Samstag, 28. Juli 2012

Museum der Völker


Nachdem wir uns in Nairobi mit allem Nötigen eingedeckt haben, geht es nun Richtung Äthiopien. Für die Strecke bis zur Grenze, die unter Overlandern als eine der schlechtesten Pisten Afrikas berühmt-berüchtigt ist, haben wir uns mit Mia und Chris, zwei Schweden, die wir bereits in Moshi getroffen haben und Marianne und Stan, einem australischen Ehepaar, verabredet.

Bevor es kilometerweit über Schotterpisten durch die Dida Galgalu Wüste geht, treffen wir uns im Umoja Village, einem Projekt für Samburu-Frauen, die alle eine tragische Geschichte haben. Die meisten sind vor Zwangsheirat, Vergewaltigung oder Beschneidung geflohen, oder ihre Familien wurden durch rivalisierende Stämme getötet. Für uns ist es recht beeindruckend, wie die Frauen aus eigener Kraft in der sehr kargen Umgebung ihre Existenz bestreiten. Ausser den Touristen dürfen Männer das Dorf nicht betreten und da kaum Vieh vorhanden und Ackerbau nicht möglich ist, liegt die Haupteinnahmequelle im Verkauf des sehr schönen Perlen-Schmucks der Samburu und in der touristischen Vermarktung ihres Dorfes mit traditionellen Tänzen und einer kleinen Ausstellung. Anne und Mia dürfen die Lebenslust der Dorfbewohner hautnah miterleben und tanzen mit den geübten Samburufrauen um die Wette, aber diese Fotos werden sorgfältig in der "Privatschatulle" eingeschlossen ;-). Zum Dorf gehört auch eine eigene Schule, die wir besuchen und bei der wir zur Freude der Kinder gerne diverse der mitgebrachten Buntstifte und Malbögen (wieder einmal danke an Oli und die GKB!) da lassen.

                                 Traditioneller Tanz

                                             Sogar die Kleinsten singen für uns

                                Annes Halsschmuck haben wir dann auch noch erstanden
 
                                Sonnenaufgang am Samburu River

Nach einem der schönsten Sonnenaufgänge der letzten Monate nehmen wir also die Strecke nach Marsabit und weiter nach Moyale zur kenianischen Grenze in Angriff. Wir werden schon auf den ersten Kilometern kräftig durchgerüttelt und kommen mit maximal 30 km/h voran und so ist es nicht verwunderlich, als nach der Hälfte der Strecke der vordere rechte Stossdämpfer seinen Dienst verweigert (der Austausch war jedoch absehbar, nachdem die vorderen Stossdämpfer schon mindestens 60'000 km geleistet haben). Der Stossdämpfer funktioniert zwar noch mittelmässig aber wir drosseln unser Tempo vorsichtshalber für den Rest der Strecke. In den kommenden Stunden schlucken wir viel Staub, da die Piste nur aus Steinen, Löchern, rotem Sand und Wellblech besteht.

                                Unendliche Weite – und alles zu Fuss

                                Staub, Staub, Staub

Übernachtet wird in einem von Schweizern geführten Bushcamp, in dem wir auf eine Gruppe kenianischer Lehrer treffen, die ein Fest zum Abschluss der Sportwettkämpfe in der Umgebung abhalten und uns kurzerhand zu frisch geschlachteter, gegrillter Ziege (als wir ankommen, lebt die arme Ziege noch ;-() mit Ugali und scharfer Sosse einladen und offensichtlich ganz begeistert sind, sich mit Touristen über ihr Schulsystem und kenianische Traditionen auszutauschen. Die Arbeit wird zumindest in den ländlichen Gebieten Kenias eigentlich ausschliesslich von den Frauen erledigt, ob Vieh hüten, Kochen, Holz und Wasser holen oder die Kindererziehung, nur wenn es ums Geld geht, sehen sich die Männer zuständig. Die europäische Arbeitsteilung im Haushalt können sie nur schwer nachvollziehen und als nun Fabio für uns das Abendessen kocht, trauen sie ihren Augen kaum, weil sich die Männer in Kenia der Feuerstelle nicht einmal nähern dürfen. So können sie es sich nicht verkneifen, diesmal uns zu fotografieren, um es später ihren Frauen und Freunden präsentieren zu können :-). Bleibt nur zu hoffen, dass wir kein Lacher auf "Africa-You-tube" werden.

                                Die Gefährten der Wüste ;-)

                                Bushcamp in Marsabit

                                Ständige Wegbegleiter in Nordkenia 
                                Fabio: Wie viele ich wohl für Anne bekommen kann?

Bis zur kenianischen Grenze benötigen wir weitere zwei Tage auf schlechtester Piste und so sind wir froh, die Strecke nicht alleine fahren zu müssen. Im Endeffekt sind wir uns einig, dass wir die hinter uns liegenden 450 Kilometer nicht freiwillig noch einmal (zurück-)fahren, komme, was wolle.

Der erste Eindruck von Äthiopien überrascht uns sehr positiv, vermutlich, weil wir unsere Erwartungen den eher negativen "Geschichten" der anderen Reisenden angepasst haben. Die Kinder kommen zwar in Scharen bettelnd angerannt, wenn sie unser Auto sehen, aber längst nicht so aufdringlich, wie von vielen Reisenden behauptet. Viele sprechen überhaupt kein Englisch und so rufen sie nur "you, you, you" – "Birr, Birr, Birr", was gelegentlich vielleicht aggressiv erscheinen mag, aber wenn man sie anlächelt und versucht, mit ihnen ins Gespräch zu kommen, lassen sie davon sehr schnell ab. Ausserdem rufen sie immer wieder "Heiland, Heiland, Heiland", wovon sich der ein oder andere deutsch sprechende Tourist geschmeichelt fühlen könnte ;-), aber eigentlich wollen sie nur leere Wasserflaschen um das Pfand einzulösen. Highland ist dabei die bekannteste Marke Äthiopiens. Viele wollen aber auch nur auf sich aufmerksam machen und versuchen es mit Tanzen, Hüpfen oder wild winkend am Strassenrand. Ganz nach dem Motto, man weiss ja nie, vielleicht ist bei dem einen oder anderen Touristen doch noch etwas zu holen. Oft wollen sie einen auch nur anfassen, weil sie unsere Haut so weich finden oder ein Stückchen an der Hand mit uns laufen. Überhaupt lassen sie uns meist in Ruhe, wenn wir zu Fuss und nicht mit dem Auto unterwegs sind. Die Erwachsenen sind sehr zuvorkommend und ähnlich wie in arabischer Tradition wird man in Äthiopien nicht selten einfach zu einem Kaffee oder Tee eingeladen, im Hotel, wo man übernachtet, von einem Ladenbesitzer oder einfach so von völlig fremden Leuten.

                                Äthiopien, ein Land für Kaffee-Liebhaber

Äthiopien gilt dabei als Ursprungsland des Kaffees und so ist es nicht verwunderlich, dass man hier nicht einfach nur Kaffee bekommt, sondern die ganzen Kaffeebohnen in einer besonderen Zeremonie über heissen Kohlen aufgebrüht werden. Dazu gibt es regelmässig diverseste Räucherstäbchen und Stövchen, so dass man in manchen Kaffeehäusern die Luft buchstäblich zerschneiden kann und ganz benommen ist, wenn man es wieder nach draussen schafft.

                                Sie wäre am liebsten mitgekommen
                                (Mia mit einem der unzähligen Kinder)

                                Unsere Kamera sorgt für grosses Interesse 

 
                                 Typische Hütte in Äthiopien

Äthiopien hat sich auch sonst seine Besonderheit bis heute bewahrt. Als einziges Land in Afrika nie kolonialisiert, hat es einen eigenen Kalender, der das Jahr in 12 Monate mit 30 Tagen und einen weiteren 13. Monat mit 5-6 Tagen unterteilt. Nicht nur die Leute, sondern auch die äthiopischen Uhren ticken anders: Der Tag beginnt bei Sonnenaufgang (sechs Uhr europäischer Zeit) und hat 12 Stunden. Die Nacht hat ebenfalls 12 Stunden und beginnt um 18.00 Uhr europäischer Zeit, so dass Auswärtige bei Zeitangaben der lokalen Bevölkerung, Fahrplänen oder ähnlichem immer auf der Hut sein muss.

Gemeinsam fahren wir mit unserer Sechser-Gruppe ins Omo Valley, das auch als "Museum der Völker" Äthiopiens bezeichnet wird. Der Südwesten des Landes gilt als sehr ursprünglich und wird von unzähligen, teilweise nur wenige tausend Menschen umfassenden urafrikanischen Nomadenstämmen bevölkert. Inmitten einer bergigen Naturlandschaft und teilweise recht abgeschieden von der Zivilisation leben Aari, Banna, Hamer, Karo, Arbore und Mursi in einer eigenen jahrhunderte alten Welt voll von Riten, seltsamer Traditionen und Aberglaube. Die meisten bestreiten als Viehzüchter und Hackbauern in recht karger Umgebung ihr Leben und die Armut ist, verglichen mit den bisher bereisten Ländern, sehr gross. Auf den täglichen Märkten der Region kann man neben den Grundnahrungsmitteln wie Mais und Kaffee auch Tierhäute, die als Kleidung getragen werden, Schmuck und allerlei Gebrauchsgegenstände der verschiedenen Volksstämme erstehen. Die meisten Stämme sind für ihre ausgefallene Körperbemalung, Schmucknarben und ihren Kopfschmuck bekannt. Insbesondere die Mursi-Frauen mit ihren Tellerlippen dürften vielen ein Begriff sein.

Wir besuchen den Markt in Key Afer und haben einen Jungen bei uns, der sich als Führer anbietet, für uns übersetzt und die Verhandlungen führt, wenn wir verschiedene Gewürze oder Souvenirs kaufen wollen. Er erklärt uns auch die Unterschiede der verschiedenen Volksstämme und die Bedeutung der dicken Eisenreifen um den Hals der verheirateten Hamer-Frauen, die bei der Heirat vom Schmied vernietet werden. Die Hauptfrau trägt einen besonderen Reifen mit einem vorstehenden Griff, der einen Phallus als Fruchtbarkeitssymbol darstellt, die zweite Frau mehrere einfache Eisenreifen, die sie beim Tanz ebenso wie die unzähligen Messingreifen an ihren Armen rhythmisch aneinander schlagen kann, alle anderen Frauen tragen Traditionellen- oder Lederschmuck. Die Hamer sind freundliche Leute, auch wenn die Männer fast alle mit einer alten Kalaschnikow, ein Symbol ihres Wohlstands, ausgerüstet sind. Ein Gewehr kostet einige Rinder, die wie auch bei den Massai und Samburu in Kenia die Bezugsgröße für nahezu alles sind.

                                Marktgeschehen in Key Afer

                                                Bei der Hamer tragen die Männer Minirock :-)

                                            Junge Banna-Schönheit

Leider haben wir nicht die Gelegenheit, einem der traditionellen Feste der Hamer mit dem "Bullensprung" beizuwohnen, der als Initiationsritus für die Hamer-Jugendlichen gilt. Dabei sollen die Jungen, die zu Männern werden wollen, begleitet von den Gesängen und Tänzen der Frauen, auf den Rücken von bis zu 30 nebeneinanderstehenden Rindern hin und herlaufen. Das erfolgreiche Bestehen der Probe bestätigt die Heiratsfähigkeit des Jungen. Auf dem Markt haben wir einige Hamer gesehen, die eine lange, dünne Rute bei sich tragen, die sie nach den Erklärungen unseres kleinen Guides für eine seltsame Sitte im Zusammenhang mit dem Bullensprung, das Auspeitschen von Frauen, benötigen. Verlässt ein junger Mann seine Familie um zu heiraten, lassen sich die weiblichen Mitglieder der Familie und teilweise auch die künftige Braut peitschen, um damit ihre Trauer über den Verlust und ihren Mut oder aber ihre Zuneigung (Braut) zu zeigen. Je mehr Schläge sie aushalten, desto mehr ist dies ein Beweis ihrer Liebe zu dem jungen Mann und so sieht man nicht selten junge Mädchen, die stolz die Narben dieser Rituale auf dem Rücken tragen. Für uns ist die Rolle der Frau in diesen kulturellen Kreisen eher befremdlich. So sind beispielsweise schlimmste Verstümmelungen durch Beschneidungen der jungen Mädchen im Alter unter 10 Jahren an der Tagesordnung. Frühes Zwangsheiraten und die untergeordnete Stellung der Frau sind offen ersichtlich, daneben gibt es jedoch noch weitere unzählige Riten, die dem normalen Touristen verborgen bleiben. Sehr informativ zu den Kulturen der verschiedenen Stämme, die ethnologisch alle miteinander eng verwandt sind, ist eine Ausstellung des South Omo Reserch Center in Jinka, die wir besuchen und in der man häusliche Gegenstände, Lebensgewohnheiten und Kleidung der Völker der Omo-Region miteinander vergleichen kann. Besonders kurios fanden wir das Verhalten bei den Karo, wo es den Ehefrauen nicht gestattet ist, ihre Männer vor der Geburt des ersten oder zweiten Kindes (je nach Familienkreis) anzusprechen.

                                Alle wollen mit auf's Foto

Nachdem es fast zwei Tage lang ununterbrochen regnet entscheiden wir uns gegen einen weiteren Abstecher zu den Mursi, die ganz abgeschieden im Hochland leben. Wir wollen unseren "hinkenden" Mani nicht noch unnötig über schlechte Strassen quälen. Irgendwie leidet man mit dem Auto ja mit :-). Wir erfahren dann noch durch die Erzählungen einer österreichischen Reisegruppe, dass die Eindrücke bei den Mursi teilweise zooähnliche Züge annehmen und es den Touristen nicht erlaubt wird, ein Mursi-Dorf zu betreten, sondern sie vorher auf dem Parkplatz abgefangen werden, ein paar Fotos gegen Geld machen dürfen und dann wieder weggeschickt werden. Wir haben ja aber gerade Interesse daran, die Völker in ihrer Umgebung zu sehen, wie sie leben, ihre Traditionen und Bräuche und so wollen wir es nicht unterstützen, dass einige Mursi-Dörfer mittlerweile vor sich hin verfallen, weil Felder nicht mehr bestellt und die Hütten nicht unterhalten werden, nachdem sich die Mursi, insbesondere die Frauen, teilweise nur noch als Anschauungsobjekt für Touristen gegen entsprechendes Entgelt verstehen. Stattdessen fahren wir weiter nach Arba Minch, das für seine Krokodilfarmen bekannt ist und geniessen einen wunderschönen Blick auf den Afrikanischen Grabenbruch.

                              Aussicht von der Hotelterasse in Arba Minch
 
Von Arba Minch geht es weiter Richtung Addis Abeba durch das Hochland von Äthiopien und als hätten wir es nicht geahnt: Äthiopien ist das Land der Schlangen, denn mitten auf der Strasse liegt ein Exemplar, grösser als jede Schlange, die wir jemals gesehen haben. Leider ist das Tier nicht mehr ganz so lebendig, wie wir es gerne hätten und als wir uns nähern, liegt ein bestialisch stinkender Geruch in der Luft. Wir halten die Schlange anfangs für eine tote Kuh oder ein Stück Holz und fahren fast daran vorbei, aber als die Einheimischen mit ihren Macheten stolz auf das Tier weisen, setzen wir zurück und sind nun sicher, dass wir unsere Spaziergänge durch die wunderschöne Natur in Äthiopien auf ein Mindestmass beschränken werden ;-).

                                Felsphyton - nicht mehr viel übrig, aber man beachte die
                                Grössenverhältnisse (Beine oben rechts)

Nun sind wir in Addis Abeba und mal wieder, ebenso wie die anderen, mit der Reparatur unserer Autos beschäftigt. Mani bekommt nach der schlechten Strasse in Nordkenia neue Monroe-Stossdämpfer vorne, eine neue Service-Batterie sowie nochmals einen Generalcheck. Kleinkram im Vergleich zu Mia und Chris, deren Motorrauminnenleben in seine ganzen Einzelteile zerlegt wird, nachdem der Motorraum nicht nur voller Öl ist, sondern sie nun auch noch an Dieselverlust leiden. Diverse Dichtungen, u.a. zwischen Motor und Getriebe, müssen auswechselt werden und eine Generalreinigung ist angesagt. Aber, in den letzten 8 Monaten haben wir ja gelernt, auf die Fähigkeiten der afrikanischen Allesreparierer zu vertrauen, also wird wohl auch das gutgehen :-). So haben wir Zeit, die gute äthiopische Küche zu geniessen und die unzähligen Souvenirläden der Stadt zu durchstöbern.

                                Injera, ein säuerlicher Teigfladen, den man mit Bohnenmus,
                                Geschnetzeltem oder Gemüse isst

Addis Abeba ist die drittgrösste diplomatische Hauptstadt der Welt und so ist neben 120 Botschaften auch der Hauptsitz der Afrikanischen Union (AU) vertreten. Ein imposantes Gebäude, ganz aus Glas, mit den grossen Verwaltungsgebäuden in Brüssel durchaus vergleichbar. Addis Abeba selbst ist keine Schönheit, aber wie so manche afrikanische Hauptstadt lebt Addis von den Leuten und wird in der aktuellen Regenzeit mindestens einmal pro Tag unter Wasser gesetzt. Ganze Bäche stürzen die Strassen herunter, denn in der Stadt herrscht ein Höhenunterschied von rund 600 Metern. Mit den kleinen Peugeot Taxis unterwegs heisst das: Füsse auf die Polster legen und hoffen, dass das Gefährt nicht einfach mit den Fluten mitgerissen wird. Aussteigen ist dann eine echte Herausforderung und läuft Manis Heizung zwecks Kleidertrocknen täglich auf Hochtouren ;-).

Wir nutzen die Zeit jedoch auch um ein kleines Problem an der Radaufhängung zu lösen. Da in Nairobi beim Service die Muttern an der Radaufhängung nicht richtig angezogen wurden, hatte unsere Spurverbreiterung hinten Spiel und deshalb sind auf der "wunderbaren" Strecke nach Moyale nun zwei Schrauben davon durchgebrochen und bei den dazu gehörenden Muttern die Gewinde beschädigt. Eigentlich eine kleine Sache, aber da die Spurverbreiterung kein Originalteil von Toyota ist, sind die Muttern kürzer als die Originalradmuttern und somit sieht die Sache ganz anders aus. Unterwegs nach Addis konnten wir das Problem nur notdürftig flicken und so suchen wir uns durch den ganzen Ersatzteilmarkt, ohne jedoch Erfolg zu haben. Nun denn, wir entscheiden uns, Original-Radmuttern von Toyota zuschleifen zu lassen, was an der Funktionalität nichts ändern sollte. Wir sind etwas perplex, als wir die Original-Spare Parts bei Toyota kaufen wollen, Die Garage uns jedoch mitteilt, dass wir für ganz normale Toyota-Muttern rund einen Monat warten müssen. Dabei haben wir die Originalmuttern an jedem kleinen Toyota-Shop in der Stadt gesehen (ob Original oder nicht, weiss man natürlich nie…). Überhaupt, wir werden freundlich zur Tür gewiesen, ohne dass irgendeine Person in dieser offiziellen und grossen Garage fragt, was eigentlich unser Problem ist oder ob Sie uns anderweitig weiterhelfen können, schließlich sind wir ja Toyota-Kunden. Wir haben bisher ja bereits die Erfahrung gemacht, dass die Toyota-Garagen zwar teuer sind, aber falls Du wirklich ein Problem hast, solltest Du als Toyota-Kunde auf keinen Fall bei einer Toyota-Garage anklopfen. So nehmen wir die Angelegenheit selbst in die Hand und fahren in eine Landrover – Garage, die unsere Muttern zuschleift und nicht einmal etwas dafür verlangt. Vielen Dank an den fleissigen Konkurrenten!

Nach rund 6 Tagen verlassen wir das Holland House, wo wir genächtigt haben und machen uns gemeinsam mit Cocky und Wietze, unseren Reisekollegen aus Holland, die wir unverhofft in Addis wiedertreffen, auf Richtung Lalibela. Unser Auto läuft wieder wie es sollte und wir merken bald, dass dies wohl auch nötig ist. Die Strasse führt durch wunderschöne Berglandschaften und es geht immer weiter aufwärts. Die Pässe die wir überqueren befinden sich auf 3000-4000 Metern und so kommt Mani teilweise ziemlich ins Schnaufen. Die Luft auf dieser Höhe ist so dünn, dass unser Saugdiesel Höchstarbeit leisten muss, damit der Motor genügend Sauerstoff bekommt und so kommen wir nur langsam aber stetig vorwärts. Dann ist es endlich soweit, auf einer Höhe von rund 3250 Metern erreichen wir den ersten Tunnel Afrikas auf unserem gesamten Weg und Fabio bekommt als Schweizer gerade ein bisschen Heimweh ;-). Durch den Reiseführer erfahren wir, dass dieser Tunnel rund 587 Meter lang ist und von der Zeit der italienischen Besatzung gebaut wurde, kurz bevor diese in die Flucht geschlagen wurden. Der Tunnel heisst denn auch Mussolini-Tunnel und kurz nach dessen Durchquerung eröffnet sich uns eine wunderschöne Hochgebirgslandschaft, bei strömendem Regen.

                                Höchster von uns je befahrerer Tunnel mit Heimweh-Feeling

Wir fahren weiter Richtung Tal und schlagartig verändert sich die Vegetation. Nach der fruchtbaren Bergwelt ähnelt nun alles eher wieder Wüstengebieten und wir treffen wieder viele Kamele und Kakteen an. Auf halber Strecke machen wir bei einem Hotel halt für die Nacht und sofort haben wir wieder viele Leute ums Auto, das heisst vor allem hinter dem Auto, da die Leute wie eigentlich immer unsere Aufkleber bestaunen.

                                Manis Hinterteil wird immer wieder gerne bestaunt ;-)

Die weitere Strecke führt uns wieder in die Highlands und über Pässe, deren perfekte Teerstrassen weder über Absperrungen noch Leitplanken verfügen. Und wieder geht es auf rund 3600 Meter über Meer und wir sind ganz erstaunt, als wir auf dieser Höhe Kornfelder vorfinden und Leute in der vorherrschenden Kälte Barfuss die Strasse entlanglaufen. Ob Ziegen auf dem Auto, Beladephilosophie der LKW oder Landschaftskuriositäten, Äthiopien ist eben immer wieder für Überraschungen zu haben.

                                Kleiner Mani, grosses Massiv

                                            Mit dem Stock werden die Paviane vertrieben

                                             Beladung à la Äthiopia

 Am späten Nachmittag erreichen wir unser Ziel Lalibela und finden auch sofort eine Bleibe zum campen für die Nacht, unsere Reisekollegen Cocky und Wietze nehmen ein Hotelzimmer. Nach einem kurzen Nachtessen verabreden wir uns für den nächsten Tag zur Besichtigung der berühmten Felsenkirchen.

Neben der kulturgeschichtlichen Bedeutung von Lalibela sind die Kirchen bis heute die wichtigsten Heiligtümer Äthiopiens. Eine Überlieferung besagt, König Lalibela habe den Wunsch gehabt, in Jerusalenm begraben zu werden und so habe er ein neues Jerusalem in Lalibela errichtet. Dass die Kirchen Bezüge zu den heiligen Stätten Palästinas aufweisen, steht ausser Frage, dies bezeugen schon die Namen der Kirchen. Für den Laien ist Lalibela eher ein Labyrinth aus Stein, Höhlen und unförmigen Gängen, dazu noch mittelalterlich anmutende Priester, verhutzelte Mönche und Nonnen und orthodoxe Gesänge.

Wir engagieren einen Führer und sind sofort begeistert, als wir die erste der elf Kirchen erblicken. Die Kirchen sind nicht so prunkvoll wie die bekannten Kirchen in Europa, aber die Entstehungsgeschichte begeistert uns. Die elf Kirchen wurden im 12. Jahrhundert mit Hammer und Meissel in nur 23 Jahren aus den Felsen gehauen. Die minutiöse Planung die dahintersteht, ist eindrucksvoll, wenn man dazu noch bedenkt, dass diese Leute sich vom Dach zum Boden durchgearbeitet haben und somit alles spiegelverkehrt planen mussten. In der Umgebung der Felsenkirchen stehen heute mehr oder weniger nur Baracken oder einfache Strohhütten und so ist der Kontrast von früher Baukunst und heutiger "Architektur" fast schon bizarr. Unser Guide erklärt uns eine Menge über die Zeit von König Lalibela, die gesamte Ortschaft und die kirchlichen Zeremonien und so wird dies einer der "historischen" Afrikatage, der von unserer Seite aus nur weiterempfohlen werden kann.

                                             Unglaublich, aus dem Stein gehauen!

                                Zeremonie der Geistlichen in Lalibela
 
                                            Gläubiger Mönch in Lalibela

                                Das wohl bekannteste Kreuz / Kirchengebäude Afrikas
                                            Von der Seite

Nun geht's weiter in die Kaiserstadt Gondar und Richtung Sudan, dann freuen wir uns auf Sonne, Sand, heisses Klima und den arabischen Raum.

4 Kommentare:

  1. Habe mich gleich nach unserem 45-minütigem Skypen auf manigoes... geklickt und mich - wie jedes Mal - über eure tolle Reisebeschreibung und die Fotos gefreut. Kann es kaum erwarten, wenn ihr endlich wieder zurück seid!!! Ihr habt ja sicher endlos viele Fotos im Gepäck, das werden lange Abende ...
    Gutes Gelingen durch den Sudan nach Ägypten. Bis bald, dicker Kuss von Momi

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  2. Es ist wunderbar, was ihr alles seht und erlebt.
    Wir reisen mit Euch!

    Weiterhin viel Spass und bleibende Eindrücke
    - oliver und corinne -

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    1. Esist kaum zu glauben, was ihr alles erlebt. Eure Reisebeschreibung und die wunderbaren Fotos begeistern mich immer wieder.Bleibt schön gesund und geniesst die noch vor euch liegende Zeit. Bis zum nächsten Mal alles Gute Eure Emaus.

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  3. Hey Ihr beiden!

    brilliante Bilder&bildhafte Abenteuer!
    bleibt gesund! Viel Spass weiter!

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