Samstag, 14. Januar 2012

Willkommen im ursprünglichen Königsreich Lesotho!


Nach der Safari sind wir gespannt, was uns am nächsten Ziel (Lesotho) erwartet. Wir wählen einen der kleineren Grenzübergänge über eine Gravel Road, bei der nur rund 2 - 4 pro Tag die Grenze passieren.
Die Formalitäten auf der südafrikanischen Seite sind wie gewohnt im Nu erledigt und das Carnet de Passage für das Auto will keiner sehen. Die Grenzposten von Lesotho begrüssen uns ebenfalls bereits auf südafrikanischer Seite und laufen dann einfach neben unserem Auto, ein Schwätzchen mit uns haltend, nach Whisky fragend, bis zu ihrem Zollhäuschen. Da wir keinen starkprozentigen Alkohol dabei haben erleben wir erstmals afrikanische "Gründlichkeit" an der Grenze. Die Stempel in den Pässen sind schnell ergattert, aber das Auto wollen sie noch sehen. Als wir die Tür zur Kabine öffnen, stehen zum Glück unsere zwei grossen Wäschesäcke mitten im Eingang, die wir am Vormittag kurz vor dem Grenzübertritt noch gewaschen haben. Sie fragen, ob das Auto unsere Wohnung sei und als wir dies bejahen, verzichten sie auf eine weitere Besichtigung. Aber zumindest die hinteren Schränke, die man von draussen sehen kann, sollen wir öffnen. Was wir alles dabei haben und wieviel Wert das ist, wollen sie wissen, doch wir stellen uns dumm, als hätten wir nichts verstanden und erzählen, dass wir ein Teil der Sachen in Deutschland gekauft haben, aber z.B. die grosse Cornflakes Packung, die ganz vorne an steht, die sei aus Südafrika. Ob wir Bier dabei hätten, es sei nicht erlaubt, dieses nach Lesotho einzuführen und auch die Tüte Feuerholz, die ebenfalls im Eingang der Kabine steht, dürften wir nicht mitnehmen. Zum Glück lügt Fabio wie gedruckt, wir hätten nur zwei Bier für den Abend dabei (da es zwei Grenzbeamte sind). Als wir diese aushändigen, dürfen wir das Feuerholz behalten. Wahrscheinlich hätten wir das Bier einfach austrinken sollen, aber wir haben keine Lust zu diskutieren, weil sie schon wegen einer vermeintlich fehlenden Plakette am Auto Probleme machen, die an der Frontscheibe kleben müsse und aus der sich ergibt, wie lange das Auto auf öffentlichen Strassen gefahren werden darf. Als wir ihnen erklären, dass es in Deutschland dafür die TÜV-Plakette gebe und sich diese auf dem Nummernschild befindet, sind sie nicht zufrieden. Auch als wir die Autopapiere zeigen, in denen zum Glück gross ein expiring date steht, sind sie nicht einverstanden. Nach hartnäckigem zehnminütigem Diskutieren dürfen wir gehen (da ja sonst die Gefahr besteht, dass wir unsere kühlen Biere zurückhaben wollen), aber sie teilen uns mit, dass sie nicht wüssten, ob wir nicht gegen das Gesetz verstossen und wir evtl. eine Busse zahlen müssten, wenn uns die Polizei kontrolliert. Na, da kann man dann ja sicher sein, dass die an der nächsten Kreuzung warten…

…das haben sie glücklicherweise nicht (wir werden an einer Polizeikontrolle sogar einmal freundlich durchgewinkt) und so können wir die ersten Eindrücke von Lesotho auf uns wirken lassen. Es ist ein ziemlich krasser Unterschied zu Südafrika, das Land ist sehr arm und die Arbeitslosigkeit hoch. Ein Grossteil der Menschen ist mehr oder weniger Selbstversorger für die Familie oder das Dorf, ein bisschen Landwirtschaft, ein paar Rinder oder Schafe und was nicht selbst gebraucht wird, wird verkauft. Die meisten leben in kleinen Steinhäusern oder in den typischen runden Lehmhütten mit Strohdach. Trotzdem gibt es vielerorts Strom. Auf unserem Weg zu unserer ersten Übernachtungsmöglichkeit in Malealea fahren wir an dutzenden Hirten vorbei, die ihre Herden hüten (welche mit vorliebe plötzlich und einzeln die Strasse überqueren), Kinder winken uns zu, laufen dem Auto nach und wollen Geld oder Süssigkeiten sehen. Nun sind wir wirklich unserer Meinung nach im ursprünglichen Afrika angekommen…

                                Barfuss, 20 km/h schnell und eine bemerkenswerte Ausdauer

                               Typische Rundhütten in Lesotho

Unseren Campingplatz erreichen wir über eine steile, ungeteerte Passtrasse. Nachdem wir uns eingerichtet haben, machen wir einen Rundgang durch's Dorf. Es hat verschiedene Hütten, in denen man allerlei kaufen kann, sogar ein Friseursalon ist dabei (Fabio sollte dringend wieder mal…;-)). Wir buchen für den nächsten Tag ein Pony-Trekking mit den für Lesotho typischen Basotho-Ponys (benannt nach dem Volk der Basotho, das in Lesotho lebt) und lassen den Abend ausklingen, indem wir dem Chor lauschen, der für die Touristen aus Südafrika auf dem Campingplatz singt.

                               Prachtsmähne vor dem Hairsalon, jedoch zu wenig Mumm…

Das 6 stündige Ponytrekking am nächsten Morgen hat es in sich. Es führt zu einem Wasserfall und zu Höhlen mit Bushman-Zeichnungen der San. Ob Fabio (der zum zweiten Mal reitet) das durchhält? Die Massage ist Anne ihm jetzt schon schuldig :-). Da die Ponys sind das typische Fortbewegungsmittel in Lesotho sind und wir uns auf fremde Gebräuche gerne einlassen, muss Fabio da halt durch…über atemberaubende Steigungen und Abgründe, durch Schluchten und an verschiedenen Dörfern vorbei geht es zu den Sehenswürdigkeiten. Unser Guide leitet uns mit unseren Ponys Abhänge rauf und runter, über Geröll, Steine und tiefe Absätze, das würden wir normalerweise nicht einmal wandern. Ein-, zweimal ist von Fabio ein kurzes "Ahh" zu hören, weil er kaum glauben kann, dass sein Pony das durchhält und nicht einfach gleich einknickt. Aber, seine Stute ist zäh und hat irgendwie eine Vorliebe dafür, immer die dümmste Stelle zu suchen, um über schwierige Passagen hinwegzukommen. Fabio hatte die Frauen halt schon immer im Griff ;-). Später werden wir uns sicher gerne an die Offroad-Ponys erinnern, aber im Moment müssen wir auf die immer wiederkehrenden  Adrenalinschocks einstellen und den Ponys vertrauen.

                           Guten Mutes am Anfang des Ritts… Fabio und seine neue Freundin

Die Zeichnungen der San, die wir in Höhlen besichtigen, zu denen wir nun selbst steil hinabkrachseln müssen, sind zwar längst nicht so alt wie diejenigen, die man andernorts besichtigen kann, aber trotzdem recht beeindruckend. Die San sind vor ca. 500 Jahren in Lesotho eingewandert und haben sich erbitterte Auseinandersetzungen mit den Basotho geliefert, weil sie Elands jagten, die für die Basotho heilige Tiere waren. Die Basotho sollen nach den Erzählungen unseres Guides die San letztlich vertrieben haben, indem sie, in Höhlen versteckt, über das Echo der Berge so einen Lärm gemacht haben, dass die San ein ganzes Heer an Basotho vermuteten und geflohen sind. Nach 6 Stunden Ritt über Stock und Stein legen wir zum Schluss – zur Freude von unserem Jockey Fabio – noch einen Trab ein (obwohl ihm der Hintern schon weh tat), bevor wir zurück im Camp, auch angesichts der Hitze, nur noch mit Mühe vom Pferderücken rutschen. Der Ausflug war definitiv ein Erlebnis und das folgende Bier echt verdient!

Am nächsten Morgen wählen wir nach kurzer Beratschlagung mit dem Camp-Besitzer eine Off-Roadstrecke, um im Landesinnere von Lesotho zur nächsten Hauptstrasse zu kommen. Andernfalls müssten wir einen rechten Umweg fahren und der Camp-Besitzer ist sich sicher, dass die Strecke mit Mani kein Problem ist. Dazu muss man wissen, dass es in Lesotho auch im Sommer häufig regnet, weil sich die Wolken an den Bergen verfangen und die Pisten dementsprechend "gut" sind…Echtes Offroad ist angesagt, teilweise geht es nur im Kriechgang über halbe Krater, hohe Steine, links und rechts Abhänge. Einmal steht das Auto in einem Loch so schräg, dass wir denken, es muss gleich kippen, vor allem, weil Mani sich richtig aufschaukeln kann. Unser dritter Reisegefährte meistert aber alle Passagen mehr oder weniger mühelos, auch wenn wir aufgrund der schlechten Strasse fast einen ganzen Tag für die geforderten 60 km benötigen. Da Sonntag ist, treffen wir inmitten der Berge immer wieder vornehm gekleidete Einheimische an, die auf dem Weg in die Kirche sind. Dabei legen sie oftmals nicht weniger als 15 – 20 Kilometer zurück (hin und zurück) und das in ziemlichen Steilhängen, bei grösster Hitze und mit Regenschirmen als Sonnenschutz (Chapeau!).

Als wir so auf der Strasse dahinschlendern sind wir nicht schlecht überrascht, als uns mehr oder weniger im Nirgendwo ein Toyota mit deutschem Kennzeichen entgegenkommt. Sofort wird gestoppt, sich freundlich begrüsst und Reiserfahrungen ausgetauscht. Wir beschliessen, gemeinsam eine Campingmöglichkeit zu suchen und da sich in der Umgebung weit und breit kein Campingplatz findet, stellen wir uns einfach wild an einen Stausee mit schönster Aussicht. Andrea und Mike kochen für uns einen Eintopf im afrikanischen Potje, wirklich super lecker! Dazu ein guter Rotwein und das echte Overlander-Feeling ist perfekt... Als es dunkel ist, kommt ein Officer in Uniform vorbei und möchte wissen, warum wir dort mit unseren Autos stehen. Zunächst recht reserviert ist das Eis nach einigen Scherzchen, zwei Glas Rotwein und Zigarillos sowie Lollis für seine Kinder dann gebrochen und wir dürfen als seine "new friends" auf unserem Platz stehen bleiben. Bei den ständigen Funkanrufen seiner Kollegen mussten wir dann stillhalten (…und uns das Lachen verkeifen), weil er sein obligates "no problem" durchgeben musste. Manchmal funktioniert Afrika halt doch ganz einfach…

                               Ein gutes Tässchen in Ehren kann keiner verwehren ;-)


                                Overlander Frühstück

Seit wir am Vortag dummer Weise in Lesotho (Roma) getankt haben, haben wir mit einem unglaublichen Leistungsabfall zu kämpfen. Mani kommt nur noch im ersten Gang selbst auf Teerstrasse den Berg nach oben und so nutzen wir Mikes Mechanikerwissen und tauschen am nächsten Morgen gleich noch den Diesel-Vorfilter aus, der völlig verdreckt ist. Andrea, Mike, an dieser Stelle nochmals tausend Dank für Eure Hilfe, das gemütliche Beisammensein und das wunderbare Abendessen!

Als nächstes Ziel wird der Sani-Pass anvisiert. Die Weiterfahrt führt über ähnlich schlechte Pisten wie am Vortag und Serpentinen hoch und runter. In Lesotho verkehren zwischen den einzelnen Dörfern immer wieder kleine Toyota- oder Mitsubishi-Büsschen, bei denen wir uns jedesmal von Neuem fragen, wie sie ohne Bodenfreiheit und mit mindestens 15 Personen statt der zugelassen 8 die Strassen überhaupt befahren können. Aber die Busfahrer scheinen immer einen Weg zu finden, selbst schlechteste Passagen ohne Blessuren zu überwinden. Gegen späten Mittag geht dann ein unglaubliches Gewitter nieder und so sind die Strassen an einigen Stellen nur noch eine Schlammschlacht, an anderen Stellen ist die ganze Strasse weggespült. Aber auch das erledigt Mani zu unserer Zufriedenheit, auch wenn wir einmal recht ins Rutschen kommen. Das Verwunderliche dabei ist, dass die überfüllten Busse immer noch fahren…

                                            Dirty Roads in Lesotho

Eigentlich wollen wir heute noch über den Sani Pass, den steilsten Pass Südafrikas und mit 2874 m auch nicht gerade niedrig, angesichts des Wetters sind wir aber gezwungen, vorher irgendwo zu übernachten. Wir halten auf einem der vielen Pässe an drei Strohhütten, bei denen ein Schild mit "Riverside Backpackers" steht. Die Besitzerin ist sehr herzlich und so dürfen wir unser Lager in ihrem Garten aufschlagen. Nachdem wir uns eingerichtet haben, fragen wir, ob wir für die Kinder Madagaskar zeigen dürfen und so kommt unser mitgenommenes Kino (Beamer) endlich mal zu dem angedachten Einsatz. Gespannte Kinderaugen vor einem Leintuch in der Rundhütte, freudige Ausrufe, wenn sie eines der gezeichneten Tiere kennen, nach und nach ist die ganze Familie dabei. Wenn man selbst nicht in Lesotho gewesen ist, kann man die Lebensumstände wahrscheinlich nur erahnen: Blanker Steinboden, drei alte Holzstühle, eine Kochstelle und drei Matratzen auf dem Boden, auf denen sich 6 Kinder und 3 Erwachsene aneinander kuscheln und den Film schauen. Kein fliessend Wasser, kein Strom, aber alle machen einen glücklichen und zufriedenen Eindruck. Selbst die Kleinsten sprechen englisch und sind gut erzogen und so ist die Übernachtung eine unvergessliche Erfahrung. Wir lassen am nächsten Morgen noch Malsachen für die Kinder da (tausend Dank an Oli und die GKB!) und machen uns dann bei schönstem Wetter zum Sani Pass auf.

                                Kinoplatz, Wohnzimmer und Küche in einem Raum

                                             …das ist er wirklich!

Der Sani Pass ist dann ein echter Nervenkitzel: Schlechteste Strassen hinauf zum Sani Pass, oben das Top Chalet (höchstes Pub in Afrika) und der Weg nach unten steilste Serpentinen, die es in sich haben, mit Schlaglöchern und engen Kehrungen, bei denen wir zweimal korrigieren müssen, weil Mani's Wendekreis zu gross ist. An der Seite geht es steil nach unten und so ist Anne bemüht, trotz Festklammern am Armaturenbrett und wiederholtem "langsam!, oh nein, oh nein" die tolle Aussicht zu geniessen während Fabio die Strecke hervorragend meistert. So ist das mit den echten Offroad-Angsthasen ;-)…

                                Muss man fast gewesen sein…

                                Blick vom Sani Pass

Als wir am südafrikanischen Grenzposten ankommen, treffen wir auf zwei Schweizer, Patrick und Hannes, die sich uns kurzerhand anschliessen. Wir fahren zu einem Camp am Fusse des Sani Passes, an dem wir mit Lilli und Steffen verabredet sind, zwei Overlandern aus Deutschland, mit denen schon Oli und Corinne die Westroute bereist haben. Endlich hat ein Treffen geklappt! Erfahrungen werden ausgetauscht, die üblichen Auto-Probleme diskutiert und bei Gulasch und Shisha ein unterhaltsamer Abend verlebt. Unsere Lesotho-Erfahrungen waren wohl noch "human" gegen die von Patrick und Hannes, die sogar abgerutschte Hänge von den Pisten räumen mussten, um überhaupt weiterzukommen. Nochmals vielen Dank an dieser Stelle an unsere Overlander-Kollegen für die vielen guten Infos und die tolle Zeit, wir haben den Abend sehr genossen! Weil wir für die nächsten Tage im Krüger Nationalpark gebucht haben, trennen sich unsere Wege leider, aber da alle über kurz oder lang nach Mosambik weiterreisen und die Ostroute fahren, werden wir uns sicher bald wiedersehen. Wir freuen uns darauf und Afrika ist, so sagt man, unter Reisenden ziemlich klein :-).

                                Endlich wieder einmal Schweizer – Deutsch …
 
Wir haben nun 750 Kilometer Strecke bis zum Krüger vor uns. Um das monotone Fahren zumindest etwas abwechslungsreich zu gestalten, machen wir zwei Zwischenstopps und übernachten jeweils in Nature Reserves mit Stausee. Grillen in schönster Umgebung, die Zebras und Antilopen in direkter Sichtweite neben Mani, das entschädigt für viele Fahrkilometer…

                                Abendstimmung im Wagendrift Nature Reserve


5 Kommentare:

  1. Es ist sehr interessant und spannend Eure Abenteuer mitzuerleben!Briliant!

    Die Afrika-reiselust kann auch ansteckend sein!Und Mann kommt auf die Idee eine Family Reise mit (3) Kinder zu organisieren.Ob das klappt.. sehen wir!!! Vielen vielen Dank fuer die "Ansteckung" Dafuer muss mama sich zuerst "Frei" nehmen! :)

    wir wuenschen Euch noch viele tolle Erlebnisse und bleibt gesund!

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  2. Tolle Bilder, tolle Abenteuer!!
    Gruass us dr kalta Schwiiz
    - oliver & corinne -

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    1. Liebe Anne und Fabio, ihr erlebt ja viele Situationen, in die ich nicht in meinem jetzigen kleinen "sofamäßigen" Leben kommen müßte! Herrlich Eure Tour mit den Basotho-Ponys. Ich bewundere Euch!! Und toll, wie ihr es schafft, Euch durch kritische Kontrollen zu bringen. Ebenso ist es super, daß Euch so viel Hilfe duch Einheimische entgegengebracht wird. Wie schön, daß ihr mit allerlei kleinen Geschenken für Eltern und Kinder revanchieren könnt. Also: weiter "Glück auf". Gruß aus Kiel Edda.

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    2. Hatte doch tatsächlich den zweiten Teil vom 14. über Lesotho nicht gelesen, ja, ja, das Leben an der Küste ist halt hektisch
      und hart. Einfach göttlich und lobenswert: Fabio als grosser
      (Rodeo)Reiter, Amerika ruft! Tolle Beschreibung, schöne Fotos.
      Wir haben ja eben geskypet. Meine Gedanken begleiten euch
      täglich -oh Schreck. Dicker Kuss von Momi

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