Montag, 13. Februar 2012

Quirliges Harare und kein Fisch…


Nach viel Kultur am Great Zimbabwe Monument zieht es uns nach Harare. Für die rund 350 km Strecke bis zur Stadt benötigen wir länger, als erwartet und so treffen wir in dieser hektischen Metropole erst am Abend und mit einem heftigen Gewitter im Gepäck ein. Die Strassen schwimmen nur so, tausende Menschen sind trotz des Regens unterwegs und man merkt schnell, dass in afrikanischen Grossstädten nur eine Verkehrsregel gilt: das Recht des Stärkeren (zum Glück mangelt es Mani zumindest daran nicht;-). Rote Ampeln werden einfach überfahren, Einbahnstrassen missachtet (auch von uns) und die Strassenschilder, die man gelegentlich in der Fahrbahnmitte auf dem Grünstreifen findet, weisen auch nicht unbedingt in die korrekte Richtung. Glücklicherweise funktioniert unser Navigationsgerät, denn wir müssen auf dem Weg zu dem von uns geplanten Campingplatz einmal quer durch die Innenstadt. Je nachdem welchen Eindruck dieser macht, haben wir eine Lodge als Ausweichstation in der Nähe ausgewählt. Aber, wie das nun mal so in Afrika ist, ist nicht immer alles dort, wo es auf dem Stadtplan eingezeichnet wurde. So finden wir weder das Camp Site noch die vermeintliche Lodge und da es bereits dunkel ist und die Strassen in Harare durch riesige Schlaglöcher bestechen (die bei nichtvorhandener Strassenbeleuchtung nur schwer frühzeitig auszumachen sind), sind wir gezwungen, in der nächstbesten Lodge einzukehren. Diese kostet uns happige 105 Dollar für die Nacht, obwohl einer der Portiers zuvor sogar noch seine Hilfe anbietet und sich mit uns auf die Suche nach dem Campingplatz begibt. Mit den entsprechenden Ortskenntnissen finden wir danach den Campingplatz zwar relativ schnell, dieser wird aber gerade renoviert und ist geschlossen. So beissen wir halt in den sauren Apfel und gönnen uns das Hotelzimmer und gleich noch ein Abendessen mit Buffet dazu. Bei solch einem Preis-Leistungsverhältnis würde man in Europa ziemlich schnell pleite gehen, denn das Badezimmer ist völlig verschimmelt, die Betten durchgelegen und die Bettwäsche klebt so komisch, dass wir in unseren Kleidern schlafen. Dafür können wir am nächsten Morgen das Internet kostenlos benutzen und so haben wir Zeit, uns eine nette Unterkunft in Harare zu suchen. Wir kehren in der "It's a Small World"-Lodge ein, einem sehr netten Backpacker mitten in Harare im Botschaftsviertel. Campen kann man für 7 USD/p.P. die Nacht, grosse Küche, Bar und Internet inklusive. Da bei unserer Ankunft der Strom im ganzen Viertel ausgefallen ist, können wir nicht einmal die Toilette benutzen. Wir machen uns deshalb auf die Suche nach einem Restaurant (mit Generator) und gönnen uns mal wieder ein echtes Fast Food- Chicken im "Chicken Inn". Am nächsten Tag haben sie wenigstens das Problem mit der Pumpe gelöst und da wir ohnehin für Fabio das Visum für Malawi besorgen wollen, stört es wenig, dass der Draht (Skype) nach Hause noch nicht funktioniert. Um die Malawische Botschaft zu finden, benötigen wir den ganzen Vormittag, denn die im Internet angegebene Adresse stimmt nicht mehr, "umgezogen", sagt man uns. Wohin?, das kann uns keiner so recht beantworten. Nach viel "Herumkurverei" finden wir irgendwann zwar ein Schild mit "Embassy of Malawi ahead", danach ist aber die Suche nach einem Hinweis auf dieses kleine, aber sehr schöne Land im südlichen Afrika vergebens. Nach weiterem Durchfragen endlich angekommen, dauert es bei der Botschaft geschlagene 2 ½ Stunden, um das Visum zu bekommen. Das gute Stück kostet uns 150 USD und wir sind nach dem ganzen Hick Hack fast drauf und dran, Malawi von unserer Reiseliste zu streichen. Irgendwas hat die Schweiz falsch gemacht ;-), denn Anne benötigt kein Visum, sondern erhält an der Grenze ein kostenloses Entry Permit. Aber, auch ihr wird das Lachen noch vergehen, denn wie wir am Abend von zwei Schweden in der Lodge erfahren, soll es in Malawi ein neues Gesetz geben, dass Frauen keine Hosen mehr tragen dürfen. Erinnert irgendwie an Europa vor zweihundert Jahren…Wir trauen unseren Ohren kaum, können im Internet aber nicht herausfinden, ob an der Sache etwas dran ist. Vielleicht eine neue (Mini-) Rock-Initiative, um den Tourismus anzukurbeln? Wir werden es feststellen, vorsichtshalber werden wir aber vor der Einreise nach Malawi noch ein nettes Röckchen für Anne auf einem der unzähligen afrikanischen Märkte erstehen :-).

                               Strassenmarkt (- Chaos) in Harare

 
                                            Skyline von Harare

Am nächsten Tag machen wir uns auf die Suche nach einem Fachgeschäft für Solarbatterien und Solaranlagen und siehe da, sogar das findet man problemlos in Harare. Unser Kühlschrank schaltet einfach ab, wenn wir länger als einen Tag stehen und so vermuten wir, dass eine der Service-Batterien an Altersschwäche leidet oder vielleicht ein Kabel irgendwo lose ist. Sollte jemand jemals in Harare sein und Fragen zu Solar, Invertern, Wasserpumpen oder ähnlichem haben, können wir "TENDO" wärmstens empfehlen. Sehr kompetent, guter Service und die Problemdiagnose ist schnell getroffen. Nach einem kurzen Check der Batterien und der Kabel steht fest: Kabel alle i.O., aber eine neue Solar-Batterie muss her. Da hier in Zimbabwe offenbar noch niemand eine Solarbatterie in ein Auto eingebaut hat, bekommen wir bei TENDO leider keine in passender Grösse, werden aber vertrauensvoll an eine andere Firma verwiesen. Die haben zwar Solarbatterien, aber nur spezielle Gel-Batterien, die sich mit unserer zweiten, noch funktionierenden Service-Batterie nicht vertragen (anderes Ladeverhalten, Altersunterschied etc.) und so müssten wir gleich beide Batterien tauschen. Das müssen wir uns angesichts des Preises von 380 USD pro Batterie nochmal überlegen und fahren unverrichteter Dinge wieder zur Lodge. Nach langen Recherchen im Internet über Solar, Solarbatterien, richtiges Laden/Entladen etc., ringen wir uns durch, zwei neue Batterien zu erstehen. Wir fahren deshalb erneut bei der Firma vorbei und bestellen die beiden Batterien. Als wir am nächsten Morgen für den Einbau vorbeikommen, stehen für uns anstelle der Gel-Batterien andere Solarbatterien bereit, die mit Säure, aber dickeren Bleiplatten als normale Batterien und einem speziellen Vlies zwecks Bindung arbeiten. Wir sind erst einmal überrascht und nicht bereit, 760 USD für etwas zu zahlen, das wir nicht abschliessend beurteilen können. Also fahren wir wieder quer durch die Stadt zur Lodge, um im Internet zu recherchieren;-). Es handelt sich offensichtlich um die neueste Technik für Solarbatterien und wenn man den unzähligen Internetseiten Glauben schenken darf, haben beide Typen, Gel-Batterie und AGM-Batterie, ihre Vor- und Nachteile bei der Solarbenützung. Also fahren wir nochmals zur Werkstatt, um nun die Batterien einbauen zu lassen. Und dann die grosse Überraschung... Obwohl sie uns versichert haben, dass alle Solarbatterien die gleiche Grösse haben, sind die Batterien einschliesslich der Kontakte 1,5 cm zu hoch, weil die Kontakte nicht wie bei unseren Batterien "versenkt" sind, sondern einfach oben aufsitzen. Europäische Abmessungen, afrikanische Abmessungen… Wir finden keine Möglichkeit, die Batterien ins Auto einzubauen, ohne nicht einen Kontakt mit der Kühlerhaube und damit einen Kurzschluss zu riskieren. Die ganze Aufregung also umsonst. Die nächsten zwei Tage verbringen wir damit, nach einer passenden Solarbatterie zu suchen und als wir endlich eine finden, die auch noch zu unserer zweiten, noch funktionierenden Service-Batterie passt (bis auf's Alter), ist die Fixierung im Motorraum ein kleines Stück zu niedrig. Auf unserer Suche nach den Batterien haben wir auch einen "Car-Electric"-Shop gefunden, in dem wir auf eine Verlängerungsmöglichkeit der Metallhalterung hoffen. Wir werden leider nicht fündig, werden aber - wie so typisch für Afrika - von einem Einheimischen angesprochen, was unser Problem sei, er habe uns nun schon zum zweiten Mal vor dem Auto-Electric Shop gesehen. Wir erklären unser Anliegen und er bietet kurzerhand seine Hilfe an. Ihm gehört eine der Hinterhofgaragen nebenan und so sind seine Leute fast 2 Stunden dran, uns eine Verlängerung zu basteln, um die Batterie so zu fixieren, dass sie jeder Offroadstrecke stand hält. Am Ende kostet es wieder einmal nichts, sie seien einfach stolz, dass sie uns als Touristen helfen können. Na ja, wir lassen deshalb wie fast schon üblich zumindest einen kleinen Obolus für die Tip-Box und eine Flasche Cola für die "erhitzten Gemüter" da (die Reparatur fand natürlich draussen in der Sonne bei fast 40 Grad statt). 

Nun wollen wir wenigstens auch noch etwas von Harare sehen, obwohl wir die "Stadtrundfahrt" eigentlich schon hinter uns haben und so erkunden wir die Stadt nochmals, diesmal jedoch zu Fuss. Fast 10 km an einem Tag, vorbei am Präsidentenpalast, den Botanischen Gärten, durch die Innenstadt mit ihren modernen Hochhäusern und über afrikanische Märkte. Nach den vielen Autofahrkilometern sind wir das Laufen fast nicht mehr gewöhnt und so knobeln wir, wer sich am Abend zum Kochen noch in die Küche stellen darf :-). Anne zieht die Schürze an ;-)…

Sieben Tage Harare sind Chaos-Dosis genug, auch wenn uns diese lebendige und abwechslungsreiche Stadt sehr gefallen hat. Wir sind nun froh, dass wir gut gerüstet Richtung zimbabwische "Südsee" zum Lake Kariba fahren können. Unterwegs machen wir, da es schon wieder heftigst gewittert, an einem Bird Park am Chivero Lake Halt, der zu unserem Glück auch Campingplätze anbietet. Dort treffen wir auf Helen und Hans, zwei Teilzeit-Aussteiger aus Langnau, die jedes Jahr für 3-4 Monate in Afrika unterwegs sind. Uns gefällt es so gut, dass wir noch eine Nacht verlängern und uns von den Besitzern des Bird Parks die Geschichte ihrer Farm erzählen lassen. Der Bird Park besteht seit über 20 Jahren und nimmt verletzte Raubvögel aus dem gesamten südlichen Afrika auf, um sie, wenn möglich, wieder auszuwildern. Neben den Vögeln haben auch ein dutzend verletzter und gequälter Pferde, zwei Zebras, ein verletzter Vogelstrauss und allerlei anderes Getier Unterschlupf gefunden. Fabio kann am See erstmals seine Angelkünste testen und wir sind im nachhinein froh, dass er uns nicht ernähren muss :-). Zum Glück wurde er auch nicht von einem der unzähligen Krokos oder Hippos im See gefressen, die einen stets aus nicht allzu weiter Entfernung misstrauisch beobachten.

                                            Bescheidene Anglerfreude ohne Fang

Am nächsten Tag erreichen wir den Kariba Lake, der zu den fünf grössten Stauseen der Welt zählt. Beeindruckende Gegend, aber unglaublich schwül!  Insbesondere die Fahrt zum See führt durch eine angesichts der Regenzeit unglaublich grüne Hügellandschaft. Übernachten kann man in verschiedenen Camps direkt am See und so kommt es, dass einem in der Dämmerung die Hippos ums Auto laufen. Sie interessieren sich jedoch weniger für uns als wir für sie und es ist für uns schon faszinierend, diese Kolosse in der Abenddämmerung zu bestaunen.

                                Blick von der Lake Kariba - Staumauer        

Angesichts der Temperaturen, die einen auch nachts kaum schlafen lassen, halten wir es am See nicht lange aus und machen uns nach zwei Tagen wieder auf zu unserem nächsten Ziel, den Victoria-Fällen. Da es in letzter Zeit viel geregnet hat, gehen wir davon aus, dass die Wassermenge um diese Jahreszeit ein richtiges "Fall-Spektakel" verspricht. Die breitesten Wasserfälle der Welt sind zweifellos eines der grössten Naturschauspiele Afrikas. Sie sind etwa 1,7 km breit und pro Minute stürzen ungefähr 550 Mio. Liter Wasser in eine 100 Meter tiefe aber enge Schlucht. Zu den Fällen gelangt man vom Kariba-Lake nur über eine ca. 350 km lange "Dirty-Road", die streckenweise ihrem Namen alle Ehre macht. Tagsüber ziehen immer wieder Gewitterwolken auf und es regnet heftig, wenn auch nur kurz. So hat Mani schon nach kurzer Zeit seine Kriegsbemalung angelegt…
Die Region, welche wir gerade durchqueren, ist die ärmste des Landes und wir bekommen tatsächlich den Eindruck, dass dieses Fleckchen Erde in Vergessenheit geraten ist.

                                Typisches Landschaftsbild im Norden Zimbabwes

Auf der gesamten Strecke zu den Victoria-Fällen gibt es keine Tankstelle, keine vernünftige Übernachtungsmöglichkeit und keine grössere Ortschaft, sondern nur versprengte Ansammlungen von Hütten der Einheimischen und alle 50 bis 100 km eine Schule. Immer wieder treffen wir Frauen, die mit einem US-AID – Sack auf dem Kopf die Strassen entlang laufen. Die Kinder in der Region legen täglich bis zu 10 km Schulweg zu Fuss(pro Weg!) zurück und müssen teilweise in der Schule übernachten, wenn der Regen die unzähligen Flüsse, anschwellen lässt und die Strassen unpassierbar werden. Da auch wir aufgrund des heftigen Regens nicht weiterfahren können (oder wollen), nutzen wir die Gelegenheit und halten an einer Primary School. 370 Paar Kinderaugen schauen uns durch den Regen erwartungsvoll aus den Schulgebäuden ohne Fensterglas an, als wir Mani auf dem Schulhof parken. Wir werden sofort vom Schulleiter in sein Büro gebeten, Touristen kommen bei ihrer Schule offensichtlich eher selten vorbei. Wir tauschen Erfahrungen über das Schulsystem in Zimbabwe und Deutschland/der Schweiz aus und stellen fest, dass man den Bildungsstandard, wie vieles andere auch, in keinster Weise vergleichen kann. Auch wenn Zimbabwe einige sehr gut ausgebildete Fachkräfte besitzt, sind in den ländlichen Gebieten die Lehrmittel äusserst knapp und der Analphabetismus hoch. Nur wenige Familien können sich die Schulgebühren von 10 USD pro Trimester und Kind leisten. Für 50 Kinder gibt es einen Lehrer, wobei diese in den seltensten Fällen studiert haben, Lehrbücher sind praktisch kaum vorhanden und auch sonstige Mittel wie Pinsel und Tusche für den Malunterricht gibt es viel zu wenig. Umso erfreuter ist der Schulleiter, als wir die in Südafrika gekaufte Kreide, einige der bunten Malstifte von Oli (wieder einmal danke an die GKB!), englische Kurzgeschichten und eine kleine Spende da lassen, bevor wir uns wieder auf die Weiterfahrt machen.

Nach einigen Kilometern im Nirgendwo treffen wir auf einen Pick-Up mit etwa einem Dutzend Insassen (oder sollten wir sie besser "Aufsitzer" nennen :-), der in den Seitengraben gerutscht ist. Einige liegen unter dem Auto und versuchen offensichtlich verzweifelt, irgend etwas wieder anzuschrauben. Wir halten und fragen, ob wir helfen können. Wie sich herausstellt, ist ihnen der ganze Tank abgefallen und ihnen fehlt das Werkzeug, um ihn wieder anzuschrauben. Da ist schnell geholfen, denn zum Glück haben wir den passenden Schraubenschlüssel dabei. Auch der beim Rutsch in den Graben etwas lädierte Vorderreifen ist schnell geflickt. Um so erstaunter sind wir alle, als das Auto partout nicht anspringen will, nachdem wir es mit vereinten Kräften zurück auf die Strasse geschoben haben. Die Batterie? Wir überbrücken, aber das Auto springt trotzdem nicht an. Wie die Afrikaner in solchen Situationen so sind, wird dann eben kurzerhand das ganze Auto in do-it-yourself-Manier auseinandergeschraubt. Und mit dem richtigen Werkzeug der netten Touristen aus Deutschland und der Schweiz ist man zumindest auch sicher, später wieder alles an seinem ursprünglichen Platz anbringen zu können :-). So bauen sie die Zündkerzen und die Einspritzpumpe aus, um sie zu reinigen, hantieren am Anlasser herum und nehmen alle der ca. 30 Sicherungen heraus, ohne dass wir uns sicher sind, ob sie wirklich wissen, was sie da tun…Das Auto springt trotzdem nicht an und obwohl wir anbieten, sie abzuschleppen bzw. zumindest ein Stück zu ziehen, damit der Wagen allenfalls in Bewegung wieder anspringt, bestellen sie einen befreundeten Kollegen von einer Werkstatt aus einem 40 km entfernten Örtchen via Handy, das erstaunlicherweise in dieser Gegend funktioniert. Vermutlich wollen sie unsere Zeit nicht noch weiter in Anspruch nehmen, ihr Weg führt auch in die Gegenrichtung.

                                Hat vermutlich am wenigsten Ahnung von allen ;-)

Uns haben diese leider erfolglosen Hilfsbemühungen den ganzen Nachmittag gekostet und so ist es aussichtslos, dass wir das von uns geplante Camp noch erreichen. Wir halten an einer Ansammlung von Hütten und fragen freundlich, ob wir übernachten dürfen. In der nördlichen Region Zimbabwes sprechen noch lange nicht alle englisch und so können wir mehr oder weniger nur mit Händen und Füssen in Erfahrung bringen, dass es auf der anderen Seite der Strasse einen "Truck Stop" gibt, an dem Reisende oder verspätete Touristen wie wir im Nirgendwo campieren können. Die Leute sind wie schon bisher unglaublich freundlich, innert kurzer Zeit haben wir unzählige um unser Auto herum. Dem "Chief", der etwas englisch spricht, bringen wir ein Gewürz aus der Schweiz und Süssigkeiten für die Kinder vorbei und bedanken uns, dass wir bleiben dürfen. Sie sind so gerührt, dass sie wenig später mit einer handgefertigten Tonschale an unserem Auto auftauchen, die sie uns schenken wollen. Man kann sich in Afrika angesichts der Lebensumstände manchmal fragen, wie die Menschen überleben können, man kann sich an den Kopf fassen, weil sie kaputte Wasserrohre nicht reparieren und hunderte Liter Wasser pro Tag in den Boden sickern lassen und die Wasserhähne auch schon mal quer in die Wand geschraubt sind, aber die Menschen haben uns bisher einfach nur begeistert. Man kann die Gastfreundschaft wirklich kaum beschreiben und wir würden allen Bloglesern unheimlich gerne mehr von den Menschen hier und ihrem Leben zeigen, aber die Erlebnisse lassen sich nur schwer in Fotos oder Worten einfangen.

Am nächsten Morgen brechen wir früh auf, um die letzten Kilometer Richtung Victoria-Fälle in Angriff zu nehmen. Bevor wir an die grössere Mainroad einbiegen noch ein Kuriosum besonderer Art: Irgendwo im Nirgendwo, eine schwarzweisse Barriere, davor ein kleiner Mann mit einem kleinen Fliegenkäscher und einer Dose Insektenspray… "Tse Tse Fly Controlpoint"… wir amüsieren uns köstlich… der liebe Kerl fragt uns, ob wir Tse Tse Fliegen (übelstechende aggressive Fliegen, eine Art Bremse, die die Schlafkrankheit übertragen kann) an Bord haben. Nun, wir antworten mit "ja" und zeigen ihm die von uns zuvor zermatschte Fliege hinten im Auto. Das stellt den Wächter zufrieden und er lässt uns weiterziehen. Natürlich interessiert uns diese kuriose Situation und so fragen wir, wie er denn sicherstellt, dass die Tse Tse – Fliegen nicht von alleine seine Strassen-Barriere überqueren. Das sei eine gute Frage und er könne uns darauf keine eindeutige Antwort geben, gibt er lachend zu… wir verabschieden uns und fahren weiter.
Hier gilt anzumerken, dass Sambia und Zimbabwe vor nicht allzulanger Zeit (1960) eine schlimme Tse Tse Fliegenplage hatten und danach rigoros durchgreifen mussten, mit Strassensperren und flächendeckendem Versprühen von Gift, das jedoch nicht nur die Fliegen getötet hat… die Strassensperren sind bis heute geblieben.

                                Very important job

Wieder auf der Teerstrasse begegnen wir einem Lieferwagen, der mitten auf der Strasse steht, rundherum vor allem Frauen und Kinder und drei Männer, die so heftig Winken und Gestikulieren, dass wir anhalten, auch wenn wir insgeheim denken "nicht schon wieder, wir kommen nie an…". Nun ja, Ihnen sei das Benzin ausgegangen, erklärt uns der Fahrer. Er selbst hat die Frauen und die Kinder aufgelesen, die auf dem Weg zu einem Spital sind. Eines der kleinen Kinder hat eine ziemlich üble Entzündung im und um das Ohr herum, die wirklich nicht gut aussieht und längst hätte behandelt werden müssen. Also funktionieren wir Mani kurzerhand zum Ambulance-Taxi um und bieten an, die Mutter mit ihrem Sohn zur Klinik zu bringen sowie den Fahrer zur nächsten Tankstelle mitzunehmen. Schneller als wir gucken können, haben wir nicht nur Mutter und Sohn, sondern zwei Mütter, vier Kinder und einen Alten hinten im Auto und den Fahrer auf dem Beifahrersitz. Nun heisst es: Anne Bauch einziehen und ein freies Plätzchen im eigenen Auto suchen;-)! (man beachte: hinten links)

                                Mani goes to clinic

Nachdem wir unsere Fracht abgeladen haben, machen wir noch einen Abstecher zum Hwange Nationalpark, der auf dem Weg zu den Vic-Falls liegt und bei dem wir uns nicht sicher sind, ob wir ihn zu dieser Jahreszeit besuchen können. Der Nationalpark hat zwar geöffnet, aber die Ranger beantworten unsere Fragen so ehrlich, dass wir uns gegen einen Besuch im Park entscheiden. Die Strassen seien teilweise kaum befahrbar und man benötige aufgrund des dichten Buschs während der Regenzeit schon viel Glück, um überhaupt Tiere zu sehen. Nach unseren Shooting-Erfolgen im Krüger Nationalpark sind wir daher nicht gewillt, die wieder satte Entry Fee von 50 USD für 2 Personen und das Auto und 30 USD pro Nacht zu bezahlen. Wir fahren zurück Richtung Hauptstrasse und treffen kurz vor dem Parkausgang auf weitere Gestrandete. Diesmal Parkranger, die fragen, ob wir Ihnen bei einem gerissenen Kabelzug des Gaspedals helfen können. Wir haben nichts dabei, um einen gerissenen Kabelzug zu fixieren (das werden wir uns definitiv noch schnellstmöglich zulegen!), also probieren wir es mit verschiedenen Schellen, die aber dem Zug nicht standhalten. Hilfe bringt letztlich ein einfaches Stück Draht, mit dem wir mit vereinten Kräften die gerissenen Enden unter Spannung so lange umwickeln, bis es hält. African Style :-). Bis zur nächsten Garage sind sie hoffentlich gekommen… (vermutlich fahren sie auch heute noch mit dem Provisorium rum…). Für uns bedeutet das aber wieder, dass wir es nicht mehr vor Einbruch der Dunkelheit zu den Vic-Falls schaffen. Wir fahren zwar noch ein Stück, auf den ganzen 165 km zu den Fällen gibt es aber keine vernünftige Übernachtungsmöglichkeit. Also halten wir kurzerhand und anfangs sehr zum Unbehagen von Anne an einem 24 Hour Truck Inn. Kleiner Mani zwischen ca. 50 Trucks, ebenso viele Fahrer, nicht wenig erstaunt, dass zwei europäische Touristen zwischen ihnen parken wollen und Anne die einzige Frau… Anyway, Anschluss ist schnell gefunden und sie bieten uns sehr freundlich an, über Nacht zu bleiben. Der Inhaber wird sofort gerufen und so zahlen wir 5 USD für den Platz. Wenn schon, denn schon, machen wir es richtig wie die Trucker und so stellen wir uns mit einem Dutzend von ihnen in der Schlange für die Essensausgabe an. Es gibt Sadza, gemacht aus einem speziellen Mehl und Wasser, im Prinzip geschmacklos, von der Konsistenz wie Kartoffelpürre, dazu Gemüse, das aussieht wie Grünkohl und ein Stückchen Hühnchen für zwei USD pro Person. Es schmeckt nicht schlecht und wenn man das entsprechende Bier zum Nachspülen hat, kann man fast schon von einem Gourmetessen sprechen... Mani wird von einigen Truckern gegen ein kleines Trinkgeld auch noch von den Kampfspuren der letzten Tage gereinigt und wir können nur in allerletzter Sekunde verhindern, dass sich einer der übereifrigen Wäscher direkt auf unsere Solarpanele stellt, als er mit dem Lappen auf dem Autodach herumspringt. Die Nacht ist eher unruhig, die ganze Zeit plärrt das Radio mit afrikanischer Musik über den Platz (das Truck Inn ist schließlich 24 Stunden geöffnet….), es ist ein ständiges Kommen und Gehen und ganz wohl fühlt sich nur Fabio (während Anne Wache hält :-).

                                Nicht der Groesste von allen... aber fast...

Nun sind wir endlich an den Victoria-Fällen angekommen und nächtigen in einem netten Backpacker mit internationalem Publikum. Wir treffen auch gleich auf zwei Weltenbummler aus der Schweiz, Nicole und Dieter, die die gleiche Route fahren wie wir und mit denen wir vielleicht ein Stück unserer weiteren Reise bestreiten können. Gemeinsam erkunden wir das Naturschauspiel der Victoria-Fälle. Die Wassermassen sind wirklich ohne Worte und so scheuen wir auch die kühle Dusche nicht, die man vom Sprühnebel ziemlich schnell abbekommt. Wenn wir schon hier sind, lassen wir es uns nicht nehmen und werden einen Rundflug über die Vic-Falls buchen… mehr dazu jedoch in unserem nächsten Eintrag;-)

                                Schweizer trifft man ueberall...



                                             Kitschig genial...

 
                                Das war am Anfang des Rundgangs

5 Kommentare:

  1. hallo zusammen,

    ich bin richtig neidisch über all die Erfahrungen die ihr sammeln dürft. Keep on posting - i'll be reading...

    AAK

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  2. Hi Abenteuerer!

    Ihr bleibt nur ein Baneteuer ersparrt - europas schnee&kaelte!
    Wenn mann sieht das Thermometer auf Eure blogg wird echt neidisch!

    Ihr sieht toll aus und bleibt gesund!
    Mani is ein Super -David!

    viel viel spass&freude

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  3. Hi Hi Hi,
    Abenteuer-Heros!

    P.S. Ihr bleibt nur ein ABENTEUER ersparrt........

    Eure brilliante Reise mit wunderbare bilder & berichte ist ein Brilliant!
    Ich finde es supertoll wie Ihr die Reise duchmacht und hilft dort, wo mann helfen kann, und es gebraucht wird!

    bleibt gesund & brottbacken-kenntnisse erfrischen, ein Stehemixer mit Bowl ist ganze Schatz

    liebe gruesse (autocreme) fuer Mani

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  4. Hi Guys
    Thank you for your permanent great stories and pictures about your trip in africa.
    We are so proud of you.
    Yesterday, I came back from the golden triangle in Thailand (Thailand, Myanmar and Laos).
    It was a hard experience to find back trough the bush to Bangkok. And yes, I did it;-)
    But, when I see your adventure in Africa, I would like to be with you.
    Enjoy the biggest trip in your life and never forget: we all are happy with you;-))

    Best wishes from Indiana Oli

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  5. Hey iar zwai
    I findas aifach grossartig zum oiri Pricht läsa, Bilder aluaga und uf dia Art "mitraisa".
    Machend witer so und hend oi sorg.
    Vanessa

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