Dienstag, 6. Dezember 2011

Idylle am Oranje, heisses Bad bei 40 °C und ein unglaublicher Ausblick



Auf dem Weg nach Lüderitz haben wir von zwei langjährigen Namibiatrampern(Tom und Angela, nochmal danke für die guten Infos!) den Tipp bekommen, auf dem Weg zum Fish River Canyon den Oranje entlangzufahren, den wir beherzigen und sind nun auf dem Weg dorthin.


Soeben sind wir an einer Zink- Mine vorbeigedüst und starten dabei den Versuch, diese zu besuchen. Leider klappt es nicht ganz, wir sind jedoch bis ans Haupttor vorgestossen und uns wird sogar ein Termin in der nächsten Woche für eine Besichtigung angeboten, den wir leider nicht wahrnehmen können. Die Anlage wird sehr streng bewacht was unsere Neugierde zusätzlich verstärkt. Nun ja, wieder auf der Strasse fahren wir trotzdem guten Mutes Richtung Oranje River und hoffen, dort das bisherige Tierreichtum zu übertrumpfen. Und tatsächlich, kaum im Park angekommen, werden wir von zwei staunenden Affen "begrüsst" und das Oranje-Tal (man bedenke, Wüstengebiet) öffnet sich vor uns. Was für eine herrliche Landschaft. Allerdings ist es heute unendlich heiss, wir streifen wohl die 40°C, und wir sehnen uns nach einem kühlen Bad, das wir dann doch nicht im krokodilfreien Fluss nehmen, da das Wasser relativ trüb ist. Für die Füsse reicht es jedoch – eine Wohltat!

                                Oranje – Wasser mitten im Wüstengebiet


Wir entscheiden uns für ein Wild Camp am Oranje, müssen jedoch ein ideales Plätzchen längere Zeit suchen, da es schwierig wird, die beiden Kriterien "waagrechtes Parken" und "tolle Aussicht" miteinander zu vereinbaren. Am aktuellen Platz sind nun überall verschiedene Tierspuren am Boden zu sehen von Antilopen, Affen, Vögeln und nicht ganz kleine Tatzen, bei denen wir uns nicht entscheiden können, zu welcher Tierart sie wohl gehören. Die nächtliche Toilette (das passiert halt, wenn man am Abend das ein oder andere kühle Bier mehr geniesst :-) wird heute jedenfalls auf das Nötigste reduziert…In der Abenddämmerung haben wir dann das Glück, nahe unserem Platz eines der seltenen African Fish Adler-Pärchen beobachten zu können. Bei der Fotojagd bekommt Fabio dann den Spruch "Adlerauge sei wachsam", so richtig zu spüren. Dem "Jäger" gelingt es zwar, auf einige Meter an die Tiere heranzukommen, die erhoffte Nahaufnahme bleibt aber aus. Und das, obwohl sich der unerschrockene Fotograf sogar über die weiten Schnellen des Oranje springend von einem Stein zum nächsten gewagt hat :-). Wir sind uns später einig, dass wir unsere Anschleichkünste stark ausbauen müssen. Dabei verlassen wir uns auf die Methodik "Übung macht den Meister" (wir haben ja noch etwas Zeit). Wir freuen uns schon auf Nahaufnahmen von Löwen, Schlangen und dem kamerascheuen afrikanischen Mammut im nächsten Nationalpark ;-).

                               Sichtung des ersten African Fish Eagle


Kaum die ersten Sonnenstrahlen im Gesicht, geht es weiter in Richtung Fish River Canyon. Zwischenziel ist ein Stop an den Hot Springs in Ai Ais mit relaxen und dem Geniessen eines kühlen Cocktails. Zu unserem Erstaunen kostet weder der Besuch der heissen Quelle noch das Thermalbad etwas. Dies ist in Namibia sehr ungewöhnlich, da man hier für eigentlich rein gar alles Geld locker machen muss. Ein solches Angebot lassen wir uns natürlich nicht entgehen und liegen nun bei 40°C im Schatten im aus der 65°C heissen Quelle stammenden, "runtergekühlten" 40°C warmen Wasser. Wir halten die wohltuende "Qual" gerade mal 10 Minuten aus und wechseln dann zum angesprochenen wirklich kühlen Cocktail an der Bar.

Völlig ausgelaugt und hundemüde (ist nach jedem Thermalbad dasselbe ;-)) begeben wir uns auf die letzten Kilometer zum Fish River Canyon, wo wir uns für die Nacht einquartieren und danach noch den Sunset im Canyon geniessen wollen. Auf dem Weg zum Canyon haben wir dann unseren Wasservorrat fast ausgeschöpft, um zumindest von innen die erhoffte Kühlung zu erhalten. Im Camp angekommen testen wir sogleich den kleinen Pool und die einladend aussehenden Liegestühle. Liegeprobe bestanden :-). Nach diesem kurzen Abstecher ins Land der Träume fahren wir voller Vorfreude in den Canyon. Wir beide haben absolut keine Canyon-Erfahrung (in der Schweiz wachsen die Berge ja nach oben) und wollen deshalb das Licht- und Schattenspiel in den zerklüfteten Felswänden unbedingt heute beim Sonnenuntergang noch sehen. Beeindruckend! Der vor uns liegende Canyon ist der zweitgrösste der Welt und anders als man meinen könnte, nicht ausschliesslich durch den Fluss und die Erosion entstanden, vielmehr ist der Hauptteil der Schlucht ein Einbruchstal. Den mitgebrachten "Sundowner" (kühler Drink bei Sonnenuntergang) an einem etwas abseits liegenden Aussichtspunkt am Canyon lassen wir uns dann auch auf keinen Fall entgehen.

                                Fish River Canyon

                                Sunset...

Neuer Tag neues Glück… wir düsen nun Richtung Keetmanshoop und zum Köcherbaumwald. Zuerst hatten wir überlegt, ob wir die vielen Kilometer Richtung Nord-Osten auf uns nehmen wollen, oder ob wir direkt Richtung Süden nach Südafrika fahren sollen. Da wir uns jedoch entschieden haben, den südafrikanischen Teil des Kgalagadi Transfrontier National Parks zu besuchen, ist die lange Fahrt wohl unvermeidlich. Schließlich wollen wir Oli und Corinne nacheifern, die dort ein Tete à Tete mit einem neugierigen Löwenrudel hatten (siehe Blogeintrage bei: www.shaghuri.blogspot.com :-). Damit wir uns neu mit Lebensmitteln eindecken und Euch etwas zum Bloglesen einstellen können, fahren wir zuerst in die Stadt Keetmanshoop. Bereits bei unserer Ankunft fällt uns auf, dass sich hier der Grossteil des Lebens auf der Strasse abspielt. Hunderte Menschen wuseln herum, wobei der Unterschied zwischen arm und halbwegs gut situiert sehr augenscheinlich ist. Wir treffen häufig bettelnde Kinder und für unser Empfinden teilweise dubiose Gestalten an, welche die besser gekleideten Frauen ansticheln. Als wir an den vielen auf dem Bürgersteig aufgebauten Obst- und Gemüseständchen vorbeilaufen, bekommen wir mit, wie ein paar freche Schulkinder eine abgepackte Tüte Weintrauben klauen wollen. Die Standbesitzerin rennt wütend brüllend hinterher. Da die Stadt ansonsten nicht viel zu bieten hat, beschliessen wir, unseren Aufenthalt so kurz wie nötig zu halten. Da ist man doch mal wirklich froh, einen Mann dabei zu haben, der mit Base-Cap, Sonnenbrille und seiner Statur (die Afrikaner sind teilweise fast dürr) offensichtlich genügend Respekt verschaffen kann :-), dass man uns nur höflich anspricht. Wir suchen ein nettes Café in einem Hinterhof auf, um den Blog zu aktualisieren und die Wahl des Camps für die zu Nacht treffen. Als wir dann losfahren wollen, ist es wieder einmal soweit: Nachdem es sich unser kleiner Sicherheitsinspektor Anne zur Gewohnheit gemacht hat, vor jeder Abfahrt einmal um das Auto herumzulaufen und unters Auto zu schauen (sehr zum Schmunzeln von Fabio), fällt ein Fleck auf der Strasse, direkt unter Manis verlehmten Unterboden auf. Nachdem sich Anne (natürlich mit hellen Hosen und weissem Shirt :-), unter das Auto gerobbt hat, stellt sich heraus, dass wir offensichtlich unter Ölverlust leiden. Der ganze Unterboden ist vollgespritzt und triefend schwarz …und was tut man in einer solchen Situation? …man sucht die nächste Garage auf. Als Diagnose wird uns ein spröder Dichtungsring und ein Defekt an einem anderen Dichtungsteil am Kardangelenk angegeben. Hoffen wir, dass es dabei bleibt und kein versteckter Schaden an der Kardanwelle lauert…
Da es schon späterer Nachmittag ist, bekommen wir einen Termin für den nächsten Morgen und übernachten in einem Camp nahe der Stadt. Auch wenn das Camp als solches nicht wirklich einer Erwähnung im Blog wert wäre, waren wir am nächsten Morgen schon etwas überrascht bzw. schockiert, als unsere Mülltüte in dem dafür vorgesehenen Mülleimer fein säuberlich aufgeknotet und die Essensreste herausgesammelt waren. Wer hat mitten in Namibia solchen Hunger, dass er auf einem bewachten Campsite nach Essbarem sucht?! Zu unserer Überraschung hat man jedoch all unsere anderen Sachen (Abwaschbottich, Stühle etc.), welche lose vor Mani plaziert wurden, nicht angerührt

Am nächsten Tag werden wir um 7.00 Uhr bei der Autogarage empfangen. 5 Stunden später und um 85 CHF erleichtert können wir dann unsere Reise fortsetzen. Wir fahren zu den Köcherbäumen und zum Giant's Playground, einer Ansammlung von aufeinandergestapelten Steinformationen, die über viele Millionen Jahre entstanden sind. Die Steine "schwammen" zunächst in einer sumpfigen Landschaft. Durch Erosion und Austrocknung kamen sie quasi immer mehr an die Oberfläche. Jetzt sieht es aus, als hätten Riesen mit den Steinen hunderte Steinmännchen gebaut, daher wohl auch der Name. Der Köcherbaumwald, der nur wenige Kilometer entfernt steht, ist ebenfalls faszinierend. Die Köcherbäume können Wasser sehr gut speichern und dienten den San als Köcher für ihre Pfeile.

                                Köcherbaumwald

                                Giants Playground

Zwischen den Köcherbäumen leben mehrere Dutzend Klippschliefer, die wie eine putzige Mischung zwischen Murmeltier und überdimensioniertem Hamster aussehen. Sie sind einigermassen zutraulich, man konnte sie fast anfassen. Und auch eine kleine blaue Eidechse hat offensichtlich Gefallen an uns gefunden, folgt uns sogar über mehrere Steine und posiert dabei für unsere Kamera; Fotoshooting ;-).

                               Klippschliefer im Köcherbaumwald

                                Fotoshoothing der besonderen Art


Der Köcherbaumwald gehört zu einer Farm, deren Besitzer sehr herzlich sind. Sie interessieren sich für unsere Reise und für Mani. Wir bekommen ein paar sehr wertvolle Tipps für das Auto und unsere geplante weitere Route und so entscheiden wir uns, die Nacht auf dem Camp der Farm zu verbringen. Da sich unser Kühlschrank bei der Hitze "fast totarbeitet" und Gefahr läuft zu überhitzen (Der Kühlschrank wurde von unseren Vorbesitzern vollständig in Holz eingefasst… Luftzirkulation?), entscheiden wir uns kurzerhand, ein Zwischenbrett herauszuschneiden. Auch hier zeigt sich (unerwartet :-) wieder dar handwerkliche Einfallsreichtum von Fabio, der wohl irgendwie vererbt worden sein muss…Der Farmer bietet uns sogar sein Werkzeug und einen Bohrer an, damit wir Löcher für den Abzug der heissen Luft bohren können.

Nebst dem Köcherbaumwald unterhält die Farm eine Auffangstation für Geparden. So können wir am Abend einer Cheetah-Fütterung beiwohnen. Eindrücklich!, auch wenn uns die Tiere irgendwie fast ein wenig leid getan haben. Sie werden in der Regel nicht mehr ausgewildert, sondern verbringen ihr Leben in grossräumigen Gehegen der Station. Es sind wirklich wunderschöne Tiere und nach so viel rohem Fleisch kriegen auch wir Hunger auf unser obligatorisches Barbeque, das wir direkt am Rand des Köcherbaumwaldes bei Sonnenuntergang kredenzen. Heute kümmert sich mal Anne um das Barbeque. Da soll nochmal einer behaupten, Frauen könnten kein Feuer machen ;-), die Steaks schmecken hervorragend!

                               Cheetah – Auffangstation beim Köcherbaumwald


                               Bekommt das bessere Stück Fleisch auf den Teller als wir…

Nach einer ruhigen Nacht machen wir uns auf Richtung Osten zum Grenzübergang Mata Mata nach Südafrika. Mehrere hundert Kilometer stehen uns bevor und wir hoffen sehr, dass uns viele Tierbeobachtungen im Kgalagadi National Park dafür entschädigen werden. Auf der Fahrt dahin stellen wir fest, dass nach den ersten zwei Wochen Namibia der Alltagsstress nun dem Reiseleben gewichen ist. An die Hitze hat man sich gewöhnt, die etwas monotone Wüstenlandschaft und langen Fahrten strengen uns nicht mehr so an, weil eine gewisse Gelassenheit aufkommt… und die Suche nach eben dieser Gelassenheit war ja mitunter ein Grund, diese Reise anzutreten.

1 Kommentar:

  1. Hallo Ihr Beiden
    Mit grossem Interesse verfolgen wir Euren Blog. Vieles kommt uns sehr bekannt vor und Erinnerungen werden wach. Ein wenig beneiden wir Euch schon. Wir wünschen Euch weiterhin viel Spass und warten gespannt auf den nächsten Beitrag aus Südafrika.
    Liebe Grüsse aus Appenzell. Karl, Angela und Anna Cara

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