehen wollen, können die Geister der Samburu nicht durch Geld in einen tieferen Schlaf versetzt werden ;-). Nach unzähligen Versuchen gelingt uns dann doch ein bewilligter (gratis-) Schnappschuss, auch wenn wir keinen der Krieger in "voller Pracht" fotografieren können. Wie wohl Fabio mit buntem Lendenschutz und Kopfschmuck aussehen würde :-)?

                               Samburu Junge mit traditioneller Tracht (leider ohne 
                               typischen Kopfschmuck)

Auf dem Weg in den Buffalo Springs Nationalpark, im nirgendwo treffen wir ein Tier an, das man üblicherweise nur sehr selten zu Gesicht bekommt. Ein Caracal. Leider wurde das Tier angefahren und wir wollen den Lesern ein Foto ersparen. Wir fragen uns jedoch, wie es überhaupt möglich ist, auf solch verlassenen und schlechten Strecken im Nirgendwo mit so einem Tempo unterwegs zu sein, dass nicht einmal ein so scheues und reaktionsschnelles Tier ausweichen kann? Echt tragisch…

Am Buffalo Springs Nationalpark treffen wir auf Nathalie und Kees aus den Niederlanden, mit denen wir zwei sehr schöne Tage in einem Community Camp des nahegelegen Dorfes verbringen. Vom Nationalpark bekommen wir dann leider nicht allzu viel mit, weil die einzige Brücke, die über den Fluss führt, der den Nationalpark in zwei Hälften teilt, nicht repariert ist. Wir beschränken uns daher auf die eine Hälfte (andernfalls hätten wir aussen herum zum anderen Gate fahren müssen), die uns leider auch zum Teil vorenthalten bleibt, weil sich ein Akaziendorn in den linken Hinterreifen gebohrt hat. Glücklicherweise passiert dies unmittelbar vor unserem Camp, als wir für ein Mittagspäuschen angekommen. Wir bemerken jedoch erst nach dem Lunch, dass der Reifen Luft verliert und nun schon völlig platt zusammengedrückt ist. Während Fabio unter Annes aufmunternden Worten :-) den Reifen flickt, fahren Natalie und Kees für die zweite Safari-Etappe wieder zurück in den Park. Kaum ist der Reifen abgenommen, fängt es auch noch in Strömen an zu giessen und so kostest es uns den ganzen Nachmittag, Mani wieder einsatzfähig zu machen. Das Loch im Reifen ist dann eher ein Riss, den man von innen flicken und dafür den Reifen von der Felge ziehen muss. Das ist uns zu anstrengend, auch wenn wir das entsprechende Werkzeug dabei haben und so muss wieder einmal der Ersatzreifen herhalten. Die Liste für Mani's Service in Nairobi wird jedenfalls immer länger...

                                Offroad-Fahren im Buffalo Springs NP

 
                                 Netzgiraffe im Buffalo Springs NP

                                Grösste Zebra-Art der Welt, das Grevy-Zebra

                                Kurios und ein echter "Tiermix", die Giraffenantilope

In Nairobi angekommen kehren wir in der Jungle Junction ein, dem wohl berühmtesten Treffpunkt für Overlander in Ostafrika. Mani's wohlverdienter Service nach über 20'000 km Afrikafahrt steht auf dem Programm. Ausserdem wollen wir unsere Kamera reparieren lassen, bei der die Blende und der Fokus nicht mehr richtig funktionieren, so dass wir nur noch entweder verschwommene oder viel zu dunkle Bilder haben. Wir bringen die Kamera daher zu einem Fotogeschäft in der Stadt, das immerhin eines der Besten in Nairobi sein soll, auch wenn wir über die feinmechanischen Künste der Afrikaner schon einige Schauermärchen gehört haben. Die Diagnose soll in spätestens 3 Tagen vorliegen, genügend Zeit also für Mani's Rundumerneuerung und die obligatorische Stadterkundung.
Nairobi ist ein ziemlicher Kulturmix, weder richtig afrikanisch noch wirklich europäisch. Wir haben ein wenig den Eindruck, dass die Stadt besonders modern sein möchte, aber halt auf die afrikanische Art, so dass nach unserem Empfinden das Flair irgendwie fehlt. Trotzdem ist die internationale Küche wirklich hervorragend, sehr gute italienische Restaurants, für Anne das erste Mal äthiopisch und zu guter Letzt auch noch ein spitzen Döner Kebabladen. Mani ist relativ schnell wieder reisefit, auch wenn wir mehr machen müssen, als uns lieb ist (es gibt neue Radlager vorne, eine neue Batterie und ein neues Zwischenstück für den Auspuff) und so sind wir etwas genervt, als nach fünf Tagen die Antwort vom Fotoshop noch nicht da ist. Es war ein Feiertag dazwischen und dann Wochenende, so die Erklärung, wir müssen also warten. Nach 7 Tagen immer noch das gleiche, nach 9 Tagen Nairobi, dem ungefähr fünften Döner und bisher ohne grosse Highlights entscheiden wir uns für einen Ausflug zum Lake Naivasha, wo man eine ganze Flamingo Kolonie besichtigen kann. Wir campen auf einem Campingplatz direkt am See, den wir für uns ganz alleine haben und können bei Lagerfeuer und Barbeque mal wieder so richtig die Natur geniessen. Am Abend bekommen wir sogar zum Erstaunen der Nachtwächter von einer Hyäne des angrenzenden Nationalparks Besuch.

                                Ein Vöglein kommt selten allein

Als wir drei Tage später nach Nairobi zurückkommen, ist die Kamera immer noch nicht fertig, ein Ersatzteil soll noch fehlen. Wir harren weitere 3 Tage aus, bis uns endgültig der Kragen platzt. Nicht mal unsere Kamera wollen sie uns zurückgeben, weil sie in hundert Einzelteile zerlegt ist, geschweige denn sind sie in der Lage, sie innerhalb der nächsten Woche zu reparieren. Erst als wir richtig böse werden, können wir am nächsten Tag unsere Kamera, immer noch kaputt, aber wenigstens zusammengesetzt, abholen. Das Resultat ist noch schlechter als vorher, die Bilder sind nicht nur viel zu dunkel, sie haben jetzt auch keine Farbe mehr und zur Krönung hat uns der "Nichtsnutz" von Mechaniker auch noch (mutwillig), fettige Fingerabdrücke und lauter Fusseln auf sämtlichen Spiegeln hinterlassen, so dass wir die Kamera erst aufwendig reinigen müssen, um sie überhaupt noch für schwarz/weiss Fotos benutzen zu können. Wir können nur hoffen, dass unsere künftigen Fotomotive nicht allzu kamerascheu sind, damit wir wenigstens mit unserer kleinen Kamera noch ein paar gute Schnappschüsse machen können…

                                Skyline von Nairobi bei Regen

Nach über 14 Tagen Nairobi steuern wir guten Mutes nach Tanzania zurück, wo wir uns mit Patrick und Hannes und zwei Amerikanern, Parker und Bryan, in Arusha für die Serengeti verabredet haben. An der Grenze in Kenia dann die für uns (vermeintliche) Überraschung: Wir sollen eine Busse zahlen und eine Road Fee nachentrichten, die bei unserer Einreise in Kenia keiner haben wollte. Wir wussten zwar eigentlich, dass man sich nur 7 Tage kostenlos mit dem Auto in Kenia aufhalten darf und danach 40 USD zu entrichten sind, aber wir haben bei Einreise angegeben, dass wir 30 Tage in Kenia sein werden und trotzdem hat der Zoll, auch nach zweimaliger Nachfrage unser Carnet ohne die Fee abgestempelt. Bei der Ausreise stellen wir uns also "dumm" und argumentieren so lange und laut, wir wären nur 7 Tage im schönen Kenia geblieben, wenn wir das gewusst hätten und wir hätten bei der Einreise ausdrücklich nachgefragt, ob etwas zu bezahlen sei, bis sie aufgeben und entnervt unser Carnet ohne Fee und ohne Busse abstempeln. Die Masche "good guy (diplomatische Anne), bad guy (genervter Fabio)" funktioniert dabei ganz hervorragend ;-).

In Arusha spannen wir noch einen Tag aus, bevor unsere Reisekombo zusammen mit einem Guide zu einer 4 tägigen organisierten Tour in die Serengeti und den Ngorongorokrater startet. Unsere Autos dürfen wir kostenlos auf dem bewachten Campingplatz stehen lassen, trotzdem haben wir wie immer viel zu viel eingepackt und so brauchen wir sogar einen Trailer, um alle Lebensmittel, Gepäck, Zelte etc. unterzubringen. Und schon nach den ersten drei Reisestunden das erste Problem: Wir müssen, um durch den Ngorongorokrater fahren zu können, auf dem Weg an einer Bank halt machen und einen vorgefertigten Scheck über unsere erfolgte Barzahlung an den Touroperator vorlegen. Den entsprechenden Einlösungsbeleg der Bank müssen wir dann am Gate des Kraters präsentieren, um weiterfahren zu können. Aber, wie das so ist, akzeptiert keine der Banken auf dem Weg unseren Scheck. Wir können eigentlich nur nach Arusha telefonieren, den Touroperator bitten, eine Bareinzahlung bei einer der Banken vorzunehmen und sich dann mit der Filiale auf unserem Weg in Verbindung zu setzen. Das dauert dann alles mehrere Stunden unserer kostbaren Reisezeit…Unser Guide ist schon völlig verzweifelt, bis er eher im Scherz fragt, ob wir das (doch ziemlich hohe) Eintrittsgeld nicht zufällig bar in USD dabei hätten. Wie das Schicksal es so will, haben wir unseren "Notgroschen" in USD dabei, den wir während unserer Safaritage nicht im Camp lassen wollten. So staunen unsere Kollegen nicht schlecht, als wir den Eintritt mal eben in bar hinblättern. Es kann weitergehen, die Safari ist gerettet!

                                Serengeti-Reisegruppe

Am Gate der Serengeti muss dann der ganze Papierkram erledigt werden und so haben wir Zeit für ein kurzes zweites Frühstück. Nicht unbeobachtet von den unzähligen Pavianen kramen wir aus unserem Trailer einige Packungen Kekse heraus. Aufdringliche Affen haben wir zwar schon einige gesehen, aber das toppt alle bisherigen Erlebnisse: eines der grossen Pavianmännchen nimmt aus 30 m Entfernung Anlauf, sprintet auf Hannes mit den Kekspackungen zu, der sich mit einem Sprung über die Anhängerkupplung zwischen Trailer und Auto retten will, und greift ihn dann direkt an, um ihm die Kekse zu entreissen. Sich selbst und eine der Kekspackungen kann Hannes dadurch retten, dass er die Kekse über das Auto auf die gegenüberliegende Seite wirft, wo wir anderen stehen, dicht gefolgt natürlich vom Pavian, der mit dem Rest der Beute (1 Packung Qualitätskekse aus Südafrika) entkommen kann. Aber, nichts bleibt ungestraft und so lassen sich die Herren nicht davon abbringen, es dem Pavian mit scharfen Chillis heim zu zahlen: Ein Stück Keks in den Chillis versteckt und diese ausgeworfen, dauert es keine 5 Sekunden, bis der Alte zumindest das gute Stück betrachtet und den Keks rauskrümmelt, den Rest (die Chillischote) jedoch nicht anrührt. Leider trifft es dann das falsche Opfer, ein kleines Paviankind, das herzhaft und voller Begeisterung in die Chillis beisst, ob des scharfen Geschmacks zwar zunächst irritiert ist, aber trotzdem weiterfrisst und dann auch noch die Kerne aus der Chilli pult. Und wie das bei den Kleinen so ist, sind dann die Fingerchen überall… Erst fängt er an, sich am ganzen Körper zu kratzen, weil das Chilli auf der Haut juckt, dann wischt er sich auch noch die Augen. Am Ende schubbert sich der Kleine nur noch verzweifelt über den Boden und krallt sich dann völlig hilfesuchend an seiner Mutter fest, um sein Gesicht und die Augen im Fell zu vergraben und abzuwischen. Des einen Freud, des anderen Leid, und so lachen die Jungs so richtig vor Schadenfreude und argumentieren, dass auch dieser Kleine mal erwachsen, gross und genauso frech wird. Die einzige Person die Mitleid hat, ist Anne… hoffentlich haben dem armen Kerl die Augen nicht allzulange gebrannt…

Serengeti und Ngorongorokrater sind dann wieder einmal Safarierlebnis pur. Auch wenn wir nicht die gesamte Migration in der Serengeti sehen können, insbesondere die spektakuläre Querung des Mara-Flusses von über 1 Mio. Gnus, sind die Massen an blökenden Vierbeinern in den Ebenen beeindruckend. Hunderttausende Gnus, Zebras, zwischendrin ein paar Gazellen und an jeder Ecke ein anderer Jäger, Löwen, Hyänen, Leoparden. Da die Fläche der Serengeti mit 16'000 km2 gigantisch gross ist, kann es jedoch auch in diesem tierreichen Gebiet vorkommen, dass man längere Zeit durch die Savannenlandschaft gurkt, ohne etwas zu erspähen. In gewisser Weise haben wir als Alternative zu der gesamten Gnu-Migration dann doch noch Ersatz gefunden, eine zweite Migration an besonderen Hotspots (bspw. Leopardensichtung)…

                                Migration der Touristen...

Der Ngorongorokrater ist zwar "tiersicherer", weil flächenmässig viel kleiner, aber bei unserem Besuch wollen sich die seltenen Spitzmaulnashörner, für die der Krater berühmt ist, partout nicht zeigen. Wir sehen nur den Rücken von zwei der Dickhäuter, die irgendwo im Gras liegen, aber die gesamten 6 Stunden, die wir im Krater verbringen dürfen, nicht aufstehen wollen.

Der Eintritt ist sowohl für die Serengeti als auf den Krater nicht unerheblich und so kann man den Strassenzustand, zumindest auf dem Weg vom Krater zur Serengeti und teilweise auch im Nationalpark, eigentlich nur als Zumutung bezeichnen: schlechteste Rüttelpiste, Steine, Schlaglöcher und in der Nähe der Ebenen aufgrund der Regenzeit viel Schlamm und so sind wir – in weiser Voraussicht – froh, diesmal nicht selbst fahren zu müssen. Unsere Autos werden uns die Schonung danken, wir haben den ein oder anderen Reisenden getroffen, der sich in der Serengeti sein halbes Auto zerlegt hat. Auch die Campingplätze haben von dem Wort "Charme" eher wenig gehört und entgegen der Auskunft unserer Reiseleitung, dass auf allen Campingplätzen "Küchen" zur Verfügung stehen, gibt es zwar grosse Hütten, wo alle kochen, aber ohne feste Kochgelegenheit und es ist nicht einmal erlaubt, Feuer zu machen. Da wir Selbstversorger sind und anders als die anderen Reisegruppen keinen Koch dabei haben, der für das leibliche Wohl sorgt, sind wir froh, vorsorglich zwei Gaskocher eingepackt zu haben und uns so behelfen zu können. Unser Fazit für die Serengeti und den Krater fallen dementsprechend nüchtern aus. Trotz der wirklich schönen Tiererlebnisse kommt uns dieser Nationalpark wie ein typisch ostafrikanischer "Touristenabklatsch" vor. Mit der Vision von Bernhard und Michael Grzimeks, die die Serengeti und die Migration der Huftiere erforscht haben ("Serengeti darf nicht sterben") und aufgrund derer es den Serengeti-Nationalpark überhaupt gibt, hat das wohl nicht mehr allzuviel zu tun.

                                Klassisch zu finden in der Serengeti

                                 Hyänen bei einem Riss

                                 Imposant, die grosse Wanderung

                                Tree Climbing Lions – hier klettern sogar die Löwen
                                 auf Bäume, obwohl sie dafür eigentlich zu schwer sind

Nach der Serengeti trennen sich die Wege unserer Reisekombo wieder. Wir fahren zum Lake Natron im Norden Tanzanias und dann nach Moshi weiter, wo wir den Kilimanjaro sehen und ggf. besteigen wollen, Hannes und Patrick treten quasi schon den Heimweg nach Nairobi an, von wo sie in einer Woche nach Hause fliegen und Parker und Ryan fahren Richtung Südafrika weiter. Auf dem Weg zum Lake Natron, dem grössten Natronsee der Welt, nach über 3 Stunden Fahrt durch Massai-Land im Nirgendwo kommen wir an ein Dorf, in dem ein Schlagbaum die Weiterfahrt versperrt. Wir sollen 10 USD pro Person "development fee" für das Dorf bezahlen. Wir sind alles andere als begeistert, vor allem, als uns der Massai am Gate erklärt, es gebe auf der Strecke noch zwei weitere Dörfer, an denen gezahlt werden müsse (wohlverstanden pro Durchfahrt), bevor man dann ja am Gate zum Lake Natron den offiziellen Eintritt berappen muss. Auf Nachfrage, wie das denn die Einheimischen machten, die hier regelmässig durchfahren, heisst es ganz frech: die Gebühr sei nur für Touristen. Immerhin haben wir bei Einreise in Tanzania schon eine Road Fee für die Strassennutzung zahlen müssen, aber alles diskutieren hilft nichts und so drehen wir nach 20 Minuten wutentbrannt und ziemlich ernüchtert um (die Massai haben für uns an diesem Tag so ziemlich an Glanz verloren). Ein Tag am Lake Natron ist somit im Ergebnis teurer als ein Tag Serengeti, weil man die Seeregion nur mit einem Guide besuchen darf und dann ja auch noch die Übernachtung dazu kommt, die auf den wenigen Camps am See leider nicht ganz günstig ist. Auf der Rückfahrt nach Moshi lassen wir es uns dann wenigstens nicht nehmen, von den unzähligen Massai am Wegesrand Fotos zu schiessen. Wir können uns zumindest noch für die Massai-Jungen begeistern, die während ihrer Circumcision (Massai Ritual, das bis zu 6 Monate dauern kann und das den Weg insbesondere der Massai-Jungen zum Krieger/Mann beschreibt) nicht die traditionellen rot-karrierten Massai-Tücher tragen, sondern ganz in schwarz gekleidet und in den Gesichtern geschminkt sind, weil sie glauben, dass sie so von ihren "Feinden" nicht erkennbar und unverwundbar sind.

                                Massai-Jungen während ihrer Circumcision

In Moshi geht es ähnlich ernüchternd weiter. Wir finden keinen Touroperator, der eine Besteigung des Kilimanjaro unter 1'400 USD pro Person für einen 6-Tagestrip anbietet und da gerade keine Saison ist, lässt sich auch keine Bergsteiger-Gruppe auftreiben, bei der wir uns anschliessen könnten. Die Touroperator trifft hier allerdings wenig Schuld, da der Löwenanteil der Kosten für Eintritt-, Camping- und Rescuefee anfällt, und so bleibt uns nichts anderes übrig, als den Kili von unten zu bestaunen. Vielleicht beim nächsten Mal!

                                Kilimanjaro (leider nur von unten)
Tagsdrauf fahren wir zur Küste zum Peponi Beach weiter, wo wir in einem wunderschönen Camp Südsee-Feeling geniessen können. Wir buchen einen Schnorchelausflug mit einer traditionellen Dhow. Auch wenn wir beim Schnorcheln nicht so viel sehen wie erhofft, begeistert das Segelschiff: Das Segel ist noch wie in alten Tagen aus mehreren Stücken Tuch zusammengenäht und wird von Hand gehisst, das ganze Boot ist aus Holz und knackt und knatzt, dass man fast das Gefühl hat, es könnte jeden Augenblick sinken. Mit Wind in den Segeln nehmen wir ganz schön an Fahrt auf und man fühlt sich endgültig wie bei den alten Seefahrern.

                                                    "Anne Cruiso" auf der Pepi

Am Abend gibt es hervorragendes Seefood im gemütlichen Restaurant und so wären wir gerne länger geblieben, aber wir müssen nach Dar es Salaam weiter, weil unser Tanzania-Visum bald ausläuft und wir von dort unsere weitere Reiseroute nach Hause abklären wollen. In den letzten Tagen ist immer mehr die Idee entstanden, doch irgendwie über die Ostroute nach Hause zu fahren. Nun sind wir also in Dar es Salaam in einem ebenfalls sehr schönen Beach Camp und werden unsere Behördengänge, Abklärungen und andere notwendige Erledigungen in Angriff nehmen. Ausserdem müssen wir Mani verarzten, der Gute hat ein wunderschönes Veilchen…Was in Afrika angesichts der Strassen und ungesicherten Ladungen von LKW's eigentlich fast zu erwarten ist, hat uns nun auch getroffen: Steinschlag in der Frontscheibe auf dem Weg nach Dar es Salaam. Wenn wir nicht wollen, dass die ganze Scheibe reisst, müssen wir sie wohl austauschen. Also vereinbaren wir einen Termin bei Toyota, auch wenn man hier wahrscheinlich ebenso gut in einer der Hinterhofgaragen eine Scheibe bekommen würde, Qualität natürlich offen. Wir haben ja noch ein kleine – nicht ganz einfache – Strecke vor uns und ausserdem bleiben wir dank unserer super Versicherung bei der Nürnberger auch nicht auf dem Schaden sitzen. Die Preise für den Scheibenwechsel sind durchaus europäisch und so sind wir alles andere als zufrieden, als wir erstmals das Resultat sehen: Der neue Gummi, den sie zum Einsetzen der Scheibe verwenden, scheint aus irgend einem Grund nicht hundertprozentig zu passen, so dass sie ihn dehnen und der Gummi letztendlich alles andere als passgenau ist. Eigentlich ist der Gummi total verzogen. An den Unterseiten steht er ab und nach unten bzw. oben weg, schlägt Wellen und schliesst teilweise nicht ganz dicht. Wir sind erstaunt ob der uns zugesicherten aber fehlenden Qualität und beschweren uns beim Service Manager. So dürfen sie die Scheibe gleich nochmal ausbauen und unsere alten Gummis verwenden, die noch einwandfrei sind. Als wir dann nach 3 Stunden wieder bei Toyota aufschlagen, trauen wir unseren Augen kaum: Das darf nicht wahr sein…Die Gummis passen jetzt zwar wunderbar (es sind ja auch die alten), aber die Scheibe hat einen wunderschönen, 1 cm grossen und relativ tiefen Kratzer. Zuerst sehen wir ihn fast gar nicht, weil sie die Scheibe nach dem Einsetzen nicht gereinigt haben, aber selbst der nochmals zitierte Service Manager ist sich nachher nicht sicher, ob die Scheibe dort nicht auch reissen könnte uns so müssen wir am nächsten Tag wieder hin. Nach dem dritten Anlauf ist nun alles tip top, preislich konnten wir auch zumindest die nicht passenden Gummis einsparen. 

                                Mani mit Veilchen
 
Dar es Salaam als Stadt hat uns aus irgendeinem Grund gar nicht gefallen, viel zu voll, viel zu viel Verkehr und viel zu aufdringliche Leute. Zu unserem Beach Camp müssen wir mit einer Fähre übersetzen, das kostest uns am ersten Tag 2 Stunden, nach Mani's Reparatur ganze 3 ½. Aber die Panorama-Sicht auf die Stadt von der Fähre aus ist trotzdem traumhaft.

                                  Skyline Dar es Salaam


Nach 5 Tagen sind wir froh, dass wir Dar es Salaam verlassen können und fliehen schon fast aus der Stadt wieder Richtung Norden. Wir sind nach unserer Odyssee bei Toyota erst nach dem späten Mittag in Dar losgekommen und so hoffen wir inständig, dass entlang der Hauptroute in absehbarer Nähe irgendwelche Übernachtungsmöglichkeiten bestehen. Unser Navi schweigt sich dazu aus, nach 150 Kilometern endlich das erste Schild "Welcome to Mawenga Camp". Wir fahren also rechts raus, können aber auch nach längerem Suchen kein Camp entdecken. Wir fragen einen Security Guard, der einsam und verlassen einen Handysendemast in der Pampa bewacht. Kein Camp weit und breit, aber wir dürfen uns vor seinen Sendemast stellen, 24-Stunden Security inbegriffen. Wir können nun mit Fug und Recht behaupten, die neue Campingmöglichkeit für Overlander aufgetan zu haben: Wer im Nirgendwo nichts zum Schlafen findet, der kann nach Handymasten Ausschau halten: Meist bewacht, Platz zum Campen unbegrenzt und kostenlos :-).

                                             Die gefährlichste Afrika-Übernachtung 
                                             bisher (Elektrosmog;-))

Auf unserer Weiterfahrt Richtung Norden müssen wir unzählige Polizeiposten passieren, sie wollen Führerschein, Feuerlöscher oder die Autodokumente sehen, alles sehr freundlich, aber trotzdem etwas nervig. Einmal hält uns sogar die "Immigration Control" an, Pässe bitte, es könnte ja sein, dass wir ohne gültiges Visum unterwegs sind. Ausserdem scheint die Polizei gerade neue Laserpistolen zum Schnäppchenpreis erstanden zu haben, an jeder zweiten Ecke stehen sie und so ist es nun ausgleichende Gerechtigkeit, als es diesmal Fabio erwischt :-): 65 km/h in der 50er-Zone. Alles diskutieren hilft nichts, der arme Beamte fängt zu guter Letzt sogar an zu stottern, weil wir so auf ihn einreden, also zahlen wir schließlich. Als uns die Polizei das zweite Mal stoppt, zeigt die Laserpistole vermeintlich 97 km/h an. So schnell fährt Mani ja fast nur mit Rückenwind (Spass beiseite, aber wir fahren im Durchschnitt auch Überland nicht mehr als 80 km/h), ausserdem haben wir angesichts der Erfahrung von vorher kräftig auf die Bremse getreten, noch bevor das 50er-Schild kam. Hier sei nur 80 km/h erlaubt, behauptet die Polizei und als wir fragen, wo das denn stehe, auf Überlandstrassen sei offiziell 100 km/h, meinen sie, na gut, dann halt 97 km/h in der 50er-Zone. Das wird ja immer besser…Wie weit reicht so eine Laserpistole eigentlich? Also erklären wir, wir hätten gerade erst eine Busse bekommen und daher mit Sicherheit abgebremst, ausserdem zeigen wir ihnen unser Navi, das in Vollbild die Durchschnittsgeschwindigkeit der letzten gefahrenen Strecke mit 45,8 km/h zeigt (zum Glück können sie kein Deutsch :-) und so lassen sie uns ziehen. Es bestätigen sich also unsere bisherigen Erfahrungen: Sie zeigen Touristen gerne die Geschwindigkeitsübertretungen vorausfahrender Einheimischer, um an Geld zu kommen. Ob man in Tanzania zahlen muss oder nicht, ist meist keine Frage eines begangenen/nicht begangenen Verkehrsverstosses, sondern nur, wie gut und hartnäckig man im Argumentieren ist.

Aktuell sind wir wieder zurück in Nairobi und bereiten unsere Reise in den Norden vor...

2 Kommentare:

  1. Hallo Ihr Lieben,

    endlich komme ich dazu, Euch ein paar Zeilen zu schreiben. Wie immer ganz tolle Fotos! Es macht wirklich Spaß, daran Teil zu haben. Am liebsten wäre ich ja selbst dabei! Emma gefiel übrigens der "tree climbing lion" am besten :). Wir hoffen, Ihr habt weiterhin noch ganz tolle Tage und dann ja auch schon bald einen sicheren Heimweg! Freuen uns riesig auf Euch! Bleibt schön gesund und weiterhin so abenteuerlustig!

    Knutschis

    ELC

    AntwortenLöschen
  2. Hi Ihr beiden!

    schoen zu sehen die tolle Bilder und die intressante Abenteuerbeschreibungen zu lesen. Mani & Ihr sieht prima aus fuer durchgefahrene 22'100 km in der wunderbare Africa.Brilliant!:):):)

    Ich wuensche Euch weitere wunderbaren Erlebnisse und uns Euere fans-gute Lessestoff.

    lieben schoenen Gruesse

    AntwortenLöschen