Samstag, 31. Dezember 2011

Garden Route

Gut eingedeckt mit Weinen aus der Region für die kommenden Feiertage fahren wir nach Hermanus, auch wenn wir dort mit grosser Wahrscheinlichkeit keine Wale sehen.
Normalerweise kann man an der Küste in der Walker Bay bei Hermanus von Juni bis und mit November eine Unmenge an Right Southern Wales beobachten. Hermanus ist die Heimat des weltweit einzigen "Whale Crier", welcher sobald er Wale sichtet, in seine Tröte bläst und den Besuchern anzeigt, wo sich die Wale befinden. Als wir in Hermanus ankommen, sehen wir wie erwartet weder Wale noch hören wir den Ruf des "Whale Crier"… aber das Städtchen ist auch sonst sehr niedlich und so gönnen wir uns nach einem Spaziergang durch die Stadt und entlang der Aussichtspunkte leckere Tappas mit Blick auf's Meer.

                               Einzig gesichteter Wal in Hermanus

Danach geht es weiter zum Cape Agulhas, dem südlichsten Punkt des Afrikanischen Kontinents, wo Atlantik und Indischer Ozean aufeinanderprallen. Der Indische Ozean soll aufgrund des Agulhas Stromes deutlich wärmer als der Atlantik sein… wir haben die Probe auf's Exempel gemacht und den grossen Zeh auf beiden Seiten reingehalten… nun ja, für unser Empfinden waren beide Ozeane gleich kalt, brrrr… Nach ein paar obligatorischen Schnappschüssen für unsere Blogleser ;-) machen wir uns zum ersten Mal in Afrika daran, einen kompletten Fisch auf dem Grill zu zubereiten. …leider wissen wir nicht, von welcher Seite bzw. aus welchem Meer der Fisch stammt.

                               Südlichster Punkt Afrikas

Das nächste Ziel heisst Mossel Bay und ist ungefähr 280 Kilometer vom aktuellen Standpunkt entfernt. Wir wollen diese Strecke in einem Stück schaffen und starten dementsprechend früh unsere Fahrt. Die Strecke ist geprägt von mehreren grossen Kornfeldern und kann, obwohl schön, als relativ eintönig betitelt werden. Um die Mittagszeit erreichen wir Mossel Bay, das auch berühmt dafür ist, dass sich Badegäste und etliche weisse Haie gut nebeneinander im Wasser tummeln können. Haiattacken auf Menschen sind zumindest in dieser Gegend sehr selten und dies, obwohl die grössten Meeresjäger nur gerade 100 Meter vom weissen Sandstrand entfern sind. Nun ja, für uns ist wohl Cage-Diving angesagt und so suchen wir uns einen Anbieter. Bei der Offerte bleibt uns jedoch die Spucke weg… Das Cage-Diving (2-3 Stunden mit 17 anderen Personen auf einem Boot, inkl. Snack) soll rund 150 SFr. pro Person kosten. Da Fabio dieses Abenteuer bereits einmal erlebt hat und Anne nicht unbedingt scharf auf eine Begegnung mit einem Weissen Hai ist (die Nordlichter meiden gelegentlich lieber das Wasser und bleiben am Strand ;-), entscheiden wir uns, das Geld zu sparen und am Ende unseres Trips evtl. nochmals in Cape Town (False Bay) auf Tauchstation zu gehen. Wir erfahren zudem, dass die Haie in der Mossel Bay noch nicht ausgewachsen sind und daher "nur" 3-4 Meter an Grösse aufweisen, während die ausgewachsenen Haie in der False Bay zu finden sind. Da Mossel Bay für unseren Geschmack ein bisschen zu touristisch ist (Ferienzeit in Südafrika), fahren wir weiter Richtung Wilderness, wo wir nächtigen wollen. Unterwegs halten wir dann bei einem Picknickplatz an und treffen auf einen Einheimischen, der mitten in der grössten Mittagshitze ohne Essen und Trinken mit einem klapprigen Hollandrad unterwegs ist. Seit ungefähr 30 Kilometern haben wir nun kein Städtchen gesehen und das nächste ist ebensoweit weg. Da haben wir richtig Mitleid mit ihm und spendieren kurzerhand ein Brötchen, unsere letzte Orange und einen Liter Wasser (jeden Tag eine gute Tat). Er ist so aus dem Häuschen, dass er sich kaum beruhigen lässt und wir sind froh, dass wir dem armen Kerl helfen können.

In Wilderness angekommen suchen wir ein Campsite, was sich jedoch als etwas schwierig herausstellt (wieder… Ferienzeit in Südafrika). Wir müssen nun auf einen Caravan Park in George ausweichen, der noch Platz hat, sich jedoch nicht direkt an der Küste befindet. Erst verlangt der Besitzer einen zu stolzen Preis, aber nach taktischem Verhandeln von Anne bekommen wir einen Spezialpreis für sechs Nächte (vermeintlich, zumindest zahlen wir jetzt nur etwas mehr als die Hälfte vom ursprünglichen Preis). Da der Platz für Ausflüge sehr günstig gelegen und auch sonst ganz passabel ist, schlagen wir ein und beziehen unser Quartier für Weihnachten in George.

Da George nicht allzuviel zu bieten hat, freuen wir uns um so mehr, Richtung Oudtshoorn zu fahren und in den Cango-Caves (Tropfsteinhöhle) unseren Tatendrang zu stillen.

Der Morgen beginnt trist, lichtet sich jedoch, sobald wir George Richtung Inland verlassen und Mani den Outeniqua Pass hinaufscheuchen. (Ein Pass, ideal für Motorradfahrer mit wunderbarer Aussicht und guter Strasse. Sehr empfehlenswert). Durch Oudtshoorn hindurch, an den vielen Straussenfarmen vorbei, stehen wir nun vor den Cango-Caves, ein Tunnelsystem, das rund 5 ½ Kilometer lang ist und zu den grössten 10 seiner Art zählt. Wir buchen die Adventures Tour und nehmen für gute Blog-Fotos natürlich die grosse Spiegelreflexkamera mit, was sich als eher ungeeignet herausstellt. Die Höhlendurchgänge bei der Adventure Tour sind teilweise so etwas von eng, dass man nur noch mit der altehrwürdigen im Militär erlernten Robbentechnik vorankommt, wohlgemerkt zum Teil steil auf-/abwärts, wobei Fabio einen riesen Vorteil gegenüber Anne haben sollte, da er diese ach so geliebte Institution besuchen durfte... Das Problem ist nur (…und das wird einem im Militär nicht mitgeteilt), dass sich in einem so engen Durchgang schlankere Personen wesentlich filigraner bewegen als ehemalige Hockeyspieler, die etliche Muskelverkürzungen aufweisen und auch sonst nicht unbedingt aus Pappe gebaut sind. Nun ja, schlussendlich kann dieses schmale Abenteuer trotzdem – mit der ein oder anderen Beule – erfolgreich überwunden werden und nach Meinung von Anne hat Fabio bei der Umkehr/Aufgabe einiger Mitstreiter sicherlich innerlich irgendwie Schadenfreude empfunden :-).

                                                       Faszinierende Tropfsteinhöhlen…

                               … und filigrane Erkunder. Das ist die Weihnachtspost aus
                             der "Letter-Box" (...so der Name dieses sehr engen Spaltes)

Endlich wieder Tageslicht erspähend machen wir uns auf, den bekannten Swartberg Pass zu erkunden. Das bedeutet, schmale Gravel Road auf grosser Höhe und eine atemberaubende Landschaft (…entschuldigt die Wow-Wiederholungen, aber Südafrika hat in dieser Hinsicht einfach enorm viel zu bieten). Die Talfahrt durch eine Schlucht steht der Auffahrt in nichts nach und wir freuen uns, diesen "kleinen", 100 km langen Abstecher in Angriff genommen zu haben. Die Bilder der Passfahrt sprechen wohl für sich…
       
                   Hier wurde Mani gefordert… es hat sich jedoch gelohnt (Swartberg Pass).


                               Blick auf die Swartberge


So kurz vor Weihnachten kennt unsere Unternehmungslust keine Grenzen und so hängen wir am nächsten Tag gleich noch eine Kanu- und Wandertour dran. Auch wenn es am Anfang nach reissendem Fluss und Stromschnellen aussieht, weil man mit dem Kanu den Fluss entlang in ein Tal hineinpaddelt, stellt sich der Fluss dann doch eher als Flüsschen heraus. Statt wilder Wasserfahrt dümpeln wir mit max. 5 km/h im seichten Wasser dahin und müssen auf die extrem gefährlichen Sandbänke aufpassen ;-). Bei Auflaufen muss dann halt geschoben werden. Dafür sind Fabios extra gekaufte wasserdurchlässige Schuhe besonders geeignet, so dass Anne eine gute Ausrede hat und er das Boot schieben darf. Nun ja, der Kurs durch die Schlucht will ja auch dirigiert sein… mmmh... Nach rund einer Stunde paddeln geht's zu Fuss durch den Wald weiter (bergauf) zu einem Wasserfall und wieder zurück. Obwohl wahrscheinlich der Muskelkater in beiden Armen grüssen wird, hat sich die kleine Ausfahrt gelohnt, denn Wildnis erlebt man nun mal nicht vor dem Fernseher…


                               Eingespielte Arbeitsteilung; Mann paddelt, Frau lächelt… ;-)


Weihnachten gönnen wir uns dann einen echten "Relax"-Tag, lange ausschlafen, sich danach bei einer Partie Tischtennis messen und abends dank 12 V Lichterkette (Danke Oliver und Corinne) und Schweizer (Geber-)Käsefondue ein bisschen Weihnachtsstimmung anderer Art geniessen (sonst gibt’s ja immer Fondue Chinoise). Nur unser dritter Reisegefährte kränkelt wieder mal, die Wehwehchen werden nicht weinger. Jetzt ist Mani ganz "elektrisiert" (vielleicht von der Reise?). Wenn man ihn an die externe Stromversorgung anschliesst, ist jede Berührung eines Metallteils eine "prickelnde" Angelegenheit. Trotz intensiver Suche können wir das vermeintlich lose Kabel oder eine sonstige Ursache nicht finden. Zunächst versuchen wir uns ganz nach Outdoor-Manier mit einem Draht zu behelfen, den wir als Stromableiter für die Erdung in den Boden stecken, lassen dann aber doch lieber die Finger davon…Einen 240 V-Schlag, falls der Umwandler aus irgendwelchen Gründen nicht mehr funktioniert, wollen wir lieber nicht erleben und reizen jetzt einfach unsere Solaranlage aus. Wofür haben wir schließlich die beiden Solarpanels :-). Der Garagen-Besuch nach den Feiertagen steht damit aber irgendwie wieder ganz oben auf unserer to-do-Liste.


                                Weihnachtsstimmung trotz sommerlicher Temparaturen


Nach der Weihnachtsschlemmerei haben wir uns im Tsitsikamma Nationalpark eingemietet. Der Nationalpark ist bekannt für seine Brandungen und die unberührte Natur. Wir wandern den Salt River Track im Nature's Valley, der neben einer tollen Aussicht von den Bergen aus auf halber Strecke eine Lagune bietet, die aus der Flussmündung des Salt River entstanden ist. Einsam, klares Wasser, hunderte kleiner Fische und ein bisschen Robinson Crusoe Feeling lassen jedes Overlander-Herz höher schlagen. Zurück geht es dann über die Klippen. Wo bei uns in der Schweiz oder in Deutschland ganze Ballustraden oder Schutzbefestigungen aufgebaut wären, damit niemand ins Wasser fällt, balancieren die Südafrikaner einfach barfuss oder mit Flip Flops und Kindern im Manduka. Da dies noch keine Herausforderung für uns ist, buchen wir ein Abenteuer in schwindelnden Höhen. Will so viel heissen wie eine Tour in über 30 m Höhe durch die Wälder des Nationalparks und an Wasserfällen vorbei, an Hüfthalterungen baumelnd und teilweise mit Armkraft die nächste Plattform erreichend, wenn man das System zu früh gebremst hat. Für Anne ist die Tour auch aus anderen Gesichtspunkten ein kleiner Härtetest, da sich fehlende Schwindelfreiheit und Hochseilgarten nicht wirklich gut vertragen. Die vom Guide (scherzhaft) aufgestellte Regel, "don't scream in the forest", hat sie dann nicht ganz durchgehalten, aber Abenteuer will erarbeitet sein :-).

                                Auf dem Weg zum Tsitsikamma Nationalpark



                                Lagune im Nature's Valley



                                Natur pur im Tsitsikamma Nationalpark


                               Camping Site im Tsitsikamma Nationalpark


                        Flugstunden der anderen Art… oder es den Baboons gleich machen :-)


Liebe Blogleser,

…wie Ihr seht, haben wir die letzten Tage eher ruhig verbracht und sind voll im Campingtrott. In uns kommt deshalb bereits eine gewisse Unruhe auf und wir freuen uns schon jetzt riesig, am Anfang des neuen Jahres wieder auf Safari zu gehen, um die ersten Elefanten im Addo Elephant National Park zu entdecken. Bis dahin gilt es, das alte Jahr gut zu Ende zu führen und den Rutsch ins 2012 zu feiern. Wir wünschen allen deshalb einen gelungenen Abschluss vom 2011 und einen ebenso erfolgreichen Start ins 2012. Guten Rutsch und bis im neuen Jahr…

Es lassen aus der Ferne herzlich grüssen

Anne und Fabio

11 Kommentare:

  1. Hallo ihr zwei
    Sven und ich sind gut wieder zu Hause angekommen und in Rümlang liegt sogar ein wenig Schnee (nicht so schön wenn man sich an die Waterfront in Capetown erinnert). Ich wünsche Euch weiterhin ein unfallfreie und sichere Fahrt auf Euren Reisen im kommenden Jahr und freue mich schon auf den 9.5h Fotovortrag im Oktober....

    Take good care
    Eli und AAK

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  2. Lieber Fabio, liebe Anne
    Die vier Päärli aus Chur kämpfen mit der Technik. Die einen versuchen, euch via iPad zu grüssen, die anderen mit dem neusten iPhone. Klappt alles nicht. Und so schicken wir via Schläpperich - konservativ, aber was soll's - die allerbesten Wünsche nach Südafrika. Geniesst die weite Reise! Alles Gute, viel G'freuts und herzliche Grüsse senden euch Emma, Nora, Erica, Kuda, Renate, Guido, Marina und Küde.

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  3. Toller blog, MRT lässt grüßen. Wünsche euch ein
    aufregendes, sicheres, gesundes 2012 und freue
    mich schon jetzt auf "some mulligatawny soup" mit
    euch, da ihr ja in 2011 auf "the same procedure
    as every year" verzichten musstet. Kuss Momi

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  4. Hallo Anne und Fabio, alle guten Wünsche für 2012.
    Eure Weihnachtspost ist angekommen. Danke dafür und für Eure so wunderbar beschriebenen Erlebnisse und die tollen Bilder im blog, die mich immer wieder begeistern. Ich empfinde es so, als sei ich fast dabei. Bleibt weiterhin gesund und munter. Ich freue mich auf Neues. Liebe Grüße Edda.

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  5. Jambo Anne & Fabio
    Einmal mehr reisen wir dank euren Berichten mit durch Afrika.
    Auch sind wir ganz neidisch, wenn wir auf die Temperaturanzeige in eurem Blog schauen. 28 Grad...Angeber!!
    Fürs 2012 wünschen wir Euch spannende Abenteuer und unvergessliche Momente im fernen Afrika!!

    Machets gute und nume z'Bescht!
    - Oliver & Corinne -

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  6. Hallo Ihr Lieben,

    verfolgen Euren Blog regelmäßig und fiebern mit. Wünschen Euch nochmal alles Gute für 2012 und weiterhin viel Spaß und spannende Erlebnisse. Hoffen, die geplante Safari ist supi und Mani bleibt fit! Drücken die Daumen, dass sich viele Tiere blicken lassen. Wir wollen schließlich ein Photo von einem Elefanten :). Vermissen Euch!

    Knutschis

    ELC

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  7. Hallo dir zwöi,
    wünsche euch beidnä aues guetä im neuä jahr!
    merci no einisch für diä schöni charte. lg vom ex-nachbar us bern.
    Fäbu

    ps: ganz schöni Föteli heit dir gmacht! :-)

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  8. Hallo Ihar zwai!
    Also zum Skypa hets leider nümma glanget. Aber so halt wenigstens uf dem Weg herzlicha Dank für Euari Poscht und natürlich nur zBeschta fürs 2012! Gnüssends und bliibend v.a. gsund!

    GLG und miar freuend üs jetzt schu uf da nögscht Itrag :)
    Nando, Corina & Renzo

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  9. hei Anne und Fabio,
    während iahrs schön warm händ im süda, schneits und stürmts do in dr schwiz wia verruckt.
    Jedafalls witterhin a guati ziit und natürlich no as happy new year, beschti gsundheit und hals und bei bruch uf eurer reis!!

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  10. Hallo ihr Lieben,
    wir wünschen euch und eurem Mani ein spannendes, reparaturarmes und vor allem gesundes Jahr 2012! Eure Fotos sind Wahnsinn...Kian fühlt sich ganz inspiriert, sich eine neue Kamera zu kaufen...
    Genießt die Zeit, wir denken oft an euch -
    Knutschis
    KKA

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  11. Hallo zusammen
    Mit Interesse verfolgen wir eure Reise in Afrika. Ihr habt ja schon tolles erlebt. Erstaunlich sind die Beschwerden von Mani, da er doch im Geländefahrkurs so einen guten Eindruck hinterlassen hat. Dies hat uns, im Hinblick auf unsere Reise, doch einige Sorgen gemacht. Wir hoffen, ihr werdet von weiteren bösen Überrschungen verschont bleiben.
    Weiterhin eine schöne und unvergessliche Reise. Bleibt gesund und munter. Liebe Grüsse Rolf und Miriam (vom Geländefahrkurs)

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